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Schloß hinauß reychet / auß dessen Kammer Anno 1584. deß Thurnbläsers Kind / ohne Schaden herunter gefallen. Bey dem Thor / da man nach Maulbrunn reyset / ist ein Keller / oder Höle / so sehr kalt / vnnd lang / das kalte Loch genandt. Nicht weit von der Statt / vnd gegen Bietigheim zu / sihet man noch alt Gemäwer von den zerstörten Raubschlössern. Es hat zu Vaihingen vor Zeiten eygene Grafen gehabt / nach deren Abgang dieser Orth / sampt seinen Dörffern / an das Hauß Würtenberg gelangt ist. Es hat gleichwol auch der Herr Teutsche Meister zu Mergentheim allhie seine jährliche Gefäll / so durch Kauff / von den Grafen von Vaihingen / vmbs Jahr 1384. an seinen Orden gelangt seyn. Crusius in Annalibus Suevicis. In einer geschriebenen Chronic stehet / Vaihingen sey wol erbawet / mit schönen Häusern / vnnd Thürnen / von Hertzog Friederichen auß Schwaben Anno 1231. Darumb sie auch an den Thoren zween rote Löwen / wie auch in der Statt Schild / zu einem Wahrzeichen führe: Die Graffschafft Vaihingen aber / sey an der Entz zun Zeiten Käysers Caroli Magni auffgerichtet worden: Es gehören in das Ampt allhie etliche Flecken: Item / daß vor wenig Jahren etliche vnderschiedliche grosse Brünsten allhie gewesen / vnd die Kirch hefftig verbronnen / die Glocken zerschmältzet / herab gefallen / auch die Orgel mercklichen Schaden erlitten habe.

Es ligen in derselben Nachbarschafft / die Clöster Rechentshofen / Liechtenstern / vnnd Steinheim.


Vberkingen.

Ein Dorff / vnd Kirch / bey einer halben Meil / oder einer Stundt gehens ohngefähr / von dem Stättlein Geißlingen / in desselben Ambt / vnd Vlmischer Herrschafft / gelegen; allda ein berühmbter Sauerbronn / von deme in Beschreibung deß besagten Stättleins Geißlingen / am Ende gesagt worden ist. Sihe auch Herrn D. Jacob Eckolts Beschreibung deß gemeldten Sauerbronnens / so etlich Jahr erst hernach / außgangen ist. Johann Bauhinus in der Histori / vom BollerBade / sagt lib 3. pag. 164. also: Das Wasser bey Vberkingen / welches Bley / Kupffer / vnd Schwefel hat / vnd kalt herfür scheußt; ist gut in den Bädern zu dem Stein / vnnd andern Mängeln der Blasen / vnd Nieren.


Vberlingen.

Dieser ReichsStatt (so der Römisch Catholischen Religion zugethan / vnnd ein MeilWegs / oder zwo Stund / von dem ansehenlich / vnnd berühmbten Kloster Salmonsweyl gelegen / ) Beschreibung / ist von dem Wol-Edlen / Gestrengen / vnnd Hochgelehrten Herrn Johann Heinrichen von Pflaumern / beyder Rechten Doctore, Römischer Käyserlichen Mayestät Rath / etc. wie auch hochgedachtes Königlichen eximirten / vnnd befreyten Stiffts Salmonsweyl / Rath / vnd Advocaten / etc. vns mit folgenden Worten / den 3. Aprilis / im Jar 1642. großgünstig mitgetheilet worden. Die ReichsStatt Vberlingen ligt zwo Stundt vnter Merspurg / an dem tieffen BodenSee / mit fruchtbaren Bäumen / vnd Weinbergen vmbfangen / vnnd ist von der Natur sonderbar begnadet / in dem sie auff einem hohen Steinfelsen situirt, welcher sich zu allerhand Gebäwen gar ring brechen / vnd gebrauchen läßt: Welcher Steinbruch zumaln der Statt zu jhrer Bevestigung dienet / dann / je mehr Stein an den Mawren hinweg gebrochen werden / je tieffer werden die Gräben / so gantz verwunderlich / vnnd etlicher Orthen an der Höhe einen Kirchenthurn vbertreffen. Mit dergleichen Gräben ist die gantze Statt von aussen beschlossen / vnd wird innwendig voneinander in drey Theil abgeschnitten, als die vntere Statt / die Obere / vnnd den Galler-Berg / so mit Reben vberzogen / vnd den Namen hat von dem FrawenKlösterlein zu S. Gallen / welches zur Gedächtnuß desselbigen Abbts von nachbenanten Hertzog Cuntzen Tochter Friedburga erbawet / hernach verändert / vnnd vnterhalb deß Bergs gesetzt worden. Die treffentliche Gelegenheit dieses Orts / hat den alten Hertzogen in Schwaben so wol beliebet / daß sie gewöhnlich allda Hoff gehalten / wie von Hertzog Cuntzen / oder Conrad / Jacobus Manlius, in seiner Beschreibung

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)