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Weinheim.


Ligt an der Bergstraß / ein Meil vnder Schrießheim / an dem Wasser Wißgotz / oder Weschnitz / darinn viel gute Fisch / vnd Forellen gefangen werden / welches Flüßlein daselbst auß den Raachen der Berge deß Odenwalds / erstlich auff die Ebne sich außgeust / vnd das Rheingöw durchfleust / biß es bey Stein / wie Freherus schreibt / in den Rhein fällt. Etliche wollen / auß den gehawenen Steinen im Erdreich / in den Weingärten allhie / darauff der Nahm Oenotria gestanden / muthmassen / als ob die Römer vmb diese Gegend ein Statt dieses Nahmens erbawet hätten / auß welcher Zerstörung durch die Francken beschehen / der Fleck Weinheim erwachsen / so in den Brieffen der Caroliner Winenheim / vnnd in deß Closters Wisensteig Stifftung / in An. 861. Windenheim genant werde / daher deß Schlosses / oder Castels / vber diesem jetzigen Stättlein gelegen / Nahmen / noch heutigs Tags / Windecke heisse. Vnd vermeynt man daher / daß Windogastus, einer auß den Autoribus L. Salicae, von hier bürtig gewest seye. Wie dann in dem Fränckischen Recht gelesen werde / daß vier Fränckische Herren seyen erwöhlt worden / welche in den drey Orthen vber Rhein / zu Salheim / Bodenheim / vnd Windenheim / als Cent: oder Gerichtsörthern / solten zu Gericht sitzen. Es sollen schon vor 700. Jahren viel Weingarten allhie gewest seyn. Es ist / ausser der Fisch / vnd Weins / auch sonsten andere gute Schnabelweid alhie / so in grosser Anzahl auß dem angrentzenden Odenwald / sonderlich vor dem jetzigen Kriege / darinn dieses Stättleins auch nicht ist verschont worden / dahin gebracht wird. Es ist vermutlich / daß / wo nicht das Stättlein / doch allezeit obgedachtes Schloß / dem Closter Lorsch zugestanden habe; welches Schloß selbst von einem Abbt daselbst zerstört; aber wider hernach / zu Schutz solchen Closters / auffgebawet worden ist.


Wormbs.


Diese / in dem Obern Teutschland gelegne / weitberühmbte Reichs-Statt / weichet an Alter / vnd herrlichen Thaten / nit leichtlich einer Teutschen Statt. Es wollen theils den Nahmen von den Würmen / (deren ein grosse Anzahl in dem alten Gemäur der zerstörten Statt entstanden) oder der Lindwurm / den die Statt in ihrem Wappen führt / vnd sich allhie in einem Teich soll auffgehalten haben / herführen: da sie doch allbereyt vor Zeiten Wormizmagen / vnd Lateinisch Bormitomagus, wie Cluverius lib. 2. antiq. Germ. c. 13. meldet / genandt worden. Vnd ist auß dem Bormitomagus, oder Borbetomagus, allgemach Vorvetomagus, Vorvemagus, Vormagia, Guarmacia, vnd Wormacia gemacht worden / wie Freherus in seinen Origin. Palatinis schreibet / auch saget / daß auff der Pfawenpforte / oder Porta Pavonia, / allhie / mit sehr langen Buchstaben stehe / specula Vangionum. Dann dieser Orth vor Zeiten der Vangionum, oder der Wangen / Hauptstatt gewesen; wie sie dann noch das Haupt deß Wormsergöws ist / in welchem sich vmb die Zeit der Caroliner / wie besagter Freherus part. 2. c. 13. fol. 64. seqq. schreibet / folgende Orth befunden / so Anno 1612. vnd vmb selbige Zeit / vor dem jetzigen Krieg / mehrertheils Pfältzig gewesen; als Agridesheim / jetzt Ogersheim. Alahesheym / Alaisheim / Alesheim / ein zimblicher Fleck / am alten Rhein / mit 2 Kirchen / Brizzenheim / jetzt Bretzenheim / der Grafen von Falckenstein Hauß. Caisbotesheim / Keisbotesheim / jetzt Gaißspitzheim / gleichsam Gawspitzheim / als wie Gawbeckelnheim. Dienenheim / jetzt Dienheim / davon Edelleuth den Nahmen führen. Durincheim auff dem Rhein / jetzt Türckeim / so von den Thüringern / nicht den Türcken / den Nahmen zu haben / scheinet. Escilebrunn / Aschlbrunn / jetzt Eschelbrunn. Flaridesheim / Fletersheim / jetzt Flersheim. Franckondal / Franckendale / jetzt ein Statt. Fridolfesheim / jetzt Fridelsheim. Frigmersheim / Frimersheim / jetzt Freimersheim. Frittenheim / jetzt Frettenheim. Gemminisheim / jetzt Gimbsheim. Gumersheim / jetzt ein Closter nahent Odernheim. Gunsenheim / Guntzinheim / bey der Statt Mäyntz. Heppenheim / bey Wormbs / noch also / vnd auff der Wiesen / zum Vnderscheid deß Heppenheim an der Bergstraß / genandt. Hesinloch / jetzt Haßloch. Hessinheim / Heisinisheim / jetzt Heßheim. Hughilheim / Huchilheim / jetzt Heuchelheim. Lammundisheim / jetzt Lambsheim. Linunga marca, jetzt Leiningen / ein alt / vnd vornehme / auch doppelte Grafschafft / das alt / vnnd new Leiningen. Liutmarsheim / Liumarsheim / jetzt Laumersheim. Meguntzer Marca / oder die Statt Meyntz / mit ihrem Begriff / als die auch diesem Wormbsergöw vnderwürffig gewesen / vnd zugerechnet worden ist. Muntzinheim / Muncenheim / Munzanheim / Monzenheim / jetzt Monzingen. Nauvas Fluß / beym Tacito, vnd Ausonio, Nava, vnd Navus, jetzt Nahe. Obbenheim / jetzt Oppenheim. Ostouva, jetzt Osthofen. Otmaresheim / Aotmaresheim / jetzt Otersheim. Oternheim / jetzt Odernheim. Quirnheim / jetzt Quernheim / Rocchesheim / jetzt Roxheim. Sauuenheim / Sauuilenheim

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XXVIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_291.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)