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Steinbruch / oder Steingrub / auß welchem ein Stein gebrochen wirdt / so man Taug- oder Tauchstein nennet / welcher waich / sandig / vnd löcherig / vnd zu WasserGebäwen vor andern sehr taugenlich / vnd also nit vermuthlich ist / daß dergleichen Stein zum MünsterGebäw in Vlm kommen: (Wie Crusius; ohne Zweiffel auß anderer Bericht / will) Dann selbiger Stein mehrertheils hart / vnd wol solidirt ist. Man hat vor diesem in dieser Steingruben sonderlich schöne Krause / vnnd wie Corallenzincken / vnnd sonsten wunderlich formirte Stein gefunden / deren man bißweilen auch noch bekompt. Vnd ist wunderlich / daß man in dieser Steingruben etliche grosse Hölen / vnd darinnen schön klares Wasser findet. So hat es nahend dem Stättlein auch ein Bad / so in Weiber-Kranckheiten fast gleiche Würckung / als das Zellerbad hat / vnd sonderlich für Schäbigkeit / vnd Krätzen / vnd dergleichen Zustände gelobet wirdt. Im vbrigen ligt dises Stättlein zwischen hohen / vnd steinigten Bergen gar tieff / auff deren Berge einem die hohe Warth / ins gemein der öde Thurn genant / stehet / so ein altes vnnd starckes Gebäw ist / auff welchem stätigs Tag vnnd Nacht eine Wacht gehalten wirdt / welche / sonderlich / wann Brünsten entstehen / oder sonsten Alarm vorhanden / jhre Losungsschüß thun / vnd die Fahnen außrecken sollen. Das alte vnd berühmbte Schloß Helffenstein (darvon das vhralte nunmehr / was den Mannsstammen anbelangt / abgestorbene Graffen Geschlecht den Nahmen geführet) ist auch auff einem dem besagten Berg / der Schloßberg genandt / gestanden / so von S. Vlrichs Brudern Burcardo, Graf Hugwalds von Dillingen vierdten Sohn / wie man schreibet / erbawet worden seyn solle.

Es findet sich aber in einer alten Beschreibung / daß der Schlösser / oder Häuser / zwey gewesen / deren das eine gegen der Alp / der Darlis genandt worden / welches die rechte Vestung war / mit 8. groben Stücken / vnnd vieler anderer Kriegsrüstung wol versehen: Das ander Schloß gegen dem Stättlein / ist deß Burgvogts Wohnung / ein schöne lustige Behausung / vnd die innere Schloßmawer fünffzehen Werckschuh dick / vnd die Zwingermawer mit sechs starcken Rundelen / oder Thürnen versehen gewesen. Ehe man hineyn kommen / hat es 4. Porten (deren zwey gantz mit Eisen beschlagen waren / ) vnd drey auffziehende Brücken gehabt. Anno 1552. vmb Ostern / hat Marggraff Albrecht von Brandenburg diß Schloß mit Accord eynbekommen / solches mit neunzehen Rotten Schützen / vnter dem Obristen Sylvester Hornung / vnd acht Pferdten besetzt / auch damals das Stättlein Geyßlingen / vnd zwey vnnd zwantzig tausendt Gülden Brandgeschätzt.

Donnerstags vor Laurentij gedachten 1552. Jahrs / hat die Statt Vlm solches widerumb belägert / vnnd den Belägerten mit Schiessen auß groben Stücken / sonderlich von dem Oedenthurn vber der Gestalt zugesetzt / daß sie solches in wenig Tagen wider eynbekommen: Nach welchem es die Statt Vlm / in mehrgedachtem 1552. vnd 1553. Jar / gäntzlich abbrechen / vnnd schleyffen lassen / daß daran nichts mehr / als die Felsen / vber welche die auffziehende Brücken gewesen / vnnd noch etwas von Gemäwer / zu sehen. Dann wolermeldte Statt Vlm / jetztgedachtes Schloß Helffenstein / vnd Stätlein Geyßlingen / drey Meilen von Vlm / vnd zwo von Göppingen / gelegen / sampt anderer Zugehörd / von den Grafen von Helffenstein / zun Zeiten Käysers Wenceslai, erkaufft / welchen Contract die folgende Käyser / auch die Churfürsten deß Reichs confirmirt haben. Vnd wird Geyßlingen von einem Obervogt (so gewöhnlich einer von der Reichs Ritterschafft / seythero 1635. aber solche Stell vacirt / ) vnd von einem Pfleger (so ein Ptaricius von Vlm) verwaltet / von welchen beyden auch die vbrige Amptleut / auff den Dorffschafften Helffensteinischer Herrschafft / alle dependiren / vnd bey dem Pfleg-Ampt Jährlich die Eynkommen / vnnd Gefäll / zuverrechnen haben: Die jenige fürfallende Geschäfft aber / so diese beyde nicht erörtern könten / werden auff die Amptzeiten (deren jährlich drey von den Herrn Herrnschafftpflegern gehalten werden) verschoben. Es hat aber auch besagtes Stättlein / so in dem jetzigen Krieg / sonderlich Anno 1634. wol etwas außgestanden / seine Burgermeister /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)