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oder Frawenthal bey Feldkirch / seinen Anfang bekommen. Stumpfius in Chronic. Helvet. Munsterus in Cosmograph. Lazius de migrat. Gentium, Gerard. de Roo lib. 3. folio 120. oder in dem Teutschen folio 115. Cluverius lib. 1. antiq. Italiae cap. 6. Johan. Gulerus in descript. Rhaetiae, vnd insonderheit H. Joh. Baptista Fuertenbach / der Zeit StattAmman zu Veldkirch / etc. in seinem den 19. Novembris Anno 1640. vnd 4. Janu. Anno 1641. großgünstig gethanen Bericht.

Nächst vnter Feldkirch ligt das Dorff zu der Alten Statt genant / vnd nicht weit darfür hinauß / zu der Rechten Hand / dem Berg zu / der vernambte Fleck Ranckweil / da deß Räthischen / vnd beygelegenen Gebiets / freye Landtgericht / zu vhralten Zeiten gehalten ward / darüber die von Montfort / so man die vom roten Fahnen geheissen / LandtRichter waren / vnd zu Beysässen sechszehen Graffen / vnnd Herren hatten. Vor diesem Landgericht hat / zun Zeiten Königs Clodovaei M. in Franckreich / der H. Fridolinus, wie sein Legend meldet / vnter dem Praesidenten Baldeberto, sein Recht / vnd Erbschafft / so jhme Ursus von Glarus hinderlassen / wider Landolphum. Herrn zu Glarus / besagten Ursi Brudern / erhalten. Dann dieser Ursus, durch das stätige Gebet deß H. Fridolins / von den Todten / vnd auß dem Grab soll seyn erweckt / vnnd der Warheit Zeugnuß geben haben. Mit der Zeit ist besagtem Landtgericht / durch mannifaltig erfolgte Veränderungen der Herrschafften; insonderheit durch die Bündnussen der Eydgenossen / vnd Grawbündter / auch durch andere erlangte Freyheiten / grosser Abbruch geschehen; doch werden noch viel Rechtshändel allda verführet. Es haben allhie etwan die Schwende / Rhätische Edelleuth / jhren Sitz gehabt. Vnter Ranckweyl läßt sich ein Vorspitz deß Gebürgs herfür / dem Rhein zu / darauff / bey der Clausen dieses Lands / das sehr alte Schloß Montfort / oder Starckenberg / gegen Mitternacht stehet. Ist dahin gebawet / durch die vhralten Montfortier / die man achtet / daß sie mit Raeto, auß Italien / in das Algebürg ankommen seyen / vnd sich folgends auß desselbigen rauhe in diese miltere Gelegenheit herunter gelassen / vnd folgends vmbs Jahr 860. vnd hernach / mehrere Ort vmb den Bodensee erkaufft haben / zu welchen hernach auch andere Orth anderswo kommen seyn / vnd sie sich in vnderschiedliche Stämm / vnd Linien außgetheilet haben. Das gedachte Schloß Montfort aber / ist mit der Zeit an Oesterreich kommen. Neben Montfort / gegen dem Rhein / erhebt sich von der Ebne ein Bühel / darauff diese veste Neunburg stehet. Vmb diese beyde Vestungen ligen die Flecken Sulles Sultz / Cazzeses, oder Götzis / vnd andere mehr / wie hievon Joh. Guler von Weineck / Ritter / in Beschreibung der drey löblichen GrauenBündten / vnnd anderer Rhätischen Völcker / im vierzehenden Buch zu lesen; der auch am 223. Blat also schreibet: Nach Götzis / diß halb Embs / quellet auß dem Fluß deß Gebürgs herfür / der edle Vnter Embsische Schwefelbrunn / ein besondere Gabe Gottes / wider mancherley Kranckheiten der Menschen / sonderlich der Weibsbilder. Er ist mit guten Herbergen / vnd allerhandt Notturfft / wol versehen. Nächst bey diesem Schwefelbrunn / wann man gegen dem Bodensee reyset / trifft man an / auch an dem Gebürg hinzu / in ebenem Boden / das Dorff vnter Embs / so verschiener Jahren Graf Caspar von Hohen-Embs / mächtig / mit Erbawung vieler newen Behausungen / vnd mancherley Handwercksstätten / einem zimlichen Stättlein gleich / vnd mit einem herrlichen Fürstlichen Pallast / gezieret / dergleichen weit vnd breyt nit gesehen wird / darbey er auch angeordnet hat / schöne Lustgärten / von allerley Innheimisch- vnd frembden Kräutern / sampt wunderseltzamen Kunstreichen Brunnewerck / auch von allerley Baumfrüchten / als Feygen / Limonen / Citronen / Pommerantzen / Granatäpffeln / vnd dergleichen. So ist der daran stossende Thiergarten wol versehen / mit Hiirschen / Hinden / Hasen / vnd anderm Gewild; ligt darinn ein feiner Weyher / der / neben den Fischen / schöne Schwanen erhaltet; darbey der Vogelherden nicht vergessen worden; wie auch anderswo der Vogelstellen / die ein Kefin haben / eines Gemachs groß / darinnen sie mit mehr / dann hundert Stimmen zusammen singen. Alle diese Gärten seyn mit gewisser

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_256.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)