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Canstat.

Theils schreiben / man habe in einem Stein gefunden / Ca. Ant. Stat. Das ist / Caij Antonii Stativa, daß nemblich / ein Römisches Volck / vnter dem besagten C. Antonio, allhie gelegen / auß welchen abgekürtzten Worten / folgends der Nahm Canstatt / entsprungen. Ligt am Necker / ein kleine Meil / oder grosse halbe / von Stutgart / vnd ist dem Hertzog von Würtenberg gehörig. Ein von Häusern schlechter Orth / allda ein Posthauß / vnnd vmb die Statt Hügel / vnd Berg / so viel Wein tragen; auch fruchtbare Aecker / Wiesen / Gärten / vnd gute Weyde. Hat auch ausserhalb der Statt ein Bad / für die Krätzen / vnd Kranckheiten von Kälte / heylsam / das Sultzbad / gleichsam Saltzbad / von dem Wasser / so einen saltzigen Geschmack hat / genandt.

An. 1330 hat Käyser Ludwig auß Bäyern den Canstatern dieses Privilegium geben / daß sie gleicher Rechte / vnnd Ehren / als die Statt Eßlingen geniesset / sich gebrauchen möchten: Vnd dieses auß sonderbarer Liebe gegen Graf Vlrichen von Würtenberg / seinem Landvogt in dem Elsaß. Crusius in Annalibus Suevicis.


Costantz.

Es ligt diese Statt in einem wunder schönen fruchtbaren / vnd lieblichen Geländ / so einem irrdischen Paradeiß zuvergleichen. Hat jhren rechten Nahmen vnnd Stifftung vom Käyser Constantio, deß Constantini Magni Vattern / der zu mehrer Sicherheit der Römischen Wachten / oder Besatzung / diese Statt auff Rhätischem Boden / vor Eynfall der Alemannier bevestiget / vnd nach jhme Constantiam genennet hat. Vnd ist also weder Vitodurum, noch Gaunodurum der Alten. Im Dom in S. Blasij Capell / ist noch ein alte / gebrochene / Röm. Schrifft / in Marmor. Sie ist folgends von den Alemannen / sonderlich aber durch den Attilam, zerissen worden / vnd mit der Zeit ein Franckreichisch Königlich Dorff verblieben / damit solches / vnd andere Ort / nit rebelliren könten. Vnd wird dise Statt in den alten Chronicken Villa Regia Dagoberti Regis genandt: Dann Villa mehrertheils von den Alten für ein Dorff gebraucht wird. Vnd dahin hat er / Dagobertus, das Bischthumb von Windisch verruckt; daher sie folgends wider zu einer Statt worden / war aber Anno 854. noch klein. Folgendts ist sie etlichmal erweitert / vnnd mehrers bevestiget worden / daß sie sich Anno 938. der Vngarn Vberfall erwehret / in welchem Jahr auch ein Thurnier von der Rheinischen Ritterschafft allhie gehalten worden.

Anno 980. ward Petershausen das Benedictiner Kloster / jenseit der Rheinbrücken zu Costantz gestifftet. An. 1043. 1142. 1153. 1183. 1507. wurden allhie Reichstäge gehalten. Anno 1235. kamen die Prediger Mönch gen Costantz. An. 1250. ward das Barfüsser Closter gestifftet. An. 1276. ward S. JohannsKirch in der Nidern / oder alten Statt Costantz / zu einem Gestifft vnd Probstey gemacht. An. 1277. vnd 1295. erzeigten sich grosse Erdbidem / darneben war alles wolfeyl. Anno 1293. fieng man an S. Lorentzen Kirch zu bawen. An. 1314. war ein grosse Brunst / weiln der Jud das Fewer / so bey jhme außkommen war / am Sabbath nicht löschen wolte. An. 1324. war die Mordnacht / darvon noch die Gaß von Augustinern / biß zur Metzig / den Namen der Mördergaß behalten. An. 1348. wurden die Juden allda verbrandt. An. 1388. ward das newe Kauffhauß gebawt. Anno 1414. fieng sich das berühmbte Concilium allhie (das den Johann Hussen zum Fewer verdampt / vnd den langwürigen Böhmischen Krieg erwecket hat) an / dessen Ende An. 1418. erfolgt ist. Vnd in solchem Concilio ist Costantz von Käyser Sigismundo begabt worden / daß sie / ob jrem schwartzen Creutz / einen roten Schwenckel führen / vnd darzu mit rotem Wachs siglen möge.

An. 1443. befreyet Käyser Fridericus IV. Constantz mit dem Statt Amman / daß sie möchten richten vor jhrem Stab alles / das hievor der Bischoff / durch seinen Statt-Amman / gerichtet hat / vnnd dasselbige Gericht besetzen.

Anno 1511. entstund allhie ein Auffruhr / in dem sich ein Theil in die Schweitzerische

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)