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Meyntz.


Diß ist die Haupt-Statt deß hochlöblichsten Ertzbisthumb / vnd Churfürstenthumbs Meyntz / so von den Alten Maguntiacum, Moguntiacuin, Mogontiacum, Maguntia, Magotia, Mogontia, Mongontiacum, Moguntiaco, Magontiaco, Maguntiacus, Moguntia, vnd also auch heutiges Tags ins gemein; Teutsch aber Meyntz / oder Mentz / Frantzösisch Mayance, vnd Welsch Magonza, oder Maguntiaco, genant wird. Woher aber dieser Nahm komme / seyn die Gelehrten nicht einerley Meynung. Theils bringen ihn von dem Fluß Mogano, Mogo, oder Moeno, Mayn: Rhenanus von Mago, so vor Alters ein Hauß geheissen / oder Heim / vnd dem Wässerlein Cia, her / so jetzt durch die Statt laufft / vnd bey dem Kloster Alt-Münster in dieselbe kompt / vnnd auß solcher durch deß Schlosses Graben / in den Rhein laufft / vnd auff Teutsch Ombach genant wird / auch noch seines alten Namens Merckzeichen in den benachbarten Dörffern behelt: Deren eines Zalbach auff der Cey / oder Ciebach / das ander Bretzenheim auf der Cey / genant wird: Davon eines alten Manns Sprichwort gewesen: Meyntz ligt gar nahe dabey. Andere haben andere Meynungen. Nicolaus Serarius, so fünff Bucher von dieser Statt geschrieben / wil solche Namen Mogoncia, oder Magunciacum, von den drey Flüssen / Ma, oder Mon, Gon, oder Gonzo, vnd besagtem Cia, herführen / welche alle noch verhanden / vnnd in den Rhein sich ergiessen: Daher das Dorff Monbach von dem Ersten / vnd das nächste Dorff Gontzenheim von dem Andern / so bey Meyntz der Lobach genant wird / den Namen haben.

Von dem Erbawer dieser Statt / ist man auch nicht einig. Etliche wollen / daß die Zauberer von Trier 1362. Jahr vor Christi Geburt / seyen verjagt worden / deren Fürst Nequam geheissen / welcher diese Statt angefangen: Daher das Gedicht / Moguntia ab antiquo Nequam, das ist / Meyntz ist von selbigem alten Ertzzauberer Nequam erbawet. Gedachter Serarius vermeynet / der Warheit dieses am ähnlichsten zu seyn / wann man wil / daß Meyntz von Claudio Druso Germanico, deß Keysers Augusti Stieff-Sohn / vnd Keysers Tiberij Brudern / deß Germanici Vattern / etwan zehen Jahr / oder nicht viel eher / vor Christi Geburt / erbawet worden sey: Obwol nicht geläugnet werden könne / daß vielleicht zuvor allhie ein Dorff / oder Flecken / gestanden / vnnd C. Julius Caesar, das Kriegsvolck da zu lagern / der Statt eine Gelegenheit / vnd gleichsam einen Anfang gegeben habe. Sie ist aber anfangs nicht gar zum Rhein erbawet worden / vnd helt man darfür / daß sie in einer weiten Ebene / wo das Siechenhauß / vnd das Kloster der Nonnen vnser Frawen im Gnaden- oder heiligen Thal ist / erstlich gestanden seye. Sie ist folgends vnderschiedlich belägert / zerstöret / vnnd verwüstet worden / wie vnten gesagt werden wird. Nach der Hunnischen Niderlag / ist sie / von den Francken / insonderheit aber vom König Dagoberto I. wider gebessert / vnd von dem alten Ort näher zum Rhein / da sie noch jetzt stehet / versetzt worden. Sie hat vor Zeiten auch zum Teutschland gehöret / vnnd sich der Teutschen Spraach gebraucht / wie gedachter Serarius cap. 10. et 11. lehret; wiewol viel diese Statt dem Franckreich zuschreiben / die er daselbst anziehet / vnd die Lobsprüch / so ihr die Scribenten geben / in besagtem zehenden Capitel erzehlet / wie dann die Römer allhie ihre Besatzungen / vnnd Obriste / gehalten haben. Der alte Historicus Radevvicus schreibet lib. 1. c. 13. allbereit von seiner Zeit / daß Meyntz ein grosse / vnd veste Statt an dem Rhein / vnd auff der Seiten / da sie denselben hat / wol bewohnet / vnd Volckreich: Vnd / auff der andern Seiten / an Innwohnern fast öde seye / habe nur ein starcke Mauer / daran nicht wenig Thürn stehen. Vnd dieses sagt Radevicus. Es ist diese Statt sehr lang / aber schmal / so also seyn müssen. Dann auff der Seiten gegen Franckreich / hat sie einen etwas erhöheten Berg: Auff der andern aber / da sie gegen Teutschland siehet / den Rhein: Daher dann gegen demselben sie mit stattlichen Kirchen / vnd Gebäwen / gezieret ist / gegen dem Berg aber / Weingärten / vnd dergleichen / hat. Es seyn allda enge Gassen / ausser zwey oder drey / so etwas weit / vnd heutiges Tags zehen Thor / deren drey gegen Mittag / Abend / vnd Mitternacht: Als Eine / so man vor der alten Drusiporta helt / vnd deren die innere Dieterichs-Pfort / die eussere aber Wilhelmiter Pfort genennet wird. Die andere / S. Sebastians / oder die Gäw-Pfort: Vnd die dritte / Alten-Münsters Pfort. Die vbrige Sieben / gehen gegen Morgen zum Rhein / zu welchen man auch das Schloßthor thun könte. Von besagtem Morgen / etwas oberhalb der Vorstatt Filsbach / kompt der Mayn in den Rhein. Vnnd ist solcher Rhein fünffhundert Schritt breit / vber welchen Keyser Carl der Grosse / zehen Jahr lang / mit grosser Mühe / vnd wunderlicher

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite I. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)