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Rüst- vnd Kunstkammer / sampt einem schönen Saal / angeordnet. Die Burgershäuser seyn nicht sonderlich wol angelegt / gibt auch / ausser erzehlten / wenig stattliche Gebäw allda. Es seyn in dieser Statt der 26. vnnd 31. Thurnier gehalten worden: Vnd hat sie An. 1282. Käyser Rudolphus I. belägert / vnnd sein Läger auf der Eßlinger Staig gehabt / daher noch daselbst die Weingärten auff der Wagenburg genant worden. Es hielten sich damaln die Stutgarter Mannlich / aber endlich wurde die Statt durch Graf Eberharden dem Käyser vbergeben / vnd die Sach vertragen. Was das Fürstl. Schloß allhie anbelanget / in welchem der Zeit I. Fürst. Gn. Hertzog Eberhard von Würtenberg Hof hält / so kompt man in dasselbe auß der Statt vber eine Brücken / so vber den Schloßgraben gemacht ist. Darvor heraussen / zur lincken hand / wann man hinein will / die Fürstl. Cantzley ist / in welche man vber einen Gang auß dem Schloß gelangen kan. Es hat in disem Schloß 3. Schnecken / eine zur Lincken im Hinein gehen / neben der Küchen: Die andere zur Rechten / wo die Capellen / vnd darüber die Vhr ist: Vnd die dritte / zwischen den andern beyden / die so breyt / daß 2. miteinander hinauff / biß zur Ritterstuben reiten können. Zu vnterst / wo dise letzte Schneckenstiegen / ist ein gar lange / weite / vnd hohe Stuben / wie eine Kirche / so man die Tyrnitz nennet / dieweil man etwan im Winter / oder bey Regenwetter / darinn turniert hat; vnd man darinn zweyhundert biß in dreyhundert Tisch abgespeiset; vnd Anno 1609. bey dem Fürstlichen Beylager / taglich für das Gesind auff 200. Tisch angerichtet hat. Es seyn im Schloß 2. offene Gäng / einer vber den andern herumb / schön vnd künstlich zugerichtet. So ist darinn auch ein langer weiter Saal / in welchem man tantzen / vnd Comoedien halten kan. In dem Graben vmb das Schloß / hat es zum theil Fisch / Schwanen / vnd allerley Wasservögel / zum theil Kranich / Bären / so auffrecht gangen / als denen die vordere Füß gebunden waren / vnd andere Thier / vor disem gehabt; dieweil der Theil deß Schloßgrabens gegen dem Garten ohne Wasser ist; in welchen Garten man vber eine andere Brücken auß dem Schloß kommen kan. In deme / vnd bey demselben / vor dem jetzigen Krieg / der Nördlinger Schlacht / vnd darauff erfolgter der Käys Occupirung diser Statt / vnd deß Schlosses / zu sehen waren / lustige Sommerhäuser / frische Brunnen / allerley wunderbarlich / seltzam / vnd frembde Gewächs / Baumgärten / Ballenhauß / das alte Lusthauß / vnd gleich daran die alte Rennban / so hundert vnd fünfftzig Schritt lang / vnd sechszig breyt; Das Schieß- vnd Armbrusthauß; der Irrgarten / mit einem lustigen Sommerhauß / vnd Brunnenwerck. Die newe Rennbahn / auch so lang vnnd breyt / wie die vorige: Das newe Lusthauß / ein vberauß herrlich vnnd stattlich Gebäw / von lauter schönen weissen Quaderstücken auffgerichtet / vnd in der Vierung gebawet / zweyhundert vnd siebentzig Schuh lang / vnd hundert vnd zwantzig breyt / so an einem jeden Eck einen runden Thurn / vnd oben an einem jeden ein lustig Gemach: Vnten auf dem Bodem schöne künstliche springende Brunnen vnnd Wasserwerck / vnnd andere gewaltige / künstlich / herrlich / vnd köstliche sachen gehabt. Der obere recht Fürstlich / ja Königl. Saal / so keine Säulen / von 80. Schritten lang / vnd 30. breyt; vnd trefflich gemahlet / vnnd gezieret gewesen: Ferners der Ballonen- vnd Pallemaille Platz: das Reigerhauß; der Oelberg / ein schönes Sommerhauß in die Runde gebawet; das Feygenhauß / vnd Pomerantzengarte; die ansehenliche Grotta, vnd anders mehr; welches folgends zum theil hinweg kommen / zum theil verwüstet worden / vnd vergangen; zum theil noch stehet. Ausser dem Garten ist der Rennweg / mit Kieselsteinen / biß nach Canstatt gepflastert / da zu beyden Seiten Weidenbäume stehen. Sihe Dresser. de Urbib. German. Crusium in Annal. Suev. Joh. Oettinger in Beschreibung der Fürstlichen Würtenb. Hochzeit / Martin. Zeillern part. 1. Itinerar. Germaniae, oder Teutschen Reyß-Buchs / Munster. in Cosmograph. Documenta rediviva Monasteriorum Ecclesiarumque Collegiatarum in Ducatu Würtembergico sitarum, & Monimenta Virginum sacrarum Würtembergicar. etc. An. 1508. ist ein so grosses Wetter allhie gewesen / vnd hat von starcken Platz Regen das Wasser die Statt so angefüllt / daß man vermeint gehabt / es würde dieselbe vndergehen.

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Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_233.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)