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Herr Graff Melchior von Gleichen vnnd Hatzfeld / vnnd sein Herr Bruder Graff Herman / zu Crutorff / drey Meyl hinder Sigen / Hoff haltendt.


Hünfeld.


Oder Hunfeld / zwischen Vach / vnnd Fulda / vnd in dem Stifft Fulda gelegen. A. 1359. hat Landgraff Otho auß Hessen / an S. Catharinen Tag / bey Nachts / heimlich mit Leytern / dieses Stättlein erstiegen; Aber 8. Tag hernach / als Bischof Albrecht zu Würtzburg / Marggraff Friederich zu Meissen / vnnd LandGraff Heinrich / dem Abbt Heinrichen zu Fulda / hülfflich erschienen / die Statt Borckem in Hessen belägert / vnd eingenommen; so ist Landgraff Otho wider zurück erfordert worden; vnnd hat das Stättlein Hunfeld verlassen müssen. Davon zu besehen Fabricius de Orig. Saxon. pag. 676.

A. 1525. in dem Bawrenkrieg / hat Landgraff Philips in Hessen / dieses schwache Stättlein / durch Vbergab eingenommen. Vnnd als die von Fulda ihme nicht zuhielten / nahm er Hunfeld Anno 26. wider ein: Die Sach wurde aber vertragen / daß er dem Abbt diesen Ort / neben andern mehren / wider gab; wie in den Antiquit. Fuld. Brouveri, l. 4. f. 323. et 348. stehet. Es schreiben etliche / daß Anno 1361. Landgraff Otho / sampt Marggraff Friderich / den Abbt von Fulda vberzogen / Hunfeldt gewonnen vnd geplündert / vnnd das Heiligthumb hinweg geführt / damit sein Vatter / der alte Land-Graff Henrich / nicht zufrieden gewesen / vnnd gesagt; Die Heiligen würden sich rächen / vnnd ihr Wachs wider holen.

In einer geschriebenen Thüringischen Chronic / wird das erste oben etwas anders beschrieben / vnd gesagt / daß Anno 1361. die zween Landgraffen / Döringen vnd Hessen / den Abbt zu Fulda / zu gleich vberzogen / vnd vnder Rockenstuhl zusammen kommen / vnd daß die Hessen in Hunfeld gefallen seyen / vnnd das mit Gewalt gewonnen hätten: Vnnd als der Landgraff zu Döringen sich vor Geisa gelegt / vnnd das auch gewinnen wolte / da habe der Abbt seine Freunde an sie geschickt / vnnd die Fürsten / daß sie deß Stiffs schonen wolten / bitten lassen: darauff sie dann beyde wider abgezogen seyen.


Idtstein.


Schloß vnnd Stättlein / in einem Thal gelegen / vnnd schön erbawet. Hat zwar keinen Weinwachs / aber sehr gute Früchte. Ist Nassawisch-Wißbadisch / Graff Johannsen zu Nassaw Residentz / vnnd ligt in dieser Herrschafft / an der Catzenelenbogischen Gräntze / ein halbe Stund von Langen-Schwalbach / das Hauß Adolphseck / welches Käyser Adolphus gebawet hat / auff einem runden hohen Felsen / zwischen hohem wildem Gebürg / mit einem Fischweyer gantz vmbgeben; der Schloßgraben ist gantz in die Felsen eingehawen / An. 1631. ist das Schloß noch in seinem Wesen gestanden: Allda in einem Saal im Fenster noch deß Käysers Wapen / mit folgenden alten Teutschen Reimen gestanden:

Wann Sünd nicht hätte Sünden Namen /
Wolt ich mich doch der Sünden schamen.

Die Einwohner sind alle Wollenweber / allda es auch feine Mühlen vnnd Walcke gehabt / jetzunder aber ist es gar wüst / vnnd hat nurend etlich wenige Haußhaltungen allda.


Ilmstatt.


Ist eine reiche Probstey vnnd Closter / Praemonstratenser Ordens / vnter der Regul S. Augustini, mitten in der Wetteraw / an dem besten vnd fruchtbarsten Ort deß Lands / zwo Meylen von Franckfurt / vnnd eine von Friedberg / an der Nidd gelegen: Der Flecken daran gleiches Namens mit dem Closter gehöret der Burg Friedberg zu. Es schreibt Nicolaus Serarius in vita B. Godefridi Comitis, daß es vorhin Elofstadt oder Elfstatt geheissen / vnnd solches Graff Gottfried von Cappenberg / ein Gottsfürchtiger Herr in Westphalen / vmb das Jahr Christi 1075. fundirt vnd erbawet habe: Wie er dann allhie zwar gestorben vnd begraben / die Reliquien vnd Gebeine aber zum theil von seinem Bruder Ottone / Probsten zu Cappenberg / im Jahr 1148. erhaben / vnnd nach ermeltem Closter Cappenberg gebracht worden seyn sollen. A. 1646.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)