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vber der Lauter / auch ein Vorstatt lige; vnd dieser Ort / gegen der Ebne / auff Kirchen / oder Kirchheim zu / viel Wein- vnd Obsgärten habe.

Was das darob gelegne zerfallne Schloß / vnnd Weyland der Hertzogen vom Teck / Stammhauß / (dessen oben gedacht wirdt) anbelangt / so sagt Crusius) daß der Berg / darauff solches gelegen / Eck heisse / als ein Eck deß Schwäbischen Albgebürgs / vnnd habe davon auch das besagte Schloß den Namen bekommen / vnd sey alles / was vmb solchen Berg vnden gelegen war / vnder der Eck / oder Deck / sub ipso angulo, genandt worden. Es sey aber gedachtes Schloß Teck An. 1525. von den auffrührischen Bauren verbrandt / vnd zerstöret worden. Er schreibet auch part. 2. Annal. libro tertio cap. 7. daß Dieboldiburg nicht sey ein Stättlein im Algöw / wie Stumpfius vermeynt habe / sondern bey den besagten Alpen / oberhalb deß gemelten Schlosses Teck / auff dem Berg gelegen gewesen / da man noch altes Gemäwer sehe. Es ist in dem obgedachten Stättlein Owen / oder Auen / keine Kirch / keine Pfarrer / Helffer / oder Diaconus, sonder dieselbe findet man / sampt dem Stattschreiber / in der darunder gelegnen grossen Vorstatt; vnnd ist die Kirch zu mahlen angefangen / aber das Gemählwerck nicht vollendet worden. Der gedachten Hertzogen Gedächtnuß / vnd StammRegister / ist in solcher zu lesen; vnd ligen Sie ausser deren / so zu Mindelheim / vnd vielleicht auch anderswo / ruhen) beysammen im Chor vnder einem erhöchten Stein / als darunder man jhre hin vnd her gefundene Gebein / im vorigen seculo gethan hat. Vnd solche Ehrengedächtnuß / selber zu besichtigen / bin ich in disem 52. Jar / den 22. Junij von Kirchheim auß / (so nur eine gute Stundt davon gelegen) dahin spatziert.

Wann man eine viertel Stunde von Auen / durch die Wiesen / gegen dem Thal / vnnd Bergen / zuzeucht / findet man einen Brunnen / vnnd Bad / das Säubad genandt / so 2. Quellen hat; aber kalt ist / Kupffer / Vitriol / vnd rote Erde in sich haben soll. Wird wider die Krätzen / vnd andere dergleichen Zustände / gelobt; wie hievon auch im besagten vnserm Text Bericht geschehen; dabey aber zu mercken / daß zwar das Wasser noch vorhanden / solches auch etwan gebraucht / vnnd gar hinweg geführt wird: Aber das Badhauß ist / im nächsten Krieg darauff gegangen / vnnd seithero nicht mehr erbawen worden.


Pappenheim.

Statt vnd Schloß / am Hanenkam / so ein Ländlein im grossen Schwabenland / ist. Herr Matthaeus von Pappenheim / so von dieser an der Altmüll gelegenen Statt Vrsprung / in seinem Buch / de Origine & familia Illustr. Dominorum de Calatin cap. 63. zu lesen / schreibet diesen Nahmen allenthalben mit einem B. Es ist das Schloß allhie der Herren von Pappenheim altes Stammhauß / welches / vnnd die Statt / der gewesene General / Graf Gottfrid Heinrich von Pappenheim / etwas fortificiert / vnd ein Guarnison dahin gelegt / so die Schwedischen Anno 1633. im Junio / erobert / deren Besatzung sich hernach biß auffs Jahr 1635. gehalten / in welchem dieselbe / so zwar gering worden / auß Mangel Proviands / den Orth verlassen / vnd nach Nürenberg sich retiriert hat. Es gehört ein Gemeinds Herrschafft darzu / darinn vor diesem gemeinen Landts-Verderben / so der Krieg verursachet / dreyzehen Evangelische Pfarren gewesen seyn. Contribuiret zum RitterVierthel am Kocher / vnd helffen die Dorffschafften der Statt die Contribution tragen. Martinus Zeiller in contin. Itin. Germ. fol. 470.

Wie man / vor diesem einsmals berichtet hat / so solle dieser Orth ein Chur-Sächsisch Lehen seyn. Ein anderer vermeynt / die Herren von Pappenheim tragen das ErbMarschallAmbt deß Heiligen Reichs / vom Herren Churfürsten von Sachsen / zu Lehen. Herr Limnaeus de jure publ. Imp. sagt tomo 4. p. 599. also: An officia Electorum secularium subofficiarii ab Imperatore, an à suo quisque Electore, in feudum teneat? certò mihi non constat. De Palatini tantùm subofficiario didici, ex Besolde part. 6. consil. 258. num. 4. Eum à Palatino hoc

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)