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lawlecht. Getruncken / eröffnet es die Verstopffung der innerlicher Glieder: Vertreibet die alten Fieber: darinnen gebadet / hilfft es den zerschmetterten / verrenckten Gliedern. Ist gut wider die Krätze / Grind / Aussatz / alte Geschwär / vnd Schäden. Auf den Würbel deß Kopffs gethan / oder gesprenget / trücknet es die Flüß auff.


Baindt / Bainde / Beind / Pondum,

Ein NonnenCloster Cistertzer Ordens / Lateinisch Bintensis Abbatia genandt: Dessen Aebbtissin Crusius part. 3. Annal. Sueviae lib. 4. c. 15. setzet / vnnd vorhero c. 4. f. 17. saget / daß solches Closter An. 1227. einen geringen Anfang gehabt habe. Ligt nicht weit von Weingarten / vnd Ravensburg: Vnd ist nicht sonderlichen Vermögens: Gleichwol eine Reichs- vnd Craißstand / dessen monatlich einfacher Anschlag 3. zu Fuß oder 12. Gulden ist: Vnd zum Cammergericht jährlich 8. Gulden / oder / wie in einer geschriebenen Verzeichnuß ich gefunden. 8. fl 21. Kr. 5. Heller (vorhin nur 5. fl. ordinariè,) zu geben hat.


Bakanang / Backnanga.

Ligt im Hertzogthumb Würtenberg an der Muhrr / in Wälden / alda ein Probstey auff einem Berg / daselbst etliche Marggrafen von Baden ihr Begräbnuß haben / als denen diser Ort vor der Zeit gehöret hat: Deren auch einer / nämlich / Marggraf Hermann / besagtes Collegium Canonicorum, gestifftet / welches Rudolpus von Weißach / der letzte seines Geschlechts / so diese Statt mit Mawren vmbgeben / vmbs JarChristi 1290. reichlichen begabet hat. Crusius in Annal. Suevicis. Ligt jetzt meistentheils eingeäschert. In einem geschriebenen Chronico stehet / es lige dise Statt im Muhrrerthal / an einem lustigen Orth / allda gleichwol wenig Weinwachs / aber vmb diese Refier herumb / hab es Weingarten genug / daß also vil Wein jährlichen in die Statt von den vmbligenden Oertern gebracht werden. Es habe auch ein schönes lustiges Wiesenthal / biß an Fischbach hinauff / dem obgedachten Stifft allhie gehörig / so Marggraf Rudolph von Baden / An. 1287. gestifftet habe: Vnd seye in der schönen Stiffts-Kirchen ein trefflich Orgelwerck. An. 1614. habe man die alte abgangene Statt- vnd PfarrKirchen / widerumb an etlichen Orten restauriret / sonderlich den Glock- vnd Kirchenthurn abgebrochen. Das newe Schloß / vnd Fürstliche Residentz allhie zu Backanang / seye von Hertzog Friederich zu Würtenberg zu bawen angefangen worden. Besoldus in Thes. pr. von Baden p. m. 83. sagt / daß Marggraf Hermann zu Baden / An. Christi 1116. in seinem Dorff Backenau / das Closter der regulirten Canonichen S. Augustini, zu Ehr / vnnd Lob deß Märtyrers Pancratii, gestifftet / vnnd solche Stifftung Bischoff Bruno zu Speyer / Anno 1122. bestättiget habe. Vnd dieses CollegiatStifft ist dem Hertzog von Würtemberg / vermög deß 1648. getroffenen allgemeinen ReichsFriedens / wider zugefallen: Die Statt aber solle noch der Zeit / nach jhrem erlittenen grossen Brand / sich nicht erholt haben.


Balingen.

Statt vnnd Ampt im Hertzogthumb Württenberg gelegen. / aber der Zeit Herren Heinrich Schlicken / Graffen zu Passaun vnnd WeißKirchen / Herren der Stätt vnnd Aempter Balingen / Duttlingen / Ebingen / vnnd Rosenfeld / Herren auf Plan / Gottschaw / Polick / Hawenstein / Käyserlichem geheimen Rath / Hoff- KriegsRaths- Praesidenten / vnnd Cämmerer / auch Obristen Land- Cammerer deß Marggraffthumbs Mähren / etc. gehörig. Ist vmbs Jahr 1255. zu einer Statt worden / vnnd etwan Anno 1396. oder 1408. durch Kauff / vmb zwey vnnd zwantzig tausendt Gülden[1] / von den Grafen von Zollern an Würtenberg kommen. Ist nit groß / hat aber einen fruchtbaren Boden: vnd vom Abend die Graffschafft Hochberg / vnd also in der Nachbarschafft die Stätte Schemberg / Horb / Bintzdorff / Friedingen / vnnd Rotenburg.

Es ist nicht weit darvon der weitbeschreyte Hewberg / darauff die Hexen jhren Tantz halten sollen. Vnnd wann man von Balingen gegen Mittag reyset / so trifft man


  1. WS: Der Verkaufsvertrag von 1403 sagt 28.000 Gulden. Die Angaben in der Topographia beziehen sich wahrscheinlich auf Crusius, aber dessen Angabe ist falsch.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_048.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)