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Aurach /Uracum.

Diese / deß Hertzogs von Würtenberg Statt / ligt tieff / vnd in einem Thal / vnd gar lustig zwischen zween hohen Bergen / die sie von Mittag / vnnd Mitternacht hat. Der Lufft allda ist gelind / vnnd gar gesundt. Das Schloß in der Statt ist vor diesem Krieg wol zu sehen gewesen / so auff einer Seiten ein Fischweyher / vnd auff der andern einen See hat / in welchen der Fluß Erms fliesset / darinn allerhand Fisch / Fohren / vnnd dergleichen / zu finden. Gegen vber ist die Kirche / allda auff dem GottsAcker / Nicodemus Frischlinus, vnnd der enthaupte Würtenbergische Cantzler / D. Entzel / ruhen. Nicht weit davon ist auch ein altes Kloster / in welchem Herr Hanß Vngnad / Freyherr / (so zu Tübingen in S. Georgen Kirchen / ausser deß Chors / begraben liget) seine Druckery / wegen der Windischen Bücher / gehabt. Es hat auch allhie ein feines Rathhauß / aber sonsten geringe Häuser / vnnd ist die Statt klein / allda gutes vnnd vielfältiges Wasser anzutreffen / vnd laufft die Vnsauberkeit der Statt in obbesagten Fluß Erms. Vnd wegen so vieler Brunnen / soll auch ihr Nam kommen / nämblich / vom alten Teutschen Wort / Vr / das ist gar viel / vnd Ach / so den Alten ein Wasser bedeutet hat. Ausser dem Vntern Thor seyn gute Eysenschmidten / vnnd wirdt solch Eysenwerck weit gebracht. Ausser deß Obern Thors aber seyn zwo Papirmühlen / da man schön weisses Papier machet. Das Schloß / oder Vestung Hohen Aurach / ligt ausser der Statt auff einem hohen Berg / gegen Achalm / vnnd Reutlingen werts / darbey nahend der Berg Hohenburg / auff welchem vor Zeiten auch ein Schloß / dem Ansehen nach / gestanden. Anno 1634. hat sich diese Statt / vnd Vestung / lang wider die Käyserische gehalten / biß die Statt in gemeltem / das Schloß aber im Sommer deß 35. Jahrs / wegen Hunger vnnd Elend / sich hat ergeben müssen. Die Statt vnd die Vestung / oder Schloß Hohen Aurach gehöret jetzt wider dem Hertzog. Die Gräfen dieses Orths / seyn deß Heil. Reichs Jägermeister gewesen / daher die Statt / neben dem Roten Löwen im Wappen / ein Jägerhorn auff dem Helm führet. Crusius in Annal. Suev. Besold. in thes. pract. voc. Vr. Acta Publica: Vnd stehet in einer geschriebenen Chronick: Es soll anfänglich im Thal nur ein Wirtshauß gestanden seyn / da die Fuhrleuth vber Nacht gelegen / welche die Vracher Staigen hinauff nacher Vlm fahren müssen: Vnnd sey diese Herrschafft an Würtenberg kommen / Anno 1235. durch Heurath. Dann der letzte Graf dieses Geschlechts / Namens Eckon, hatte Fraw Agnes von Zäringen / Hertzogin von Teck / zur Ehe / die hatte zween Söhn / mit jetzt gedachtem Graf Eckhone, der eine hieß Berthold / vnd war ein Münch zu Salmansweyler / der ander Conrad / Prediger Ordens zu Eßlingen / allda sein Wappen noch ist. Graf Eberhard von Würtenberg nahm diese Fraw Agnes zum Gemahl / vnd bekam also diese Herrschafft Vrach. Vnd dieses meldet besagtes Chronicon. Crusius schreibet part. 3. Annal. lib. 1. cap. 7. daß Bertholdus, Graf von Aurach / so auß einem Mönch / Abbt zu Salomonsweiler worden / vnnd Anno 1240. gestorben / seinen Theil an dieser Graffschafft / seinem StieffVatter / Graf Eberharden zu Würtemberg / vbergeben: Sein Bruder aber / der Cuno, der zu Eßlingen auch Geistlich worden / habe hernach den andern Theil dem PredigerCloster daselbst / so Anno 1233. erbawen worden / geschenckt; welchen Theil aber Graff Eberhard / gegen etlichen Einkunfften / außm Vlbach / eingetauscht habe; daß also dergestalt die gantze Graffschafft ans Hauß Würtemberg kommen sey: Der auch / im 8. Buch / sagt / es lige Aurach ein vnd siebentzig Teutsche Meilen von Venedig / wann man von dannen auff Blaubeuren / Tissen / Ottenbeuren / Kempten / Reuti / Cirle / vnd Inßbruck / raise. Vnd im neundten Buch / am 15. Capitel / sagt er / daß allhie das jenige Wildschwein / so / noch vor etlichen Jahren / in dem vndern Schloß in der Statt zu sehen war / (vnnd vielleicht noch) der Gestalt Anno 1507. von Holtz gemacht worden / daß es einem rechten Schwein ähnlich gesehen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)