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Forst / wie auch auff der Trotten vnnd Baumbächer Gehöltz / gegen dem Ampt Sontra / hat es ziembliche Thannenwälde / vnd sonst an keinem eintzigen Orth im gantzen Fürstenthumb / als wo Sie absonderlich gesäet / vnd gepflantzet werden. Es hat auch Bergwercke an diesem Bezirck / als auff der Drotten Gehöltz beym Dorff Iba stattliche reiche Kupffer-Schächte / deßgleichen beym Dorff Ellenbach Eisen / so aber alles / wegen deß langwürigen Kriegswesens in abgang kommen / doch noch wol wider anzurichten stehen. Bey diesem Dorff Ellenbach / auff einem hohen Berge / der Wacholder Berg genant / ligt auch ein tieffer fast vnermeßlicher See. Nicht weit hievon liget das Gemäwer von dem in diesem Krieg eingeäscherten Riedt-Esellischen Schloß Ludwigsecke / mitten im Walde. Es haben ermelte Herren Riedt-Esell sonst vberauß stattliche Gütter / Gehöltze / vnnd Wildtfuhren / an diesem Ort / deßgleichen Inseit Rotenberg / nach der Sächsischen Gräntze / die Trotten / daselbst man auch das verwüste Schloß Wildeck / oder Blumenstein / im Walde / nahe aber an der Newstatt Rotenberg / auff einem hohen Berge / der Haußberg genant / ihrer der Trotten / StammHauß ligen / siehet / welches in vorigen Kriegszeiten / durch die Rotenberger Burgerschafft / so mit den Trotten im Streit gelebt / durch ein wunderbarlichen vnflätigen Kriegslist / erobert / vnnd entlich zerstöret worden sein solle. Biß hieher obernante Beschreibung.


Runckel.


Zu Latein Roncalia genandt / darvon die gantze Herrschafft den Namen hat / vnnd dem vhralten Geschlecht der Graffen von Wied zuständig / ist ein altes Schloß / vnd vmbmawreter grosser Flecken / beyde gleiches Namens / ligt an dem LohnFluß / zwischen Villmar vnd Limpurg: Vnd vnferrn davon auff der andern Seiten in der Höhe auff einem Felsen das lustige Schloß Schadeck / welches / (wie auch das starcke Hauß vnnd Berg-Schloß Schaumberg / nechst an der Lohn zwischen Limburg vnnd Nassaw ligend) denen Herren Graffen von Leiningen-Westerburg / deß Heyl. Röm. Reichs Semper-Freyen zuständig ist.

Diese Herrschafft Runckel hat langs an diesem Fluß einen schönen sehr fruchtbaren Acker von allerley gutem Getreyde / beneben feinen Weinbergen / die einen guten / auch zu guten Jahren / trefflichen Wein tragen; beneben dem Silber Bergwerck in der Langheck / weissen Marmelsteinen zu Schuppach / Schiffergruben zu Wolffenhausen / Kalck- vnnd Eysenhütten / welche da im gang gewesen / vnd wider gesetzt werden köndten / wann der liebe Friede blühen solte.

Von diesem Landstrich / als seinem irrdischen Vatterland / schreibet Gulielmo-Christophorus Heimius Roncaliensis also:


Argentum, marmor, ferrumque et fissile saxum,
Vinum, frumentum, suavia poma gerit,
O felix quondam ad Lanum Roncalia terra,
Cum pacem coelum ferret, haberet humus.
Praesul coelesti te BLITERSHAGIUS ornat:
Terrestrique Comes pace WILHELMUS ovans.
Esse et adhuc talis potuisses, si modò tales
Conspiceres solidâ nunc pietate Viros.
Nil praeter votum possum tibi Patria; Reddat
Omnipotens pacem, gaudia, dona, Viros.

Diese Herrschafft Runckel wird von Alters her abgetheilt in den Stein-Runckel / Schuppacher Centen / vnnd Ommenawer Centen / deren jedes theil durch einen Ober- oder Land-Schultheissen regiert werden. So vortrefflich aber die Grentzen vnd Güte dieses Lands seynd / so sehr ist seine Herrlichkeit mit seinen Kleynodien / bey diesem Teutschen durchgehenden Vnwesen in wenig Jahren hero verringert worden / theils durch gewaltsame Abzwackung / als deß Closters Beselich: theils durch innheimische Vneinigkeit der Herrn Graffen von Wied / als Gebrüdern / deren die zween

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)