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Griers / oder Gryers /

Ein Stättlein vnd Schloß / von Tschudi Gruiera genannt. Vnd dieses wird darumb beyden Stätten zugeeygnet / weil solcher Orth durch Kauff an Bern / vnnd Freyburg kommen ist; wiewol im Munstero stehet / es seye die gantze Grafschafft Griers letzlich Anno 1555. kauffsweise / von deß Grafen gemeinen Schuld-forderern / an die Stätte Bern / vnd Solothurn / kommen; Wie Michael Stättlerus / in der Nüchtländischen Chronic berichtet. Ligt bey 2. grosser Meyl Wegs ob Freyburg im Nüchtland / gegen dem Wallisserland / in dem Sanerthal / so von dem Fluß Sana den Namen. Hat ein Grafschafft / vor Zeiten eygenen Grafen zuständig / so biß gen Vivis an den Losanner See sich erstrecket.


Orben / oder Vrba,

Zwischen Cles, vnd Yverdon, gelegen / ist ein vhralte Statt / allda Teutlindis, König Dieterichs Schwester / eine Zeitlang wonhafft gewest seyn solle / vnd vnder andern Antiquiteten / ein alter Thurn von wunderbarem Gebäw wol zu sehen. Vnd haben Anno 879. Carolus Crassus, Ludovicus, vnd Carolomannus, allda mit grossem Volck / einen Königlichen Tag vnd Gespräch gehalten. Hat vorhin zu Burgund / hernach zu Savoya gehört; ist aber Anno 1475. durch Krieg / Eydgnössisch worden; Wird beeden Stätten / Bern / vnnd Freyburg / mit einander / zugeschrieben. Vnd sagt auch Marcus Zuerius Boxhornius, in historia universali, daß Petrus Viretus, von hinnen bürtig / auß dem Bernerisch- vnd Freyburgischen Gebiet gewest seye. Hat ein Schloß / vnd ist mit ihrer Landschafft Welscher Spraach. Vnd vermeynen Theils / daß davon deß Caesaris pagus Verbigenus herkomme / welches Wort Urbigenus heissen solte / vnnd daß Caesar dardurch die Landschafft vmb Orben verstanden habe. Theils nennen den Fluß / daran diese Statt bey einer Meyl Wegs völlig ob dem Newenburger See ligt / die Zyll oder la Teile; Gerhard. Mercator aber l’Orbe.


Peterling / Paterniacum,

Von den Landsleuthen / Pajerne genannt / zwischen Milden vnd Wifflispurg / an der Brüw / oder la Broye, gelegen / vnd beyden Stätten / Bern vnd Freyburg / wie Stumpfius sagt / gehörig; wiewol theils / als Munsterus, nur von Bern allein sagen. Solle vom Römischen Landpfleger Paterno den Namen haben / vnnd mit Aventico vntergangen seyn. Anno 595. hat Marius / Bischoff zu Aventico vnd Losanna / nach dieses Orts vndergang / erstlich wieder die Kirch / vnnd das Dorff Peterlingen / auff seinem eygenen Erdreich gebawet / vnd mit etwas Güteren begabet / so bald hernach zu einer Statt gerathen / vnnd in Berrschung der Burgundischen König gestanden. Folgends sein die Hertzogen von Savoja Schirmherren darüber gewesen. Hat ein stattliches Benedictiner Kloster / so die Käyser Otto III. vnd Conradus II. mit vielen Freyheiten begabt haben: Welches Bertha Königs Rudolphi in Burgund Wittib / mit belieben ihres Sohns / König Conrads zu Burgund / gestifftet / vnnd die Statt mit aller Zugehör / Anno 932. an dieses Kloster geben hat. In der Statt-Kirchen ist ein Säule / mit einer alten Römischen Inscription bezeichnet / zu sehen.

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Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_035.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)