Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 025.png

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worden: Darzu ein schöne Bibliothec / so wol zu sehen / gehörig ist. Das Prediger Kloster ist jetzt der Grosse Spital: Hat auch sonst noch einen / der Ober Spital zum H. Geist genant. Auff dem Kirchhof gemeltem Prediger Klosters ist ein Todtentantz gemahlet. Auff offener Gassen stehet ein sonderlicher Stuhl mit einer grossen Schaar Bähren gezieret / vnd mit einem Gitter vmbgeben / auff welchen der Schultheiß zu sitzen pflegt / wann er ein Malefitz-Person vervrtheilet. An einem schönen hohen Thurn / darauff die Vhr vnnd Zeit-Glocken / ist die Historia von Erbawung der Statt gemahlet zu sehen / vnnd dabey vnter andern zu lesen: Anno 1191. ist diese Statt erbawet / vnd vom Römischen König Friderico privilegirt worden. Auff der andern Seiten: Du Holtz nun laß dich hawen gern / dann diese Statt soll heissen Bern. Dann man sagt / als Hertzog Berthold von Zäringen der Vierdte / ihme der Statt-Baw fürgenommen / er zu seinen Leuthen gesagt habe / daß die jenige Statt / so er zu bawen vorhabens / von dem jenigen Thier den Namen bekommen solle / welches er im nechst hiegelegenen Eychenwald / nahend seinem Schloß Nideck / fangen werde: Darauff man dann einen Bähren bekommen habe. Vnd dieser Vrsach wegen sollen stäts 4. Bähren in dem bey jetztgedachtem Thurn gelegenen Bährenhauß / von der Statt erhalten werden. Vnd in dem Rathhauß ist ein Land-Tafel / gleich einem Bähren gemacht / darinn alle Oerter / so dieser Statt vnderworffen / begriffen seyn. Auff der BurgerStuben seyn viel Tafeln / mit der Eydgnossen Thaten gezieret. Im Zeughauß sollen vber hundert grosse Stück / 300. Falckonetlein / vnd vff 20000. Mann Rüstungen seyn. Aussen daran ist der Schultheiß Nägelin abgemahlt / welcher das Welschland / wie sie es nennen / oder das Savoysche Gebiet / vnd die Landschafft vmb Losanna / biß auff Genff / eingenommen. Ausserhalb der Statt hat es ein schöne lustige Schießstätt. Vnd sein allhier vier Thor / darunder eines das Christoffel Thor genannt wird / weil ein grosser Christophel auff solchem steht. Was das Regiment dieser Statt anbelangt / so hat es da / anstatt eines Burgermeisters / einen Schultheissen / vnd / an statt der Zünffte / Handwercks Gesellschafften; vnd wird auch allhie der Grosse vnd Kleine Rath / von gewissen Personen / oder dem Rath selbsten / erwehlet: Wie hievon Joh. Boterus in seinen Relationibus, Josias Simlerus de Rep. Helvetiorum, Münsterus in der Cosmographi / Martinus Zeiller part. 1. et 2. Itinerarii Germaniae; vnd von Glück vnd Vnglück / vnnd den Kriegen dieser Statt / neben Petermann Etterleinß Chronick der Löblichen Eydgnoßschafft / insonderheit Johann Stumpff in seiner grossen Schweitzer- wie auch vnnd zu forderst Michael Stättlers Nüchtländische Chronic / allhie in fol. vor wenig Jahren gedruckt / zu lesen.

Vnder denen dieser löblichen Statt (so im Jahr 1641. etwas Vnruhe gehabt / durch zeit- vnd reiffliches Zuthun aber ihrer getrewen Bundsgenossen bald wieder gestillet worden) gehörigen Orten / werden theils von etlichen vor Stättlein / von andern aber nur vor Flecken gesetzt; von Theils findet man entweder wenig / oder gar nichts; Als da seyn:


1. Aelen / Penne Aigle,

Ein stattlicher Fleck / von theils ein Stättlein genannt / bey einer Meylen ob dem Genffer See / vnd bey einer grossen Meyl vnter S. Mauritzen / auff der rechten Seiten / einen guten Weg vom Wasser hindan / gelegen / so ein gar Fürstliches Schloß hat. Ist / vor zeiten / eine Savoische Grafschafft gewesen; aber folgends an die Landleut in Wallis kommen; die Ihn hernach / durch einen Tausch / den Bernern / zur Vogtey Gundes / gegeben haben. Anno 1584. den 1. Martij / hat sich allhie ein solcher grausamer Erdbidem erhebt / daß dardurch an Menschen / Viehe / vnd Gebäuen / sehr grosser Schade geschehen. Es wurden damaln zwey gantze Dörffer / Ivorne / vnd Corbiere / mit Leut / vnd Gut / also bedeckt / daß nichts mehr davon zu finden. So hat sich auch ein Berg dabey dermassen erschüttert / daß er mit Holtz / vnd Stein / vbereinander versetzt worden. Diese Erde ist / als ein verfluchter Orth / vnerbaut geblieben / biß Herr Antonius von Erlach / gewester Gubernator dieser Grafschafft / Reben dahin gesetzt hat.

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Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_025.png&oldid=- (Version vom 6.1.2019)