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einem Stättlein am Drusenberg gelegen / geboren worden; von welchem alten Nahmen man aber in dieser LandsArt nichts wisse / vnd er für Solitariis, Schlüchter / vnnd Traseberg in den Buchen / an dessen Wurtzeln dieses Stättlein gelegen / gesagt haben solte. Vnnd nennet er den besagten Petrum poëtam meliorem, quàm cultorem religionis avitae. Besiehe J. Hagium in vitâ Lotichii pag. 409. Was aber besagtes Stättlein Schlüchter anbelangt / so gehöret es noch den Herren Graffen von Hanaw / vnd weil es an einem heimlichen Ort / soll es Solitaria, oder Schlüchtern / vom schleichen / genennet seyn.

Es ist besagtes Closter / mit aller Zugehör / A. 1626. dem 10. Decembris / am Käyserlichen Hoff / dem Stifft Würtzburg zuerkant; gleichwol Herren Graffen Philip Moritzen zu Hanaw / seine gerechtsame außzuführen / vorbehalten worden. Anno 1627. wurden hierauff / den 15. Aprilis / die Executoriales publicirt / vnd daß folgende acht vnnd zwantzigste Jahr / den 23. Mertzen / dem Herrn Landgraffen zu Hessen / die Executions-Commission anbefohlen; wie hievon / vnter andern / in deß Caroli Carafae Germania Sacra restaurata zu lesen; daselbsten auch / in den angehenckten Decretis, pag. 38. deß Niderländischen Drucks / zu finden / daß im Jahr 1623. den 30. Weinmonats / Newen Calenders / dem Graffen von Hanaw / vom Käyserlichen Hoff auß / aufferlegt worden / den Pfarrern zu Rudigkaim abzuschaffen / vnnd dem Johanniter Orden zu Franckfurth hierin keinen Eintrag zu thun.


Schmalkalden / oder Smalkalden.


Es ligt diese Statt an dem starcken Bach / welchen man die Scmalkalde nennet / vnnd der nicht fern von Inselberg seinen Vrsprung hat. Ist ein feine wolerbawte Statt / deren Nam für ein Schmeltz- oder Gießhütten von einem außgelegt wird. Es wird viel Eysenwerck da geschmidet / auch viel Ertz / da man Stahl auß macht / (dahero der Stahlberg den Nahmen hat) daselbst gegen dem Thüringer Wald zu / gegraben / vnd werden vber die vierhundert Schmidt alldar gefunden. Die Eysen Wahren werden hin vnnd wider vnter die vmbligende Völcker / auch etwan in ferrn abgelegene Lande / Teutscher Nation / verhandelt. Käyser Philippus hat sie vmbs Jahr 1203. Landgraff Hermannen zu Thüringen / vnnd Hessen / zu verdrieß / außgebrannt. Anno 1319. hat Fürst Berthold von Henneberg die Capell S. Jacobs / so damals beym Schloß gelegen / in eine Stiffts Kirchen verwandelt / vnnd 12. Canonicos darzu verordnet. Nach diesem hat Anno 1360. Landgraff Heinrich zu Hessen / vnnd sein Sohn Ottho / genannt Schütz / beneben Graff Johann deß Ersten zu Henneberg / nachgelassener Wittiben / Frawen Elisabeth Gräffin zu Leuchtenberg / von Burggraff Albrechten zu Nürnberg / vnd dessen Gemahlin Sophien / die nechstbemelter Wittiben verstorbenen Herrn Bruders Tochter war / das Ampt Schmalkalden / Hauß vnd Statt / vnnd Scherpffenberg halb / auch die Vogtey zu Herrn Breitungen / vnd das Gerichte / vnd halben Zehenden zu Bernshausen / vor 4300. Gülden erkaufft. Vnd ward also Smalkalden ein Ganerben Statt.

Anno 1583. nach Absterben deß letzten Fürsten von Henneberg / kam das Ampt / vnd die Statt Smalkalden völlig an Hessen. Vnnd hat LandGraff Wilhelm die Wilhelmsburg / oder das Schloß allhie / hernach von grund auff ernewret / auffs herrlichste zugerichtet / vnnd mit einer schönen Kirchen / an statt oberwentes Thumbs / gezieret / vnnd ist das Schloß forthin nach seinem Nahmen genennet worden. Hat vorhin Hessen Darmbstatt / als ein Pfandtschilling von Cassel / vermög deß Anno 1627. den 24. Septembris / getroffenen vnnd geschwornen Vergleichs angehöret: ist aber jetzund / vermög deß im Jahr 1648. getroffenen newen vergleichs / davon oben / im Eingang dieses Anhangs bericht geschehen / wider Fürstlich Casselisch; nach dem allbereit vorher / deß Jahrs 46. den 10. 20. Augusti / diese Statt / von den Nider-Hessischen / vberstigen / vnd das Schloß zu Hayn: wie auch das Schloß Bibra; wie in der Franckfurtischen Herbst-Relation / dieses Jahrs / stehet / damahln von Ihnen erobert worden. Es ist diese Statt / wegen deß Bundes / so die Protestierende Teutsche Fürsten / vnnd Ständte / zu Käyser Carls deß Fünfften Zeiten / A. 1531. allhie

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)