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Kunst / eine Brücken von Holtz also gebawet / daß es / als ob sie ewig wehren solte / das Ansehen gehabt / die aber ein Jahr zuvor / ehe er / der Keyser / gestorben / durch vnversehenes Fewer / in drey Stunden / also verbrunnen / daß / ausser dem / so vnter dem Wasser gestanden / nicht ein einiges Sprießlein vbrig geblieben ist. Es ist Meyntz vor Alters ein freye vnnd Keyserliche Statt gewesen: Die aber Anno 1462. durch Einfall ihres Ertzbischoffs / mit Gewalt eingenommen / die Bürger zum theil vmbgebracht / zum theil ins Elend verjagt / das alte Regiment abgethan / vnnd solche Statt gäntzlich dem Churfürsten vnterthänig gemacht: Vnd damit sie desto besser im Zaum gehalten werden möchte / von ihme / nicht lang hernach / daselbst ein vestes Schloß erbawet worden: Wie Wilhelmus Kyriander in Comment. de Augusta Treverorum part. 17. fol. 225. schreibet. Ist also diese Statt heutiges Tags vnter ihrem Ertzbischoff / welcher ihren / der Statt / Reichs-Anschlag jetzt vnter dem Seinigen vertritt. Es seyn allhie viel alte Sachen / vnd darunter das sehr grosse Gebäw / so an der vesten Schantz / worinnen S. Jacobs Kloster stehet / zusehen / das wegen der Form / der Eichelstein genant wird / vnnd zu Ehren deß obgedachten Drusi auffgerichtet worden ist: Wie Serarius cap. 15. p. 61. seqq. beweiset / welcher Drusus, nicht weit von Wißbaden / vnnd selbiger Gegend / sein Leben solle beschlossen haben: Dessen Cörper aber nicht in Teutschland / wie etliche vermeynen / verblieben / sondern ins Welschland geführet worden ist.

In Erbawung besagter Schantz / hat man auch vnter der Erden etliche Antiquiteten von Säulen / darin Bilder vnnd Schrifften zu sehen / gefunden / wie beystehende Bildnüß außweiset / vnd allda zur Gedächtnüß auffgerichtet worden. Es war auch vor Zeiten ein Pyramis, oder Thurngrab / allhie / Drusilacium, oder Druseloch / genant / so aber nicht mehr verhanden. Man findet auch bißweilen allerley alte Müntzen in den Aeckern / Weinbergen / vnd am Rheingestad / vnd auch in dem Flecken Cassel / oder vielmehr Castel / (wo der Mayn in den Rhein kompt / vnd daselbst Keyser Trajanus, wie Freherus in Omissis ad part. 2. Origin. Palat. schreibet / ein Castell (Schantz / oder Bevestigung) erbawet hat) sonderlich in S. Georgen Kirchen. Man hat / vor dem jetzigen Teutschen Krieg / ingleichem gewiesen / zu Meyntz allerley Heiligthümer / als das Haupt S. Albani, deß Priesters / vnnd Märtyrers allhie: Item / von S. Aureo dem Bischoff / vnd seiner Schwester / der H. Justina: Von dem Märtyrer S. Camerino: Von S. Vincentio dem Leviten vnd Hispanischen Märtyrer: Von S. Vincentia, vnd ihrer Tochter S. Innocentia, S. Severi, deß Bischoffs zu Ravenn / Weibe / vnd Tochter: Von S. Justino, dem Priester / so den H. Laurentium, vnd andere Märtyrer / begraben: Vnd von S. Ferrutio, dem Meyntzischen Ritter / vnd Märtyrer / so zu Bleidenstadt begraben ligt: Item / S. Stephani, deß ersten Märtyrers Arm / deß Märtyrers S. Veiten Finger: Der Römerin S. Anastasiae Haupt: Ein theil von dem Tisch deß HERREN Christi: Ein theil vom heiligen Creutz: S. Chrysostomi Haupt: Das Haupt S. Mercurii deß Märtyrers: Item / in der Sacristey der Domkirchen einen Theil von dem Schweißtuch deß HERREN / in einem gar schweren / vnd sauber gearbeiten viereckichten silbern Futter: Item / von den Messern / damit S. Bartholomaeus geschunden / eines: Vnd von den Steinen / damit S. Stephanus gesteiniget worden / auch einen / vnd sonsten anders mehrers. Ob aber solches alles verhanden / davon haben wir keinen Bericht. Besagter Dom / oder Ertzbischoffliche Hauptkirch / wird zu S. Martin genant / in welcher vieler Ertzbischöffe Begräbnüssen / auff deren einer / nämlich deß Cardinals Alberti / auffs wenigste dreymal stehet: Alle hernach. Item / so seyn da der Domherren Gräber zusehen. Der Haupt-Altar ist also gebawet / daß der Priester sein Gesicht gegen den Geistlichen / vnd dem andern Volck / allezeit wendet / vnd wann er sagt: Dominus Vobiscum, sich vmbzuwenden nicht vonnöhten hat: Ist mit eisern Gittern vmbgeben: Wie hievon / vnd was in dieser Kirchen zusehen / Serarius am 109. Blat zulesen. Vnd solcher Dom hat vor Zeiten / ehe derselbe hinweg kommen / einen grossen Schatz / vnd herrliche Zierden gehabt / so von den Hunnischen / durch Keyser Carln den Grossen / eroberten Schätzen / herkommen seyn solle. Vnd schreibet man von einem grossen güldenen Creutz / so allein sechshundert Pfund / oder zwölffhundert Marck Goldes gewogen haben solle. Bruschius sagt: Daß der güldene Sessel / mit vielen köstlichen Edelgesteinen / welchen der König Johannes auß Böheim dem Ertzbischoff allhie / so ihn gecrönt / geschenckt / vnnd den die gemeine Leut S. Martins Sessel genant / noch zu seiner Zeit verhanden gewesen / den aber besagter Serarius nicht gesehen / wie er lib. 5. p. 850 col. 11. bekennet. Es hat allda 42. Domherren / darunter 24. mit dem Probsten / den innern Rath / oder Capitul / machen / auß denen / ordentlicher Weise / der Ertzbischoff pflegt erwöhlt zu werden / vnd darunter die drey Fürnembste / als der Probst / Dechant / vnd Cantor, Infeln tragen. Vnd diese in dem Domstifft wird die fürnembste / vnd hohe Geistlichkeit / genennet. Die andere vnnd geringere Clerisey bestehet in S. Jacobs Abbtey / vnd andern Stifftern / deren fünff Hohe / vnd vier Nidere seyn: Als 1. zu S. Alban / dessen verbrendter Kirchenwände nur noch vbrig: Vnd Anno 1632. durch die Schweden abgebrochen / vnnd die Stein an die Gustavsburg gewendet worden; die Domherren aber ihrer Einkommen geniessen / vnnd ihren Gottesdienst in der Prediger Kirchen verrichten. 2. S. Peters ausser der Statt / so jetzt mehrertheils beschlossen. 3. S. Stephans. 4. S. Victors / daselbst nur etliche blosse Mauren / vnnd etwas vberbliebenes von der Kirchen / die Domherrn haben ihre Verrichtung in S. Johanns Kirchen. 5. Zum heiligen Creutz / welche Kirche auch von Marggraff Albrechten zu

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite II. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)