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17. Nidow /

Statt vnnd Schloß / auff der rechten seiten / zu vnterst am Bieler See / gleich Außgang / als in einer Insul gelegen. War vor Zeiten / die Residentz der Grafen von Nidow / deren der letzte Anno 1374. erschossen / vnnd von seinen Schwäster-Männern / nemblich einem Grafen von Kyburg / vnnd einem Grafen von Thierstein / geerbet ward; Nach welchen / diesen Ort andere Herren / sonderlich das Hauß Oesterreich gehabt / biß ihn Anno 1388. die Eydgnossen eroberten / vnd er der Statt Bern blieb.


18. Nüwenstatt / Newstätel / Ville neufve, oder Ville nove,

Im Genffer See zu oberst / vnnd auff desselben rechten Seiten / ein gute Schweitzer Meyl Wegs vnter Aelen / gelegen / so etwann Savoysch gewesen. Hat eine Schifflände. Gleich vnter diesem Stättlein Newenstatt / bey einer halben Stund Fußgangs / nicht gar auff der rechten Seiten / ligt das ansehenlich Schloß vnd Fürstlich Hauß Zylium / auff einem Felsen / gleich am Gestad / im See / doch also / daß der See / durch den Burckgraben darumb hergehet / ein gar wol bewahret Hauß.


19. Thun /

Statt vnd Schloß / zu vorderst an dem Thuner-See / der bey anderhalb Meilen lang / auff der lincken Seiten Nüchtland berühret / auff der rechten Hand aber gegen dem Aergäw / mit einer schönen Gelegenheit von Weinwachs gezieret ist. Es wird Thun durch die Aar auff beyden seiten in zwo Stätte getheylet / vnnd durch Brücken wider zusammen gefasset. Ist ein herrliche Statt / so vor Zeiten eygene Grafen gehabt / biß sie an die Grafen von Kyburg / vnnd folgends an die Berner kommen / vnter deren Stätten allen sie eine der vornembsten ist / vnnd durch einen Schultheissen vnd Rath regieret wird.


20. Turris /

Ein altes Stättlein am Genffer See / bey einer Teutschen Meyl / oder auff 2. Stund Wegs vnder der Newenstatt / vnd allernechst ob Vivis, mit einem alten verbrennten Schloß.


21. Vivis, oder Vivey, Bibiscum,

Auch am Genffer See / zwischen Cuilly, vnd la Tour de Pyl, gelegen / ein lustigs Stättlein / da der gut Ryffwein wächst. Ward Anno 1465. von den Eydgnossen erobert / vnd blieb hernach der Statt Bern. Vnder der Statt hat es ein Thalgeländ / gegen Remont hinauß / im Thal genannt / da viel Weingewächs / Schlösser / Flecken vnd Dörffer seyn.


22. Vndersewen /

Ligt auff der rechten Seiten der Aar / am Gestad deß Aergäws / nicht sonders weit vom grossen Gletscher / einem wunderlichen Berg / zwischen dem Thuner / vnnd Brientzer See / daher auch diesem Stättlein der Namen kommen / gleichsamb zwischen den Seen. Hat darob vnd gegen vber ein Kloster / Interlappen / besser Interlacken / oder Inter lacus genannt. S. Beatus oder Batt / ein geborner Engelländer / von Edlem Stammen / hat bey einer halben Meyl vnter diesem Stättlein neben dem Thuner See / sein Cell gehabt.


Beschreibung deß grossen Gletschers.

Es mag dieser Berg / geliebter Leser / vor andern für etwas sonders / vnd wol für ein miraculum naturae gehalten werden. Ist im Grindelwald / vnnd oberhalb Interlappen / zu Latein Inter lacus[WS 1], im Schnee Gebürg gelegen / vnnd wird der grosse Gletscher genannt. Es ist nicht weit davon der Orthen ein Cappellen zu S. Petronel gewesen / dahin man vor alten Zeiten gewallfartet: Welchen Orth dieses Bergs Eygenschafft zum Wachsthumb / seythero bedecket hat: Gestalt dann die Landleuthe dort herumb observiren / vnd bezeugen / daß dieser Berg dergstalt wachse / vnd seinen Grund oder Erden vor sich her schiebe / daß wo zuvor eine schöne Matten oder Wiesen gewesen / dieselbe davon vergehe / vnd zum rauhen wüsten Berg werde /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Inter acus
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_031.png&oldid=- (Version vom 9.3.2019)