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Gammerdingen /

Entweder ein Marckt / oder Stättlein / vnd Schloß / auff der Alb / 3. Stund von Ebingen / vnd fünff von Minsingen / auf selbigem Weg / gelegen; so vmbs Jahr 1633. Herrn Ludwig Dieterich Speten / etc. gehört hat; wie in einer Verzeichnuß stehet: Vor Jahren aber denen von Bubenhofen zuständig gewest seyn solle.


Gartach /

Zugenant Kleinen-Gartach / ein beschlossener Ort / oder ein gar kleines Stättlein / in das Hertzogthumb Würtenberg gehörig / vnnd am Heuchelberg / anderthalb Stundt von Eppingen gelegen: Darvon nicht weit ist Grossen-Gartach / so etwan ein schöner Würtenbergischer Fleck gewesen / der jetzt aber meistentheils in der Aschen ligt: Darbey ein herrlicher Weinberg ist / in dem der allerbeste / köstlichste Wein wächßt / so fast den Heylbronner herab sticht.


Geißlingen / oder Geyßlingen.

Dieses Stättlein hat den Nahmen von dem vhralten Schloß Geyselstein / so vor Alters auff der lincken Seiten / wann man von Vlm herab reyset / nächst oberhalb deß Stättleins / auff einem felsichten Berg / gestanden / wie die Anzeigung noch zuerkennen gibt: Vnd wird gedachter Felß / ob welchem diß Schloß gestanden / ins gemein / noch der Geyselstein genandt. Wer aber solches Schloß Anfangs erbawet / oder / wie solches wider in Abgang kommen / ist nicht bekandt. Es ist Geißlingen ein fein wolgebawtes handthieriges Stättlein / so theils allbereyt zum Filßthal rechnen / darvon nit sonderlich weit der Fleck Altenstatt ligt / so Crusius vor diesem einen Theil der Statt Geyßlingen gewesen zu seyn vermeynet / so aber nicht vermuthlich; weiln gedachter Flecken Altenstatt / vor diesem nicht den Grafen von Helffenstein / sondern den Graffen von Spitzenberg / (deren noch einer mit dem Wappenschild zu Altenstatt in der Capellen abgemahlet zu sehen) zuständig gewesen ist. Es hat zu Geyßlingen vier Thor / vnd ein Thörlein: Item / bey zwantzig Thürn / vnd zwo Kirchen / deren die eine / nämlich / die Pfarrkirchen / zu vnser Frawen: Die andere aber die Spitalkirch genant wird. Vnd ist der Spital allhie vor dem jetzigen Krieg gar vermöglich gewesen / in welchem man vmb ein billiches zimliche Pfründen hat erkauffen können. So hat diß Stättlein keinen Mangel an Wasser / vnnd entspringet eins gleich an der Vlmer Staig / so man den Thierbach nennet; der laufft bey der Roracher Staig (ins gemein nun Rorgenstaig) fürüber / vnd wird alsdann die Rorach genandt / die kompt auff das Stättlein / treibet etliche Mühlen darinn / vnnd füllet die Stattgräben / fällt hernacher bey der Altenstatter Mühlen / in die Eybach / (ein Wasser / so von dem Degenfelderischen Flecken Eybach herfür laufft) welche sich endlich vnterhalb Altenstatt / mit der Filß conjungieret: Daß also der Flötzgraben (dessen Crusius gedencket / vnnd neben dem Stättlein abwarts fleußt / vnd mit gedachter Rorach / sich wider vermenget) kein besonder Wasser / sondern eygentlich von der Rorach herkompt. Es ist der Beindrechßler Arbeit zu Geyßlingen weit bekant / vnd berümbt / vnd erscheinet jre subtile Arbeit / vnter anderm auch hierauß / daß sie auf zweyhundert vnd fünfftzig / biß in dreyhundert kleine Becherlein / oder Kelchlein (an welcher jedem / von einem / so ein scharpff Gesicht hat / die Form eines Becher- oder Kelchleins / ja das Füßlein / vnnd Obertheil / so etwas außgehölet / eygentlich zu erkennen) auß Bein drähen / welche alle / mit gutem Raum / in ein außgehölet gemeines Pfefferkörnlein gelegt werden können. So machen sie auch kleine gedeckte Kutschwägelein / mit vier durchbrochenen / vnd vmbgehenden Rädern / darinn vier beinerne Bildlein sitzen / vnd zwey Pferdlein / mit dem Fuhrmann / vornen her / so klein / vnnd subtil / daß ein solches Wägelein von einem / mit Gunst zu reden / Floh (welchen man vornen her mit ein wenig Leim an das Teixelein ankleibet) füglich fortgezogen / vnd die vmbgehende Rädlein gesehen werden können / neben anderer dergleichen subtilen Abreit mehr. Es hat auch gleich vnterhalb deß Stättleins einen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)