dem Reichstag zu Regenspurg Persöhnlich erschienen ist: Daselbst sich auch Herr Johann Philip / vnnd Herr Johann Rheinhard / Gebrüdere / Graffen zu Hanaw / vnd Zweybrücken / Herrn zu Lichtenberg / vnd Ochsenstein / Erb-Marschallen / vnnd Obervögte zu Straßburg / befunden haben. Es ist die Graffschafft Hanaw / Müntzenberg / bey Franckfurt / oder in der Wetteraw (dann Hanaw / Lichtenberg / bey Straßburg / im Elsaß / einkommen ist) Monatlich Einfach / zum Römerzug / auff 10. zu Roß / vnnd 30. zu Fuß / vnnd zum Cammergericht zu Speyer / Jährlich / nach dem alten / zu 59. Gulden 16. Kr. nach der Erhöhung aber auff 98. Gulden / 48 Kr. angeschlagen. Anno 1643. vmb die helffte deß Hewmonats / ist zu / vnnd vmb Hanaw / ein solches Vngewitter entstanden / daß der Hagel / in grösse der TaubenEyer / auch etliche noch grösser / in der Lufft / mit starckem Prasselen / vnd Schrecken der Menschen / sich zusammen geschlagen / wordurch nicht allein die Früchte im Feld / sondern viel Fenster / vnd die daselbst gepflantzte Taback-Zucht / fast mehrentheils verderbt worden. Deß Jahrs 1645. hat der Hessische Obrister / S. André, ein wichtigen Anschlag auff Hanaw gehabt / welcher aber nicht angangen ist.
Ist die letzte Statt in Nider-Hessen an
der Dymmel / nicht ferrn von der
Weser / eine Meyl wegs vnderhalb Trendelburg
gelegen / vnd sind deroselben besondere
Antiquiteten die Krockenborg / vnnd die
Anzeige von Alten Cölln. Alten Cölln ist
eine besondere Statt auff einem Felsen
gelegen / von deren noch wenig Anzeigung /
vnd Gemäwer vbrig seyn. Nächst an der
Statt / vnnd der besagten Dymmel / oder
Diemol / ligt auff einem hohen gehen
Berge / die alte Gräntz-vestung Krukenberg /
daran noch ein stattliches Gemäwer ist; vnd
hinder demselben / auff der höhe / nach der
Paderbornischen Gräntze / siehet man noch
die rudera, vnd Gemäwer / von der
zerstörten Statt / die Neustatt genant; wie ich in
einem geschriebenen Bericht gelesen /
Anno 1465. ist Helmerßhausen in der
Paderbornischen Fehde eingenommen / vnnd die
Krockenburg belagert worden. Das
Closter hat seinen Anfang Anno 1207.
bekommem. Anno 1641. haben die Käyserischen
den Hessischen Rittmeister (Hans Wilcke /
nunmehr gedachten Nieder-Hessischen
Obristen Wachtmeister) allhie vberfallen /
daß er sich vber die Mauren salviren
muste / nahmen ihm vnd seiner Compagny / bey
zweyhundert Pferdten / vnnd andere gute
Beuthen ab.
Diese Statt ligt ein Meyl wegs von
Häger / vnd von Dillenburg ein halbe Meil
in dem Dillenburgischen Lande / vnnd auff
der rechten Hand der Dille. Man hält
darfür / daß der Name von einem Hauß / oder
Herberge / so allda an der gängen Landstrassen
nach der Wetteraw vor Zeiten gestanden /
vnd einem Bronnen darbey / herkomme /
vnd daß auß dem Herbrig-Bronn mit
der Zeit Herbron / oder Herborn / worden
seye. Gegen West-Suyden ligt das Schloß
obenan der Statt / darinnen die zu der
Schulen gehörige Bibliothec stehet / vnd ist solche
berühmbte Land-Schul erstlich von Graff
Johann dem ältern / Graffen zu Nassaw /
Anno 1584. vmb den Herbst gestifftet. Die
in Dillenbergischen vnnd Dietzischen
Landen gelegene Stiffter vnd Clöster / vnd
dero Renten vnd Gefälle / sein nach der
Reformation, ad pios usus, nemblich zu Kirchen
vnd Schulen / vnd insonderheit zu
Anrichtung der besagten Nassawischen
LandSchulen / vnd zu deren Pfarrn zu Dietz /
Freyendietz / vnd Petersberg angewendet / vnd sind
dieselbe / Thron / Dierstein / Gnadenthal /
Beselich / welches letzter zum Spital;
die Gefäll aber deß Stiffts Dietz /
Closters Dierstein sampt andern geistlichen
Gefällen / Canonicaten vnnd Gütern
daselbst / wie auch deß Closters Thron (so im
Ampt Werheim ligt) Einkommen zu der
Land-Schul Herborn / verordnet worden.
Es haben bey solcher Schul gelehret / D.
Johan. Piscator, so der erste Rector
gewesen / Doct. Caspar Olevianus, Matthias
Martinius, Joh. Heidfeldius, Wilhelmus
Zepper, (so allhie Anno 1607. an der
Pest gestorben) Johan. Ulnerus, D. Joh.
Goeddaeus, D. Joh. Althusius, D. Antonius
Matthaeus, D. Philippus Henricus
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_124.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)