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respectivè in Vormunds Nahmen / der Jungen Herren Graven zu Waldeck / Christian Ludwigen / Josiasen / vnd Heinrich Volraths. Am 13. Blat deß General Reichs Frieden-Schlusses Instruments / stehet / daß das Hauß Waldegg / zum besitze aller rechtlichen Ansprüchen / in der Herrschafft Didinghausen / vnd den Dorfschafften Nidernau / Lichtenscheid / Dafeld / vnd Niderschlaidern / wider kommen solle.


Wanfried.


Ein Fürstliche Nider-Hessische Statt / eine halbe Meyl vnder Trefurt /an dem Werra-Strohm gelegen; so von dem H. Bonifacio den Namen haben solle / welcher / wie man meldet / gemeiniglich allhie gewohnet / ehe er sich nach Mäyntz gesetzet hat. Vnd dieweil er vorhin VVinfridus geheissen / so ist auch dieser Orth vor Alters Winefriden genannt worden. Daß daher eine Fabel / wann theils sagen / es komme Wanfried von zweyen Wörtern / Wan / vnd Fried / oder quando pax, her / wie Brouverus 1. Antiq. Fuld. p. 4. notirt. Ist / wegen der Schiffart / ein lustiger Ort / dieweil daselbsten viel Weyd vnnd Frucht / auß Thüringen angebracht / vnd fürters die Weser hinab geführet wird. Dieses Ort ist niemahls mit einer Mauer beschlossen gewesen; sondern erst / verwichner Jahren / durch Landgraf Moritzen / mit einem Wall / von sechs Bollwercken / wiewol mit trockenen Graben / vmbgeben worden. Es hat ein Fürstlich Schl. vnd Ampthause; an welchem gleichwol nur der vnderste theil von Stein; das ober Stockwerck aber alles von Holtz ist: Im Jahr 1640. den 24. Jenner / entstund ein greulicher vngewohnlicher Sturmwind / bey welchem sich ein stuck Berges an der Plessa / ein vierthel Stunde von Wanfried / abgeben / vnd in die 60. Ehlen hoch herunter gefallen / alles / was von Erden Sträuchern / vnd Bäumen / im Weg gestanden / auff die viertzig Schuch in die braite / im grund wegk / vnd mit herunder gestürtzt. Es bestehet das Ampt Wanfriden nur in vier Dörffern; hat aber viel Edelleuth. Der starcke Fluß Frieda laufft in demselben / so auff dem Eischfelde: oder Eißfelde entspringt / vnd vnderhalb Wanfriden in die Werra fält.


Wechtersbach.


Ist ein feines Stättlein / zwischen der Kintz vnd Nider / eine Meyl von Ortenburg / vnnd eine halbe von Büdingen / gegen dem Vogelsberg / gelegen / gehöret dem Gräflichen Hauß Isenburg zu.


Weilburg.


Bey zwo Meylen vber der Statt Limpurg / ligt an dem Wasser Löhn / in der Höhe / diß schöne Schloß vnd Stättlein / davon die Nassawische Grafschafft Weilburg den Namen bekommen. Im Schloß ist ein grosser Thurn / vnnd ein schöner Saal; Es ist allhie ein Gräfliche Nassauische Residentz / vnnd machen die Herren Grafen deß Orts / auß denen dreyen Linien / oder Stämmen / so von den Sieben / die vor Zeiten gewesen / noch vbrig / einen / nemblich den Weilburg- Saarbrück- vnd Wisbadischen.


Weissenstein.


Ein schönes / lustiges Schloß / auff einem Hügel / nahend Cassel / vnnd also in Nider Hessen / vnd vorm Habichswalde / gelegen. Ist auff drey seyten von Stein / schön / vnnd herrlich / gebauet / gegen dem Wald aber gantz offen. Sein mitler Bau ist voll schöner / lustiger / Fürstlicher Gemächer / vnnd Säle / so inwarts das Außsehen gegen dem Walde / außwerts aber vber ein sehr braites Thal / gegen Cassel / welches man da sehen kan / vnd auff etliche Meyl Wegs / hat. Die andern beyden seiten seyn eitel Ställe / vnd Scheuren / auch andere zur Haußhaltung gehörige Gebäu / doch alles von Stein; vnd ist ein stattlich Vorwerck / vnnd Viehezucht diß Orts. Auff der Sudseiten / ligt / in der hocherhabenen Ringmauern / ein schöner / weit vmbfangener Lustgarten / dabey auch ein fein steinernes Lusthause / warunder / gleich wie zu Cassel / ein schön Zinnen Bad. Auff der andern seiten / wie auch vnden am Berge / seyn schöne Baum: vnd Kuchengärten / vom Wald aber / vnd vnderm Lustgarten / herauß / viel stattliche Fisch-Teiche; wie auch einer im Walde; dabey eine sehr lustige Grotta gebauet / mit einem Springbrunnen / vnd allerhand Mineralischen sachen / geziert. Oben auff ist eine Altan / vnd auff beyden seiten

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)