Seite:De Merian Sueviae 203.jpg

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erbawet worden. Es ist allda ein gute Schnabelweid von allerley Wildprät / auch guten edlen Fischen / von Föhrinen / feistem Fleisch / Kitzen / Kälber / vnd Castronen / vielem Butter / vnd Käsen; aber das Brod ist hingegen thewer zu bekommen / in diesen Gebürgen / vnd ab dem Bodensee zu holen. Dann / obwoln es vmb diese Statt feine Kornfelder hat / mag es doch diesem Volckreichen Thal wenig erklecken. Bruschius de Episcop. German. cap. 3. Gerardus de Roo lib. 3. fol. 120. Munsterus in Cosm. & Theatr. Europ. part. 3. Joh. Gulerus, in Beschreibung der Rhätischen Landen / meldet lib. 14. fol. 219. seq. von Pludentz also:

Nächst vnter dem Estner Berglein empfahet der Rhein auff seiner rechten Seiten / von Auffgang naher / den Fisch vnnd Holtzreichen Fluß Ill / auß einem grossen Thal herauß / daß sich von Feldkirch dannen in das Gebürg fern hineyn erstreckt / vnd innerhalb Pludentz gleich einer zweyspitzigen Gabel / sich in zwey Thäler spaltet / deren das eine Montafun genandt / dem Winterlichen / vnd das ander / so Klosterthal heisset / dem Sommerlichen Auffgang zugehet. Das Montafuner Thal ist zwo Meilen lang / gibt von sich die Ill / auß dem hohen vernambten Berg Raeticone, der sich dannethin zwischen diesem Thal / vnnd dem Land Pretigöw / dem er den Nahmen gibt / biß an den Rhein herfür läßt. Montafun gehört an die Herrschafft Pludentz / welche / sampt dem Sonnenbergischen Gericht / einen Vogt vom Hauß Oesterreich empfängt. Da sich das Montafuner Thal endet / fället in die Ill auß dem Klosterthal herauß das Berg-Wasser Alfentz / so an dem Silberberg entspringet / der vier Flüß / oder Bäch / auff die vier End der Welt von sich gibt. Dann auß selbiger Gegne laufft die Bregentz gegen Nidergang / der Lech gegen Mittnacht / der Kräbach gegen Auffgang / vnnd die Alfentz gegen Mittag / die sich aber bald bey dem Flecken zur Stuben gegen dem Nidergang schwinget. Bey der Stuben hebt an der Arlberg / von dem alten Schloß Arl also genandt / vber welchen ein sehr triebene ReichsStraß in das Stantzer Thal hinüber gehet / vnnd forter in das Ynthal; auß welchem von Hall naher die Land dißhalb Gebürgs mit saltz versehen werden. Das Klosterthal hat auff seiner Mitnächtigen Seiten / die Berge / durch die es von den Algöwern / vnd Bregentzer Walderen abgescheyden wird. Es ligt da der Flecken Klösterlein / vnnd hat solch Thal die Länge zwo Meilen. Nach Zusammenfliessung beyder Wassern Ill / vnnd Alfentz / folgt den nächsten in einem lustigen Boden / auff der rechten Seiten der Ill am Berg hinzu / Statt / vnnd Schloß Pludonum, Pludentz / diser Zeit ein Haupt-Sitz der Thälern deß Walgöws; ist durch Hertzog Friederichen / den man nennet mit der lären Täschen / von Graf Albrechten von Werdenberg / Herrn zu Pludentz / an das Hauß Oesterreich erkaufft worden. Da dannen hat es eine feine Ebene / vnnd Weite der Ill nach / biß für Frastentz hinauß / da das Wasser einen zimlichen hohen Abfall gewinnet nach Feldkirch. Beyde Seiten der Yll seynd wol erbawet / vnd mit vielen Dörffern / als Puirs / Nuziders / Ludätsch / Pludätsch / Bastlingen / Frastentz / Gävis / vnnd andern / besetzt; so Rhätische: Die Schlösser aber Sonnenberg / Blumeneck / Ramschwag / vnd Jagsberg / Teutsche Nahmen tragen. Sonnenberg ligt für Pludentz herauß im Berg auff der rechten Seiten der Ill; ist ein alter GraffenSitz / den die Graffen deß ersten Herkomens mit den Fürsten von Oesterreich vertauscht haben / vmb eine Herrschafft bey Holenbrunn in Oesterreich / dahin sie ein ander Sonnenberg gebawet haben. Die hiesige ist durch die Fürsten von Oesterreich der Graffschafft Tyrol eynverleibet worden; da dannen hat es Käyser Friderich / zusampt dem Schloß Jagberg / H. Eberharden Truchsessen von Waldburg verkaufft / vnd jhn / vnd seine 4. Söhn / zu Graffen gemacht / im Jahr 1463. Aber die Graffschafft Sonnenberg ward jhme bald wider entzogen. Dann / als zwischen jhme / vnnd den Amptleuthen Hertzog Sigmunds zu Oesterreich / als Innhabern der Herrschafft Pludentz / der hohen Obrigkeit halben / sich Spän zugetragen / da hat Graf Andreas / genantes Eberharden Sohn / Hertzog Sigismunden seinen Forstmeister erstochen; darauff der Hertzog Sonnenberg

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)