Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 088.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Berg / ligt / muß man doch / von dannen / ohn vnterlaß / zwischen hohen Bergen / steigen / vnd klettern / biß zu diesem Bade / so auff einer grossen weite / zwischen grausamen hohen Bergen / vnd Felsen / gelegen. Im besagten Flecken Leuck / so ein Schloß / vnd guten Weinwachs / hat / hält der Landfürst / namlich der Bischoff von Sitten / gemeinlich die Landtäge; weil dessen Lager mitten im Lande ist. Die Einwohner haben gar grosse Arbeit / vnd lassen auch / wie Munsterus berichtet / ein mercklichen Kosten auff das Wasser gehen / das Sie / neben an den hohen Felsen / mit Känlen geleiten / in die Wiesen / so an den Bergen ligen / vnd in die höhe sich ziehen; darumb Sie sprechen / es gehe Ihnen mehr Kosten / vnnd Arbeit / auff das Wasser / dann auff den Wein.

Es seyn in diesem Land / wie droben angeregt / dreyerley Völcker / die Viberi oder Juberi, Seduni, vnnd Veragri,, auß welchen die zwey Erste die freye / vnnd Obere Wallisser: Die Veragri, aber die Vntern / vnd der Obern Vnterthanen genant werden: Deren aller Fürst der Bischoff von Sitten ist / welcher in Geist- vnd Weltlichem den höchsten Gewalt hat / Graff vnd Vogt in Wallis genannt / vnd von den Canonicis deß Collegii zu Sitten / vnnd von den Gesandten deß Obern Wallisser Lands / erwöhlet wird. Sie gebrauchen sich der Teutschen / vnd Savoischen Sprach / wiewol in Vnter Wallis nur die Savoische / oder grob Frantzösische gehet. Es ist fast gemein in diesem Land / daß die Menschen Weib vnd Mann grosse Kröpff vnter dem Kyn haben. Sie halten einen Landsbrauch / oder Recht / das heissen sie die Matzen / welche / so sie einem für das Hauß tragen / wird er so viel / als proscribirt / von Hauß vnd Hof / vnd von allem dem seinen vertrieben. Dann es laufft jederman zu / vnd zehren von dem seinen / dieweil etwas vorhanden ist. Es ist aber die Matz ein seltzam Gewächs von Wurtzeln der Bäumen / oder Reben / deme ein geschnitzt wüst Menschen Angesicht / so / wie ein Faßnacht butz außsihet / auffgesetzt wird. Es haben der Bischoff / vnd das Land Wallis / Anno 1446. vnnd 1475. ein Bündnuß mit der Statt Bern / Anno 1473. ein ewig Burg- vnd Landrecht mit Lucern / Vri / vnd Vnterwalden / vnd An. 1533. den letzten Bund mit den sieben Catholischen Orthen / in Schweitz auffgericht / vnd Anno 1618. den Bund mit Bern ernewert: Vnd haben sich vorhero / vnd auch Anno 1605. etliche Gemeinden in Wallis in den Spanischen Bund begeben. Anno 1602. hat sich in diesem Land / der Religion halber / so die Evangelische frey haben wolten / ein Vnruh anspinnen wollen / deren sich die Schweitzer angenommen / so folgende Jahr gewähret / biß Anno 1626. die Evangelische / allda außgeschafft worden seyn. Besiehe vom Wallisserland Munsterum, in der Cosmographi / Stumpfium in der Schweitzer Chronick beyde der letzten Edition: Johan. Simlerum, in einem eygenen Tractat davon gemacht / vnd Michael Stetlern in der Nüchtländischen Chronick / auch deß letzten Drucks / sonderlich part. 2. lib. 12. fol. 578..

Es seyn zwar in diesem Land berühmbte Ort / als obgedachtes Leuck / so wol bewahret / vnnd ein schönes Rathhauß hat: Goms / Brieg / (Ein berühmbter Ort dieses Lands / vnnd fast der hübscheste Fleck darinn / also daß / so er vmbmauert wäre / er für ein feines Stättlein passierte. Ligt in einer grossen weite / vnd hat viel Wiesen / vnd anders / vmb sich; aber der Weinwachs ist gering; Das Bad allda ist leidenlich warm / vnd gleich dabey auch ein Flüßlein von kaltem Wasser; Es ist dieses gantz schweffelichte Bad heilsam zu den äusserlichen Schäden deß Leibs: es dienet den tauben Ohren / wieder den Krampff / das Zittern / flüssiges Haupt / Räude / vnnd Blattern / vnd macht die Weiber fruchtbar. In den vier Monaten / April / Meyen / Herbst- vnd Wintermonat / ist es am besten zu gebrauchen:) Naters / (ein vornehmer Fleck im Wallisser Land / auff der andern seiten deß Rhodans / gegen Brieg über / gelegen; so lustige Gärten / Wiesen / vnd ein zimliche weite hat.) Visp / Raron / (Ein vornehmer Fleck im Wallisser Lande / so von theils Raren genant wird. Nit weit davon ligt das zerbrochene Schl. zum Thurn dessen vnnd deß Flecken Raron / Herr / vor Zeiten / vnter die 4. Freyherren deß Reichs / vnnd auch der Herr von

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_088.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)