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Das seyn nun also bißhero die XIII. Eydgnossische Haupt-Orth / sampt ihren zugehörigen Stätten / vnd Stättlein.

Es sein aber benebens noch etliche / welche nicht nur einem oder zween / sondern etlichen obbeschriebenen Orthen zugleich vnterworffen seyn / Nemblich

1. Altstätten /

Im Rheinthal / nicht weit von Appenzell / vnnd nahend dem Schloß Marbach gelegen / vnd denen von Zürich / Lucern / Schweitz / Glaris / Vry / Vnderwalden vnd Appenzellern zuständig / so die Reguseier zu Innwohnern hat. Es führet dieses Stättlein einen Bären auff allen vieren daher gehend / vnnd darob einen gelben Sternen.


2. Baden /

Im Aergäw / oder wie Stumpfius will / vielmehr im Zürichgäw / an der lincken Seiten der Lindmat / auff zwo Meyl Wegs vnter Zürich / zwischen zween hohen Bergen gelegen. Hat 2. Schlösser / deren das eine / nemblich das alte zerstöret / in den Newen aber der Vogt wohnet. Ist ein kleine / aber gut lustige Statt / so von den warmen Bädern den Namen hat / welche gleich vnter der Statt / vnnd also ausserhalb derselben / auff beyden Seiten deß Wassers Limat entspringen. Auff der rechten Seiten ist der Bäder etwas weniger / wird zu den Kleinen Bäderen genannt / hat lustige Herbergen / vnnd darbey viel Bäwrische Häuser / wie ein Dorff: Auff der lincken Seiten aber sein der Bäder / vnd deß Wassers vielmehr / vnd dieselbigen grossen Bäder / mit herrlichen Höfen / vnd stattlichen Herbergen / verfast. Es dringet das warme Wasser zu beyden Seiten deß besagten Schiffreichen Flusses also heyß herfür / daß es der Mensch im Vrsprung kaum erleyden kan. Hat viel Schwefel / mit wenig Alaun vermischt. Es wärmet vnnd trocknet / verzehret vnd öffnet / vnd zeucht an sich alle böse vnd erkalte Feuchte. Darum es auch gut ist für Bresten deß Haupts / welche von Kälte deß Hirns kommen / als die Schlafsucht / böse Gedächtnuß / schwachheit der Nerven / den Schlag / Schäden deß Gehörs / vnd Gesichts. Es verzehret auch alle kalte Flüß / welche vom Haupt herab fallen / wärmet vnnd trocknet den Magen / macht wol däwen / öffnet die Verstopffung der Leber / vnd deß Miltzes / stillet den Schmertzen der Därm. Es dienet auch den Frawen / wider die Gebresten der Mutter. Stillet die Schmertzen der Geleych / welche von Kälte seyn / vnnd reiniget die Haut von mancherley / Vnreinigkeit. Es schadet aber denen / die hitzig- vnd trockener Complexion / auch denen / so von schwindsüchtigen Fiebern verzehret seyn: Item den Alten: vnd nutzet in allwege mehr den Frawen / dann den Mannen. Es ist die Statt Baden fast mitten in der Eydgenoßschafft gelegen / so vorhin eygenen Grafen / hernach dem Hauß Oesterreich gehöret hat / so dergleichen vestes Orth / als das Schloß allhie / im gantzen Land nicht hatte. Als An. 1415. diese Statt vnnd Schloß von den Eydgenossen erobert worden / haben sie der Statt ihre Freyheiten / so sie vorhin gehabt / gelassen / also daß sie hat Rath / Malefitz-Gericht / Schultheiß / Einnemmer / Bawmeister / Rent-Cammer / Zoll vnd Stewer: Wiewol der Zoll von den jenigen Wahren / so verführet worden / (wie oben im Eingang gesagt worden) den acht alten Orten gehörig ist / bey denen auch der höchste Gewalt vber diese Statt / vnd Herrschafft stehet / vnnd welche ordentlich einer vmb den andern / den Vogt hieher ordnen / der allhie an ihrer statt zu gebieten / wiewol die Statt / in den Kriegen / von den Eydgenossen / ihren Sold empfahet. Vnd an diesem lustigen vnd gesunden Orth / werden auch Jährlich / vnd gemeinlich vmb die Sonnenwinde im Sommer / die Landtäge gehalten / zu denen sich alle 13. Orth einstellen / vnd bey welchen die

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Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_057.png&oldid=- (Version vom 2.4.2020)