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vnnd Mäyntz anheim gefallen / sich auch derselben Grafschafft anzumassen / vnderstanden; so aber selbiges mahl noch vermittelt blieben.

Gleich wie auch auff Absterben Graf Heinrichs von Sayn / die Churfürsten von Trier / vnd Cöln / sich vmb des Haus Hachenburg / vnd Freußberg / sampt der Statt / vnd Pertinentien / annehmen wollen; darwider sich aber Chur-Pfaltz gesetzt / vnd An. 1605. Graf Johann von Nassaw den Mittlern / hernach ältern genannt / hierzu bestellet hat: Der auch von den samptlichen Wetterauischen Grafen gegen Mäyntz / wegen Wißbaden verordnet worden ist.

Es ligt Wißbaden eine kleine Meyl von Mäyntz / oder nicht so weit / vnd vier von Franckfurt / zwo grosse Meylen von Langen-Schwalbach / vnnd 7. von Coblentz. Ob nun sie / die Statt / von den obgemelten Usipetibus, oder Vispis; oder aber den Wiesen / in welchen sie / zwischen den Bergen ligt / den Namen bekommen / lassen wir andere erörtern. Sie ist mit einem recht guten fruchtbaren Boden gesegnet; dann sie einen edlen Wein- vnnd Kornwachs / darzu stattliche Waldungen / vnd zwey vornehme angrentzende Wasser hat / als nemblich den Rhein / vnd Mäyn / deren jedes vber eine halbe Meyl nicht von dannen, aderer kleinen Bäch ganz zu geschweigen.

Die Gegend herumb wird von den Einwohnern der Einrich / Einrichiae pagus, oder Gäw / genannt. Vnd fänget allhie dz Rhingaw an / hat gegen Morgen die Grafschaft Epstein; gegen Mitternacht die Graffschafft Idstein / darzwischen nur ein Wald ist; vnd gegen Abend gräntzet sie mit dem besagten Rhingaw. Vnd ist die Statt dreyeckicht erbauet. Der grosse Wald bey derselben / wird von den Leuthen hierumb die Höhe genannt. Es hat allda / vor dem jetzigen Krieg / schöne Gärten gehabt.

Die Lufft ist vmb die Statt herumb gesund / vnd gut / ob zwar die warme Dämpf / vnd Viehezucht / wann solche vorhanden / selbige etwas ändern. Also ist auch das Brodt eines guten Geruchs / vnnd Geschmacks / derentwegen es von manchen zur Abreise mit desto grösserer Begierde / mitgenommen wird. An Rind- Hammel- vnd Kalbfleich / jungen und alten Hanen / vnd Hünern / deßgleichen an Gevögel / Eyer / Butter / Fischwerk / etc. ist zur gnüge zubekommen. Ausser deß Weins / so selbsten an dem nechst gelegenen Berg allhie herrlich wächst / hat man vor diesem auch allerhand andere / vnd darunder Bacheracher Wein allda gehabt. Das Trinckwasser aber ist nicht zum besten: Hergegen man aber Sauerwasser von vnderschiedlichen Orten / vnd auch Bier haben kan. Die Einwohner seynd gute / redliche / vnd diensthafte Leuth / welche den einkommenden Badgästen freundlich vnter Augen gehen / gern zu willen seyn / die Bäder zu rechter Zeit stätig ablassen / vnd reinigen / mit frischem Wasser widerumb füllen / zum Gebrauch der frembden Badgäst zum fleissigsten verwahren / die Häuser / vnd Cammern reinigen / mit weissen Betthen zieren / vnd männiglichen / wie ihr Ampt erfordert / solche Handreichungen thun / daß selten Klag gehöret wird. Die Bäder / oder Brunnen allhie seynd natürlich heiß / vnd Artzneyisch. Dann nicht der Menschliche Fleiß / wie an einem Kräuterbad geschicht / sondern der Natur sie / vermittelst deß Fewers / welches in den Erdklüfften erhalten wird / oder der warmen Lufft in den Gängen der Erden / also heiß / oder warm machet. Es sind aber fürnemblich vier Brunnen / oder Quellen / welche gleichwol / weilen die Mineren nicht in gleicher Maß / vnd Quantität in allen sind / mit ihrer Wärme / oder Hitze / nicht vberein kommen / vnd deßwegen auch allen Krancken auff einerley Weise nicht zu gebrauchen. Die Badhäuser / so oben offen / seynd theils an Schilden zu erkennen / als das Hauß zum gülden Adler / zum Hirsch / zur Cronen / zum Beern / zum Helm / zum Bock / zum Rindsfuß / zum Spiegel / zur Blumen / zur Rosen / zum Schwanen / zur Glocken / zum Engel / zum Vogels-Gesang / zum rothen Löwen / zum Salmen / zur Stegen / zu den 2. weissen Böcken / zum Lilien / zum Stern / zum Wildenmann / vnd weissen Roß: Theils haben keine Schild / als das Dienheimer- oder Schützenbad / vnd das Bürger- oder gemeine Bad / sampt den 2. Bädern / so in den Hospital gehörig. Vnd hat besagtes Dienheimer / oder Schützen-Bad von den Adelichen Geschlechtern Dienheim / vnd Schützen von Holtzhausen / den Namen / weil solche ihren Adelichen Sitz / vnd Wohnung vor diesem allda gehabt haben.

Das schädliche Kriegswesen hat zwar

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)