Hanften außgehölte Steingruben / verkriechen / oder sich darinn / als in einer Vestung / wehren möchten; die dann die Teutsche viel solche Raubschlösser gehabt haben; wie von diesem / was hieoben gesagt / ein gewester Professor zu Heydelberg / geschriben hinderlassen hat. Anno 1644. in dem Monat Novembri seind die Frantzösische Völcker / mit etlichen Regimenten bey Oppenheim vber Rhein gesetzt / der Meynung ihre Quartier zu elargiren; wie sie dann sich der Stättlein an der Bergstrassen / darunder auch dieses Benßheim / bemächtiget / vnd sich der Orten einquartiert / welcher Vrsachen die ChurBäyerische Herren Generalen / Freyherr von Mercy / vnd Freyherr Johann von Werth / mit etlich Regimenten zu Roß vnd Fuß in eyl davor geruckt / vnd ob sie wol am 21. dieses Monats den Orth mit Stücken beschossen / vnnd eine Bresche gemacht / seind sie doch nicht durch ermeldte Bresche, sondern mit Leitern anderwerts Abends vmb 5. Uhr vber die Maur vnd hinein kommen / alles was sie in Waffen betroffen / niderhawen lassen / vnd das Stättlein außgeplündert / bey welcher occasion, nebenst dem der ChurBäyrischen zimblich viel vmbkommen / auch der Obriste Wolff erschossen worden / sich begeben / als die Soldatem im Plündern mit Strofackeln hin vnd wider durch die Häuser geloffen / daß dadurch in 20. Häuser im Rauch auffgeflogen vnd verbronnen: Die Bürgerschafft / sampt Weib vnnd Kind hatten sich bey Zeiten in deß Schulteissen vnnd Priesters Hauß salvirt, allwo sie ihr Leben erhalten.
Ein Pfältzisch Stättlein am Rhein /
so ein kleines VnterAmpt hat. Matth.
Quade, in Teutscher Nation Herrlicheit
schreibet / daß Caub ein Pfältzisch Stättlein / mit
einem Bergschloß; davon nicht weit ein kleines /
jedoch schönes / vnd starck erbawtes Schloß / mitten
im Rhein / auff einem Felsen / so die Pfaltz genant
werde / vnd der letzte Ort auff dem Rhein der Pfaltz
zuständig / seye. Anno 1504. in dem Pfaltz-Bayrischen
Krieg / wie in einer Verzeichnuß stehet / hat
der Landgraf auß Hessen / besagtes Caub
vergebens belagert; hatte sein Lager gegen Bacherach
vber. Anno 1631. den 25. Decembris, vnd Anno
32. den 8. Januarij / haben die Hessischen besagtes
Caub / vnd das Schloß Gudenfelß dabey; wie auch
gedachtes bey einem Hackenschuß davon mitten
im Rhein / gelegen schönes Schloß / die Pfaltz /
eingenohmen; nach dem Marggraf Spinola / mit
seinen Spaniern / vorhero / in dem Böhmischen Krieg /
solche Orth erobert / vnd besetzt hatte. Vnd hat
Hessen Darmstat den Zoll allhie zu Caub noch im
Jahr 1642. genossen.
Vor Alters Hephenheim / an der
Bergstraß; (zum Vnderscheid Heppenheim
auff der Wiesen / im Alzeimer Göw)
sampt einem Schloß / zwischen Benßheim / vnnd
Weinheim gelegen / davon besagter Freherus part.
1. Origin. Palat. c. 6. weitläuffig handelt / auch einer
alten Schrifft / so daselbst im Pfarrhoff in Stein
gehawen noch zu sehen / gedencket. Anno 1643. im
Junio / haben die Hessen-Casselische dieses Stättlein
geplündert. Das besagte ob dem Stättlein
am Berg / vber den Weingarten / gelegne Schloß /
Castel / oder Vestung / wird Starckenburg genant /
von dannen man ein halbe Meil nach Benßheim
abwarts hat. Es wollen etliche / daß die Römer
diß Castell erbawt / vnd König Pipinus auß
Franckreich solche Gegend dem Closter Lorsch eingeben
habe. Im Jahr 1245. hat Henricus Bischoff zu
Speyer / deß Reichs Cantzler / ein geborner Graf
von Leiningen / solches mit Hülff seines Brudern /
belagert / vnd erobert / vnd deß Stiffts Meyntz
darinn ligende Guarnison außgetrieben; dardurch
zwischen ihme / vnd ChurMeyntz / ein grosser
Widerwillen entstanden / darein sich endtlich der Papst
gelegt / vnd Frieden gemacht hat; wie Trithemius
in der Hirschawischen Chronic schreibet.
Ein halbe Meil von Heppenheim ligt das Closter Lorsch / ein sehr altes / vor Zeiten stattlich / vnd reiches Closter / so aber meistentheils in diesen Kriegen verbrennt / vnd zerstört worden. Anno 764. hat Cancor Graf im Rinckgowe / Rinicgowe / oder Ringöw / pago Rhenensi, vnd seine andächtige Mutter Willisvvinda, Graf Ruprechts Wittib / dieses Closter / in der Insul Aldenmünster / von newem aufferbawet. Es seynd deß H. Nazarii, deme es zu Ehren geweihet / Gebein hieher von Rom geführt; vnnd in diesem Closter mächtige Fürsten / vnd auch darunder Hertzog Tassel in Bayern / begraben worden; welcher wider Keyser Carolum M. sich auffgeleint / aber von ihme vberwunden / gefangen / vnd in dieses Closter / zur Straff / eingesteckt / darinn er auch gestorben / vnd sein Grabstein / zu vnsern Zeiten ein Säwtrog / wie berichtet wirdt / worden; vnd andere mehr Ligt an dem Fluß Wißgotz / oder Wischotz / jetzt Weschnitz 4. Meilen von Heydelberg. Es hat vor Zeiten mit einem grossen Bistumb / oder Fürstenthumb / können verglichen werden. Nach dem aber solches Closter Lauresham / Lauresheim / Laureacense Monasterium, vnd Laurissa vor Alters genant / Keyser Friederich der Ander Anno 1232. mit allen Rechten / vnd Gerechtigkeiten /
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XXIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)