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außzureuten gegraben / gefunden / allda man vielleicht vor Zeiten Stein vn Ziegel zu den Häusern der new auffgehenden Statt / gebrant hat. Es hat auf den nächsten vmbligenden Bergen viel Wäld gehabt / die man in folgender Zeit außgereutet / vnnd zu Aeckern gemacht. Es gibt auch noch gern Holtz allda: Dann an der Hertstaig hat es viel Holtzbierenbäum / daß es schier ein kleines Wäldlein ist. Daher soll die Holtzmühlen vor dem Obern Thor den Namen haben / dieweil vor Jahren lauter Holtz vnd Wälde alda gewesen / darinn dann dise Mühlen gelegen. Es ist Biberach ein alte Reichsstatt wann sie aber in eine Ringmawer eingefaßt worden / ist vnwißend. Mag aber zun Zeiten Keysers Fridertei deß Andern / da auch andere Stätt in Schwaben / als Reutlingen / Eßlingen / Heylbronn / etc. vmbmauret worden / geschehen seyn: Sie ist erstlich kleiner gewesen / vnd hat allein biß an den Thurn bey dem Kirchhoff gereycht / wie dann noch die Fußstapffen vorhanden seyn / daß die alte Stattmauer an den Kirchhoff der Schlachtmetzig wird zugangen seyn: Das ander alles / was jetzunder vnterm Thurn / dem Spitalthor zu ligt / ist erst hernach darzu kommen. Das Bad vnten am Kirchhoff / bey der Capell / vnd dem Pfarrhoff hinüber / ist dazumal vor der Statt draussen gelegen gewesen / vnd hat das Bad auff dem Graben geheissen. Dann dazumal der Stattgraben allda an dem Kirchhoff wie dann noch zu nächst ein Bach darfür fleußt) hingangen ist / vnd also das Bad auff dem Graben gelegen gewesen. Vnd ist noch diser Vntertheil der Statt auf den heutigen Tag feuchter vnd sumpffiger / dann der Obertheil / also daß vil Häuser befunden worden / welche allda auf Pfäl gebawet seyn / vnd kan man von der Feuchte wegen / keine rechtschaffene Keller graben Dann / wann man schier nur eines Knyes tieffs gräbet / so will es gleich Wasser geben. Es ligt auch vor der Statt draussen eine Wiesen / der Soden genennet / welche vor kurtzen Jaren so sumpffig vnd Bodenloß gewesen / daß das Vieh auf der Weyde darinn bestecket / vnd man sie auch nicht Hewen können / biß daß sie mit Erdrich beschüttet / außgefüllet / vnd erhöret worden / daß sie jetzunder kan gehewet / vnnd das Vieh darauff geweydet werden. Ein solche Wiese ist auch besser draussen / in den Brunn-Adern genannt / welche deßgleichen sehr sumpffig / daß sie auch bey wenig Jahren beschütt / vnd noch täglich gebawet wirdt. Es hat die Statt einen grossen Thurn am Antritt deß Gigelbergs / der weisse Thurn genannt / welcher erst Anno 1481. ist gebawet worden. In dieses Thurns Grund hat man MenschenBein / Bogen vnd Pfeil / gefunden / daß vermuthlich / es sey vor Zeiten in dieser Gegend etwan eine Schlacht geschehen / vnnd allda die Todtencörper / vnd Wehren / geworfen worden. Es liegt sonsten diese Statt in einem Thal / zwischen den Bergen / hat lustige Thäler / in welchen schöne Wiesen / Gärten / vnnd Aecker / ligen / vnnd dardurch schönes lautere Wasser lauffen. Hat einen guten gesunden Lufft / vnnd Wasser: Vnd gibt der Alenbronnen der Statt nicht allein genug Trunckwasser in den Teucheln hineyn / sondern auch von sich einen lustigen lautern Bach / welcher bald vnterm Vrsprung etliche Mülen nacheinander treibet / ferners durch die Statt hinlaufft / auch in solcher eine Mühlen treibet.

Es laufft sonst auch ein anderer Bach durch die Statt / welcher zum Theil von der Riß / zum Theil von etlichen BrunnAdern herkompt / vnnd vor der Statt draussen der Schwartzbach / von seiner schwartzen Farb wegen / genennet wirdt. Diese beyde Bäch kommen im Außgang vnter der Stattmauren zusammen / vnnd fliessen vor der Statt draussen in die Riß: Welcher Fluß seinen Vrsprung ein Meil Wegs ob Biberach / bey dem Stattlein Winterstätten hat / vnnd zunächst an Biberach hinläufft / vnnd etwan zwo Meil Wegs vnterhalb bey dem Flecken Rißthissen / auff Vlm zu gelegen in die Thonaw kompt. Ist ein Fischreich / vnnd lustig Wasser. Es hat in der Nähe auf der Statt Boden / ein Bad / der Jordan genandt / welches Wasser das Ansehen / als ob es in seinem Vrsprung Schwefel habe / das muß man wärmen. Wirdt jährlich im Frühling allda Bad gehalten / vnd fast für die Räudigkeit gebraucht: Darbey ein Wirtshauß für die Badleuthe. Der Boden vmb diese Statt trägt Korn / vnd anders Geträids / als Vesen / Rocken / Habern / Gersten / Erbsen / Rüben / genug: Item / Gartenspeiß / als Zwibeln /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)