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Ampt / an der Waldeckischen Gräntze / ligt / auff einem spitzigen Berge / das alte / feste / nunmehr aber zerstörte Schloß Weidelsberg / von / vnd vmb welches / vor der Zeit / schwere Krieg / vnd Landes Verwüstungen / geführet worden seyn. Ist vorhin Waldeckisch gewesen / massen man dann auch den mehrern theil solcher Graffschafft Waldeck darauff vbersehen kan.


Zappenburg.


Im Reinharts Wald ist gelegen das Schloß Sabbaburg / oder Zappenburg. Man sagt / daß dieses schönes Schloß anfangs von einer Edlen Geistlichen Frauwen Sabba genant sey erbawet worden / wie man dann vor etlichen Jaren derselbigen Sabba vbernatürlicher Grösse Gebeine gefunden. Landgr. Wilhelmus IV. hat An. 1590. ein Thiergarten allhie / welcher fast eine Meyl wegs in seinem Bezirck hat / zugerichtet / mit einer Mawr vmbzogen / den Graben / welcher zwantzig Schuhe weit / in Steinfelsen außgehawen; die Mawr / so 26. Schuhe hoch / die Rundeln / damit das Schloß in Anno 1591. befestiget / herumb geführet; den Bronn auff ein halbe Meyl im Walde / vnnd den Odelsheimer Bronn fassen / vnd auffs Schloß / vnd von dannen in Marstall / das Vorwerck / Braw- vnnd Schweinhauß bringen; wie auch die Cantzley auffbawen lassen; vnd hat man also den Felsen durchbrochen / das Hauß ergrössert / vnnd allerhand nutzbare Gewölbe vnd Gemächer angerichtet. Es seynd in selbigem Thiergarten etliche feine Teiche / vnnd ein durchfliessender Bach. Hinder obgedachtem Reinharts-Walde / ligt an der Weser der Gieselwerder / ein Zollhauß vnd Schantze / da alle Schiff / so die Weser auff- vnnd abfahren / anlenden / vnnd den Zoll erlegen. Idem Dilichius pag. 171. seq. Sagt aber nicht / ob dieser Ort noch Hessisch / oder allbereit Braunschweigisch sey. In der Braunschweigischen Chron. stehet am 216. Blat / daß vmb das Jahr 1255. Ertzbischoff Gerhard zu Mäyntz von deß Hertzogs Alberti zu Braunschweig Volck gefangen worden / vnd daß der Ertzbischoff zu seiner Erledigung dem Hertzog Albrechten das Ampt Gieselwerder / mit aller seiner Zugehörung / abtretten müssen: Vnd sey hierauff dem Fürsten das Schloß eingeantwortet worden Zu dieser kan auch folgende Newe Beschreibung dienen / also lautend.


Sabbaburg /


Das Hauß / ligt fast mitten im Reinhards Walde / auff einem hohen Berge / vnnd Steinfelsen / soll von einer Riesin / Saba genant / deren Gebeine man gefunden / anfänglichen gebawet seyn. Die Form dieses Schloß ist fast rund / mit zwey grossen weiten angehengten Rundelen / vnd Thürnen / von sehr starckem Mawerwerck / gefast / welche durch alle Wanderungen gehen / vnnd gar hoch / vnd spitzig / gedeckt seyn. Vber das / gehet ein doppelter Zwinger / vnnd in Felsen gehawener Graben / rings vmbs Hauß. Die Ingebäwe seynd auff alte Manier / theils sehr hoch / vnnd sonderlich der Sal / welcher zimblich raum hat / vnd an einem ende eines der grössern Rundeln in sich begreifft. Hat sonst sehr viel Gemächer / deren jedes eines absonderlichen vierfüssigen wilden Thiers Nahmen führet. In der vndersten Wanderung / seind alle zur Haußhalt nothwendig gehörige Gelegenheiten. Der Kirchhoff ist gantz rund. Zwischen den beyden Gräben hat es noch ein fein steinernes Gebäw / mit allerhand Losamentern. Vnten am Berge / hat es noch andere / als / Marstalls / Vorwercks vnd Jägerey Gebäw / welche alle in der Ringmawer deß Thiergartens / welche auff beyden seyten ans Schloß anschleust / eingefast: Ermelter Thiergarten ist von Landgraff Wilhelm dem Vierdten / in einem Sommer / mit einer 14. schuhigen Mawer / in dem Vmbkreiß / oder Bezirck / fast einer Teutschen Meylen groß vmbführet worden / darinnen seind allerley Danhirsche / als / schwartze / weisse / rothe / graue / vnd sprencklichte. Mitten hindurch fleust ein lieblicher Forellenbach / die Tonna genant / hat auch etzliche Teiche. Die Amptsdörffer ligen in / vnnd vmb den Reihnartswald zerstrewet; vnnd bestehen dieses Ampts beste Einkommen in den Waldnutzungen / als / Weide / Forst / Mast / vnd deß vberauß stattlichen Wildbahns / zumalen ermelter Reinhartswald / sich von der Eisenhütten zu Knickhagen / an der Fulda / vnnd / gegen Münden / an die Weser herab / biß da die Diemel einfleust / an die vier Teutscher Meyl Wegs in die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)