Seite:De Merian Hassiae 184.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herrn Landgraff Georgen zu Hessen Gebiet / nemblich in der Nidern Graffschafft Catzenelenbogen / zwo grosser starcker Meyl von Mäyntz / vnnd Wißbaden / 5. Meyl von Coblentz / etwas weiter von Trier / vnnd 6. Meyl von Franckfurt am Mayn. Hat seinen Namen von Schwalben / vnnd denen Bächen / so theils durch / theils vmb den Flecken fliessen / bekommen; gestalt solches auß den Wapen / dessen sich selbiges Gericht gebraucht / auch an Vhrzeigern / vnnd andern Orthen / offentlich angemahlet / gefunden wird / abzunehmen / vnnd wird Lang genennet / damit er von andern Flecken Schwalbach / so an der Höhe / nicht fern von Königstein / Cronberg / vnnd sonsten / ligen / als Burg-Schwalbach / Klein-Schwalbach / vnderschieden werde: Sintemahl Langen-Schwalbach (Ober vnnd Vnter Fleck zusammen gerechnet) ohngefehr 1400. Schritt lang ist / vnnd allenthalben mit trefflichen hübschen Wiesen / anmüthigen Thälern / lustigen Bergen / schönen Hügeln / fruchtbahren Aeckern / etc. vnnd Bächen / also vmbgeben / daß man sich nach aller Hertzens Begierde darinnen / vnnd darbey / erspatzieren / vnnd erlustiren kan. Ist das Haupt der 14. Dorff.

Die Lufft ist so gesund / vnnd gut / daß beydes Menschen vnd Viehe / sich sehr wol darbey befinden / vnnd an Alter / vnnd Stärck / vor andern zunehmen. Die Einwohner brauchen zum täglichen Tranck den Linden-Brunnen. Seynd gemeiniglich magere / doch gesunde starcke Leuth / vnnd höret man nimmer / oder doch ja wunder selten / einen der ihrigen vber Flüß / Hauptschmertzen / Magenwehe / Hitze der Leber / Miltzes / Verstopffung / Stein / Fieber / etc. sich beklagen.

Das Fleisch (bevorab von Hammeln) ist auff viel Meyl wegs nicht so lieblich / als daselbst / ohn zweiffel / weiln das Viehe der kräfftigen Kräuter / vnnd Blumen / bevorab deß Quendels / welcher in grosser Menge allda auff den Bergen wächset / geniesset.

So darff man sich auch / wann es schon in der grossen Sommer-Hitz ist / keines stinckenden Fleisches besorgen: Dann wann man das frische Fleisch in einen Keller thut / darinnen sich Dünste / vnnd Spiritus, von Sawer-Bronnen befinden (innmassen dann solcher Keller in Schwalbach viel seynd) so bleibt es schön / frisch / vnnd gut / wachsen auch keine Würme darinnen. Ebner gestalt bleibt kein Wurm in den Käsen / wann sie in solche Keller gethan werden; sondern springen darvon / vnd sterben; Wie dann von solchen Dünsten auch wol Vögel im Flug / so man sie hinein läst / ersticket werden. Ja / keine Ratte / Mäuß / Fliege / oder Schnacke / darff sich herbey machen / wann sie lebendig bleiben will. Also werden / so weit die Sawrbrunnichte Spiritus sich außbreiten / keine Schlangen / Blindschleichen / Eydechsen / Krötten / oder andere gifftige Thier / vnnd Vngezieffer / innsonderheit was von Fäulnuß wächst / gefunden.

Das Brodt ist solches trefflichen Geruchs / vnnd Geschmackes / daß man es auff etliche Meyl wegs herumb / da doch sonsten auch sehr gut Brodt zu finden / zum Praesent verschicket.

So hat man allda junge Hanen / vnnd Hüner / dergleichen Eyer / Butter / Vögel / etc. in der Menge; Wiewol bey dem Kriegswesen solche Menge / zusampt andern nothwendigen Sachen / als Bethtungen / Haußrath / etc. sehr gering worden.

Von Fischen hat man Forellen / Krebs / Salmen / Grundeln / etc. Dann das Wasser / wie es von der Müntzenbach / da die stärcksten Sawerbronnen seynd / herab fleust / verlieret seine säure vnd schärpffe / zusampt dem Liechtrothen Minerischen Schleim / also / daß man Fisch darinnen findet; obwol auff etliche Schritt darvon / oder an dem Vrsprung / keine Fisch gefunden werden; sondern / wann man sie / oder auch Krebs / Frösch / etc. daselbst hinein wirfft / sie ersticken / vnd sterben.

So ist an andern Victualien auch kein mangel / ohne an etlichem Gemüß / welches aber doch die Brunnengäst / nach genügen mit sich zu bringen pflegen.

Die Herbergen werden von Tag zu Tag gebessert / vnd ändern auch die Einwohner von Tag zu Tag ihre Sitten / daß sie den zukommenden Brunnen- vnd Badgästen je länger / je mehr / allen gutten Willen / Dienst / vnnd Handreichung mit Betthwerck / Küchengeschirr / etc. der Nothturfft / vnd ihrer Vermöglichkeit nach / vmb billiche

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)