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Villingen /

Ligt nicht weit von Rothweil / an dem Wässerlein Brigt / so Hertzog Berchtoldus IV. von Zäringen erbawet haben solle. Von dem Vrsprung deß Nahmens seyn drey vnterschiedliche Meynungen / wie beym Munstero, vnd Matthaeo Quaden / zu lesen. Es hat allda guten gesunden Lufft / vnd durch alle Gassen lautere lauffende Bäch. Der Marckt ligt mitten in der Statt / vnnd mag einer da zu vier Thoren hinauß sehen / nicht von kleine wegen der Statt / sondern / daß die Gassen also gerad / vnnd Creutzweiß zu den Thoren gerichtet seyn. Alle Ding seynd allda in gutem Kauff. So ist bey der Statt Villingen ein lustig Bad / daß zu den müden Gliedern sehr Nutz ist / die Flüß aufftrücknet / vnd dem Magen dienet. Von Zäringen ist dieser Ort an die Grafen von Fürstenberg / vnd von diesen ferners an Oesterreich kommen; vnnd gehört vnter die Regierung Ensisheim. Jst Anno 1633. vnd 1634. blocquiert / vnnd jhr mit Schwellung deß Wassers hart zugesetzt worden / hat / wie auch in dem nächsten Teutschen Krieg / sich aber jedesmals dapffer defendirt / vnnd hat nicht gewonnen werden mögen. Munsterus lib. 5. cap. 264. Stumpf. lib. 7. c. 30. Matthiß Quaden in Teutscher Nation Herrlichkeit / cap. 28. p. 111. Andernacus de balneis p. 94. Bisaccioni rechnet von hinnen 10. Meilen nach Basel / vngefähr / vnnd auch so viel gen Schafhausen.


Vils /

An einem Wasser / so nahend dabey / vnd oberhalb Füssen / in den Lech fällt / vnnd bey dem BergSchloß Vilsegg / an den Schwäbischen / vnd Bäyrischen / Tyrollischen Gräntzen / nicht gar weit von Reute / aber noch in Schwaben / gelegen. Herr Jacob Wormser / einer vom Adel / nennts in seiner Anno 1561. verbrachten Reyse / ein kleines Stättlein / so damals den Edelleuten von Hoheneck gehört habe / vnd daselbst er / als er in Kempten zu Morgen gessen / vber Nacht blieben ist / auch von dannen seine Reyß nach Jnßprugg fortgesetzt hat. Christophorus Hurterus in seiner Chronographia Alemanniae nova, zeichnet dieses Vils auch als ein Stättlein: Wie dann die Steuren / zu der Ritterschafft Casia, von den vmbliegenden Orthen / dahin geliffert werden sollen. Anno 1615. hat Herr Hanß Thomas von Triembach / zu Tieffenbach / vnnd Weitenegg / Fürstlich. Marggräf. Burgauischer Rath / vnd Pfleger der Herrschaft Jrmatshofen / auffm Wald / etc. sich einen Pfandts Jnhaber der Herrschafft Vilß / vnd Vilßegg / geschrieben. Aber es hat sonsten das jetztgedachte Schloß Vilsegg noch An. 1642. den wolernandten Herrn von Hohenegg gehört: Wie auß einem Brieff damaln zu ersehen gewest ist. Es ist auch ein Vilseck / bey der Vils / nahend Göppingen / auff einem Hügel gelegen / welches Schloß einem Obrist Wachtmeistern / Evangelischer Religion / der es erkaufft hat / gehörig ist.


Vlm.

Woher dieser weitberümbten ReichsStatt Nahmen kommen / vnd wer sie erbawet habe / darinn seyn die Gelehrte nicht einerley Meynung. Philippus Cluverius, vnd Renerus Snoius Goudanus, lib. 1. de reb. Batav. fol. 5. wollen / daß sie vor Zeiten Samulocenis, vnd beym Ptolemaeo Alcimoenis sey genandt worden. Folgends ist / sonders Zweiffels / dieser jetzige Nahm von den Vlmen- oder Rüstbäumen / entstanden / deren es sehr viel in dieser Gegend / als in einem Erdfeuchten Land / geben / so nach der Ordnung / wie die Weidenbäum gestanden / vnd noch darvon die Vlmergassen allhie den Namen haben solle. Daher in dem grossen Chronickbuch zu Nürnberg Anno 1493. gedruckt stehet:

Ulma, decus Sueviae, qua prima aborigine ducat
Principium; nullis fat certum Annalibus extat.
At, quod et antiqua, et praesignis sit, probatipsum.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_260.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)