Von dem Vrsprung deß Namens dieser Statt sein vnderschiedliche Meynungen / in deme theils solchen von der Vberfuhr; Theils von einem Basiliscken; Theils von Basilo, einem Römischen Hauptmann; Theils von Basilica, das ist / von der Kirchen / welche von Augst dahin gelegt worden; Theils von einer grossen alten Eychen / die einem Götzen / so Basil geheissen / geweihet gewesen / vnd zu den Zeiten Käysers Valentiniani (der diese Statt Anno Christi 374. erbawt haben solle) an diesem Ort gestanden / herführen; Andere aber sagen / daß Basilea, so viel als ein Königs-Statt seye; Theils wollen auch sie vor der alten Arialbinum halten. Ammianus Marcellinus gedencket deß Namens Basil am ersten. Vnd ist kein Zweiffel / daß / nach deme die weyland herrlich vnd berühmbte Statt Augusta Rauracorum (so etwan ein Römische Colonia, vnd etwas vber ein halbe Schweitzerische Meyl / oberhalb Basel / an dem Ort / wo jetzt das Dörfflein Augst / der Statt Basel sonder zweiffel angehörig / stehet / daselbst auch stattliche Antiquitäten zu sehen / vnd in selbiger Revier herumb gelegen gewesen) entweder durch die Gothen / oder Wandaler / oder Hunen / zerstöret worden / daß hergegen die grössere Statt Basel / vff dem Gallischen Boden gelegen / auffkommen: Vnd gegen vber / auff der Germanier Erdreich / ein Dorff / Nider Basel genannt / sonders zweiffels / folgends auch erbauet worden / welches vmbs Jahr 1270. 72. oder 78. ein Bischof von Baselauch zu einer Statt / jetzt Klein Basel genannt / gemacht hat / darinn vormals allein Fischer gesessen seyn; Welche Newe Statt ein Rath zu Basel / mit Bewilligung deß Papsts / vmb das Jahr Christi 1391. vnd 92. für ein grosse Summa Gelts / gar an sich / vnd vnter ein Regiment gebracht hat. Vnnd rinnet der Rhein zwischen der grössern / vnd kleinern Statt / darüber ein Brücken bey 250. Schritt lang gehet / die 14. Joch hat / vnd Anno Christi 1226. von dem Bischof / vnd der Burgerschafft daselbst / halb von Quadersteinen / vnnd halb von Fichten-Holtz erbawet worden ist. Vnd kommen da die Byrsig / oder Byrisch / Item die Wasser / Wiesen / vnd Birsch / in den Rhein. Der Lufft ist frisch vnd gut / der Boden herumb fruchtbar / vnnd gibt es daselbst viel Brunnenquellen. Die Statt ist mit Gräben vnd Mauren wol verwahret / vnd auch bey wenig Jahren sonsten wol bevestiget worden. Die Mawren an den alten Stattgräben sein von Quaderstücken / so oben auff von Steinen mit Hebraischen Buchstaben bedecket seyn / die von der zerstörten Jüdischen Synagog herkommen: Wie dann die Juden an dem Rinder-Marckt ihre Schul / vnd auff S. Peters Platz / sonderlich da jetzt das Zeughauß stehet / die Begräbnussen / gehabt haben. Es sein da bey 220. Gassen / sechs offentliche Märckt vnd 46. offentliche Röhrbrünn. Die grössere Statt hat in ihrem Vmbkreyß achthalb tausendt / vnd die Kleinere fast auff die 3000. Schritt. Die Grössere hat 5. vnnd die Kleinere 2. Haupt-Thor / ohne die / so zum Rhein gehen. Es sein da 21. Korn-Mühlen / wie auch 6. Papier- 2. Seg- vnd 2. Ballier- vnd Schleiff-Mühlen. In den Gärten in der Statt wachsen allerley Frücht / vnnd viel Fuder Weins. Man pflantzet auch da Feygenbäum / vnd wolriechende Pomerantzen. Die Vhren gehen allhie zu frühe / also / daß was bey den Baßlern Ein Vhr / bey den Benachbarten erst zwölffe ist; Dessen vnderschiedliche 3. Vrsachen / deren vielleicht keine gewiß ist / gegeben werden. Das Vmbgelt vnnd Zoll / wird nur von dem jenigen Wein / so offentlichen verkaufft / vnd vom Geträyde / das hinweg geführet wird / oder welches die Becken kauffen / gegeben: Von anderm Wein aber / vnnd dem Geträide / so die Burger in ihren Häusern selbst brauchen / wird nichts erlegt / weilen deß gemeinen Nutzens / vnd der Güter / die Geringen so wol / als die Hohen / da fähig / vnd dessen zu geniessen haben; welches auch an andern Orthen in der Eydgenoßschafft / als zu
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_046.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)