Seite:De Merian Hassiae 268.jpg

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Armee / vnter General de Touraine sich in Hessen conjungiert / vnd herauß in die Wetteraw gangen / haben sie auch die vbrige in Mäyntz gelegene Frantzösische Völcker / zu Roß vnd Fuß / an sich gezogen / welche auff den Tag Corporis Christi, diese Statt Vrsel (worauß vorhero alles Volck sich in andere Oerter salviert) in Brand gesteckt: Also / daß sie gantz / sampt der schönen Kirchen / eingeäschert worden / vnd nur zwey / oder drey Häuser darinn stehen blieben / darinn nicht allein aller Haußraht vnd Frucht / sondern auch viel Viehe / vnnd ein kranckes Bethlägerige Weib / so nicht hat entweichen können / jämmerlich verdorben. Es allhie ein Wasser / ins gemein / die Bach genannt / daran Mahl- vnd Papir-Mühlen / Kupfferhämmer / Lohstampff / vnd Walckmühlen. In obgedachter Burgk / hat gewohnet / einer vom Adel / deß Geschlechts der Zorn / so ihme eygenthumblich gehört. Ist kein rechtes Schloß. Es wird die Statt Vrsel von Königsstein auß regiert.

In dem Ertz-Stifft vnd Churfürstenthumb Trier.


Boppart / oder Poppart / vier Meil oberhalb Coblentz / am Rhein / vnd gar wol gelegen / daher auch / vnd wegen deß guten Ports / oder Schiffhafens / diesem Ort der Name kommen solle; wie theils vermeynen: Andere aber wollen / daß er der alten Bodobrica, Boudobrica, oder Bodobriga sey / vnd dahero diesen geradbrechten Namen noch biß daher behalten habe; vnd solcher sonders zweiffels / eines auß den fünfftzig Castellen seye / so Drusus am Rhein erbawet; wie dieses noch an den vberauß alten viereckichten Gebäwen / vnnd den runden Vestungen in den Mauren (die doch nicht höher / als die Mauren / ohne Thürn / vnd oben her eben seyn / vnd darzu alle gleich weit von einander stehen) klärlich zusehen.

Keyser Heinrich der Siebende / hat diese lustige / vnd vorhin geweste Reichs-Statt / seinem Bruder Balduino, Ertzbischoffen zu Trier / versetzt / welcher / als sie ihme nicht wolte gehorsam seyn / dieselbe mit grossem Gewalt angriffen / die Thor zerbrochen / vnnd einen Theil der Statt / mit der Vorstatt angezündet; welches gleichwol wider seinen Willen geschehen; daher die von Boppart ihme / vnnd seiner Kirchen / ewigen Gehorsam / vnd Trew geschworen / vnd ihren Rechten / Freyheiten / vnd Privilegien renunciert: Vnd als sie Anno 1494 wider heimlich vnderschiedliche Privilegia, zu Schmälerung deß Ertzbischoffs Rechts / außgebracht / hat Ertzbischoff Johannes, ein Marggraff von Baden / die Statt abermals belägert / vnnd sie ihme zu huldigen / vnd zuschwören / gezwungen, die aber wider gewichen ist; wie in der Trierischen Chronick / im fünffzehenden Theil / am 208. Blat stehet. Anderswo wird gelesen / daß gedachter Ertzbischoff Balduinus, allhie ein Schloß erbawet / vnd den Zoll angerichtet habe; deßwegen auch diese Statt den Reysenden sonderlich bekant ist. Vor die fürnembste Kirch wird die zu S. Severo gehalten / so Sauer am 255. Blat / zu S. Severin nennet. Im Carmeliten Kloster sollen viel grosse Herrn / vnd Edelleut / begraben ligen. Besihe was Freher. part. 2. Origin. Palat. cap. 2 von Reliquien eines Königlichen Pallasts bey dieser Statt / so man deß Königs Hauß nennet / schreibet: Deren auch G. Braun / in dem vierdten Theil deß Stättbuchs / vnd Casparus Ens in deliciis apodem. am 122. Blat / gedencken; daselbsten stehet / daß es in obgedachter andern Belägerung (die gemelter Ens, ins tausend vierhundert sieben vnd neuntzigste Jahr setzet / vnnd solche dem Marggraffen von Brandenburg zuschreibet) von denen zu Boppart / damit solches dem Feinde nicht zu Nutzen käme / angezündet worden seye; So denen Freyherrn gehöre / welche der gemeine Mann / die Bayrherrn von Boppart nenne / so viel Schlösser in Lothringen haben; daselbsten sie auch meistentheils zu wohnen pflegen. Der Bach / so bey solchem Hauß vorüber laufft / werde daher die Königsbach genannt; vnnd habe seinen Vrsprung auß den nächsten der Statt gehörigen Wälden; welchen er auch nutz seye / weiln er sieben Mühlen treibe. Ausser der Statt ist vnser Frawen Kloster / darinnen Nonnen / Benedictiner Ordens / wie in dem besagten Stättbuch G. Braunen stehet; vnd welches Kloster / auff einem Berglein / ein wenig vom Rhein / oberhalb der Statt gelegen / auch Gaspar Brusch beschreibet. Vnd findet sich noch ein anders Nonnen-Klösterlein / nahend diesem / der drey Regul S. Francisci, zu S. Martin genannt; da gegen vber an dem andern Gestaat deß Rheins / auch dieses Franciscaner Ordens / vnd Profession ein Kloster / Namens Camp / gesetzt wird; davon wir aber anderst keinen bericht haben.


Limpurg / an der Löhn / zwischen Idstein / Dietz / vnnd der Graffschafft Weilburg / wie Dilichius, in der Hessischen Chronick / am 79. Blat / schreibet / vnd nicht weit von Dietz / vnd Hadamar / gelegen; daran gleichwol auch Hessen einen Theil hat. In den Reichs-Registern findet sich / daß noch Anno 1521. diese Statt vom Keyser Carolo V. Confirmation ihrer Regalien / vnd Freyheiten erlanget habe. Es ist Anno 1619. ein Stück einer

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)