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Belohnung / also leisten / vnd erweisen / daß niemand / der sich nur begnügen lassen will / zu klagen haben mag.

Es befinden sich inn / vnnd vmb Langen-Schwalbach / vnderschiedliche Sawerbrunnen / deren jeder seinen besonderen Namen hat; Als:

1. Der Linden-Brunnen / von einer Linden also genandt / der wird von den Einwohnern / weiln er am nechsten gelegen / mehr als die andere / wie oben albereit gemeldt / zum Tranck gebraucht. Vnnd ob er zwar / wann er eine Nacht in wolvermachten steinern Krügen (in Gläsern hält er sich nicht / weil er propter spirituum copiam sie zerreist) in einen Keller gestellet wird / besser / stärcker / vnd lieblicher / zu trincken ist / als wann er erst frisch geschöpffet worden / bleibet er doch im vber Feld führen bey weitem nicht so lange gut / als der Weinbrunnen. Sonsten ist er / wegen daß er mehr Mineralischen Lettens / vnd Schieffers / in sich hält / äusserlichen zu gebrauchen dienlicher / als andere Sawerbrunnen / vnd laxiret sehr.

2. Der Stockbrunn / welcher ohngefehr zwantzig Schritt von jetzt besagtem Lindenbrunnen / den Flecken hinauff / ligt / kan zu äusserlichen Schäden / wol gebraucht werden.

3. Der Kochbrunn ist im vntern Flecken wie ein Schöpffbrunn eingefast / vnd wird / wegen deß Zuflusses eines andern süssen Wassers (dessen sonst wenig im Flecken ist) allein zum Kochen gebraucht / daher er seinen Nahmen bekommen hat.

4. Der Küchenhenßgenbrunn / von theils Küchenbrunn genannt / vnnd der die Müntzenbach hinauff / in einer Wiesen / auff ohngefehr fünffhundert Schritt gehens vom Weinbrunnen gelegen.

5. Der Augstbrunn / auch in gedachter Müntzenbach dem Wiesenthal hinauff / ohngefehr drey hundert vnnd achtzig Schritt / von jetzt berührtem Küchenhengensbrunnen ligend / vnnd der mit grossen Steinen eingefast / ist dem Wein-Brunnen zimblich gleich.

6. Der Sporeshoretz / oder Horesbrunn / auff dreyhundert Schritt von dem Augstbrunnen die Müntzenbach hinauff sich befindend / gleichet dem Weinbrunnen am meisten / daher ihn viel frembde Leuth / so selbiger Orthen hinauß wohnen / anstatt deß Weinbrunnens / der nähe halber / holen.

7. Der Grindbrunn vnderwerts am Ende deß Wiesenthals / die Rötelbach genant / nach dem Flecken biß auff hundert Schritt zu ligend / verursachet den Grind / vnnd heilet ihn auch wider: Ist wider flüssigen beissenden Grind / Frantzosen / etc. ein herrliche Artzney.

8. Der Katzenbrunn zwantzig Schritt von dem vorigen / ist in keinem Gebrauch.

9. Der Rötelbrunn von dem Rötelbach also genant / ligt auff vierhundert vnd zwantzig Schritt vom Grind-brunnen / wird in Haupt-Schwachheiten / vnd Flüssen / deßgleichen in dem weissen Mutterfluß / auffstossen der Mutter / etc. gebraucht.

10. Der Wein-Brunnen welcher vorbesagte Brunnen sämptlich vbertrifft; daher er auch zur Praeservation / vnnd Curation / Jährlich vor andern von viel hundert Persohnen besucht / vnnd gebraucht wird.

Er entspringt oberhalb dem ober Flecken / ohngefehr fünfftzig oder sechtzig Schritt davon / an einer schönen Wiesen / bey nahe am Ende der Müntzenbach auff der lincken Hand / wann man auß gedachtem Flecken bey dem Fürstlichen Schlößlein herkompt; vnden bey der Strassen / da man nach Wißbaden / vnnd Franckfurt reyset / auß einem Berg / mit einem lieblich anmüthigen / auch gleichsam siedenden Getöß; Die Adern vnnd Quellen seynd vber die massen starck / das Wasser selbsten / (im Sommer bevorab) sehr kalt / von Farben vberauß schön / hell / wie ein Crystall durchscheinend / zu trincken gar lieblich (wiewohl es einem Anfangs seltzam vorkompt /) am Geruch starck wie ein newer verjährter Wein / also daß man bißweilen meynet / man wolt niessen.

Solchen Geruch / beneben einem etwas BergCampherischen / vnnd Agtsteinischen / empfindet man auch / wann man es getruncken hat / vnnd auß dem Magen vber sich steigen läst. Dem Geschmack nach ist es trefflich frisch / schärpffend auff der Zungen / vnnd etwas Weinsäwerlicht; daher ihme auch der Name deß Weinbrunnens gegeben worden.

An. 1569. hat dieser Wein- oder Sauerbrunn /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)