Seite:De Merian Hassiae 159.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

grosse weit vmbfangene Closter Breydenau / vnnd gegen vber auch an der Fulda / das Dorff Guxhain. Dieses Closter hat in seinem Vmbfang zehen gewohnliche Mäßgärten weniger / oder mehr / als die Statt Milsungen / wiewol dieselbe auch der gar kleinesten Stättlein keine ist. In diesem Kloster hat es eine alte vberauß hohe von Quaderstucken auffgeführte Kirche / so nunmehr / weil Sie etwas baufellig / mit etlichen Boden / vnd vielen Säulen / durchbauet ist / darauff die daselbst fallende starcke Frucht einkunfften geschüttet werden / an deren statt / gegen vber / doch in der Ringmauern / eine andere neue / der Gemeind genugsame Kirche / erbauet ist / in welcher Ringmauern nicht allein ein altes / wiewol höltzernes / doch mit Gemächern ziemblich versehenes Fürstliches Hauß / wie auch noch viel andere Gebäu gestanden / so aber An. 1640. in abermahliger feindlicher Verheerung / abgebrant worden / vnnd wenig mehr / als die beyden Kirchen / vnd das Pfarrhauß / stehen blieben. Vmb das Closter / doch innerhalb der Ringmauren / hat es einen schönen Weingarten / darauß bey guten Jahren etzliche Fuder Weins / vnnd zwar ziemblichen Geschmacks / erzogen werden können. Das Closter hat sonst ein schönes außsehen / auff einer seyten / auff die Fulda / auff der andern in eine schöne ebene Feldauen / dem Closter zuständig / gegen der Eder warts / vnd Jenseit derselben an ein anmuhtiges in die Ferne sich immer erhöhendes Gebürg. Nicht gar ein halb viertheil wegs vnter der Breydenau fliessen dann die Eder / vnd Fulda / zusammen / allda man wegen deß vielen Schielfs / mit Aenten schiessen / stattliche Lust haben kan. Oberhalb Breydenau macht die Fulda / zwischen den Bergen / zwey wunderseltzame grosse Krümmen / welches auch wunderbarlich anzusehen ist.


Mintzenberg.


Ein Stättlein nahend Butzbach / in der Wetterau / an dem Gebürge / die Höhe genannt / welches vorweilen ein besondere Herrschafft / vnd vortrefflich Hauß; oder ein schöne Burg darbey gewesen; von welchem Schloß noch zween Thürn / aber verstört vnnd verwüstet / vbrig seyn. Ein altes Stammhauß der Grafen von Mintzenberg / welcher Stamm mit Vlrico im Jahr 1250. abgangen / vnnd haben nach tödlichem Hintritt dieses letzteren Herren / Hanaw / Falckenstein / Weinsberg / Pappenheim / Schonburg / als an solche die Töchter kommen / sich aller Müntzenbergischen Landschafft / als Erben angemasset. Die Herrn von Falckenstein haben das Schloß in Besitz genommen. Hat jetzt fünff Herren; dann es 1. Mäyntzisch / oder Königsteinisch; 2. Hanauisch; 3. Solms- Laubächisch; 4. Lichisch; vnd 5. Greiffensteinisch ist. Von diesem Ort / seyn die Graven von Hanau bey Franckfurt / zum vnderscheid deren bey Straßburg / die Graven von Hanau / Mintzenberg / genannt worden; wiewol Sie einerley Geschlechts gewesen; vnnd diese zu Mintzenberg / als Sie / vor wenig Jahren abgestorben / die bey Straßburg geerbet haben.


Nassaw.


Davon oben im Eingang gesagt worden ist. Vnd heist so viel als ein Nasse Aw / Land oder Bezirck: Wiewol theils vermeinen daß Nasua, deß Cimberii Bruder / dessen Julius Caesar gedencket / allbereit von den Nassauern den Nahmen gehabt habe: Welches man aber auff sich beruhen läst. Es ligt Nassau von Häger sechs / vnd von Dietz 2. Meylen. Vnd zwar die Statt / vnd Thal / hierwärts nach Nord-Osten an der rechten Hand / oder Seiten / der Löhn / vnd wird mit einer von zehen Bogen gewölbter schönen Brücken / an den hohen Berg / darauff das vhralte weitberühmbte Stammhauß / vnd Schloß Nassaw gelegen / gefüget. Was die Statt anlangt / ist dieselbe in etwas mit Nassau-Weilburg; aber das Schloß mit den Nassau-Vranischen / etc. vnd dann auch mit den Nassaw-Weilburgischen / etc. Stamm / in gäntzlicher Gemeinschafft. Mitten an dem Berg ligt das Adeliche Hauß Stein / den Junckern desselben alten Geschlechts zuständig. Vnnd von dieser Statt / vnnd Schloß / hat die vhralte Graffschafft Nassaw den Namen. Siehe Joan. Textorem in der Nassauischen Chronic. Es haben die Herren Fürsten / vnd Grafen von Nassau / wegen ihrer vnderschiedlichen Linien / auch vnderschiedliche Reichs-Anschläge zum

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)