Seite:De Merian Hassiae 109.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieterici pag. 65. seqq. da diese Statt gar weitleufftig beschrieben / vnnd / vnter anderm / daß sie in dem Theil deß Obern Hessenlandes / so an die Wetteraw stösset / eben / vnnd von Wetzlar ein Meyl / von Grünberg aber zwo / vnnd auff der Landstrassen nach Franckfurt / gelegen seye: 4. Thor / vnnd 4. Hauptgassen / vnnd in mitten derselben den Marckt oder Platz / sampt dem Rathhauß / vnnd man von aussen eine Stundt zu spatzieren vmb die Gräben / habe: Item / daß nur eine Kirch / zu S. Pancratio genannt / vnnd zwar mitten in der Statt / mit einem hohen Thurn / vnd schönem Geleute; Item gegen Morgen das alte Schloß / darinn der Hauptmann wohne / gelegen seye; es auch da ein ansehnliches / vnnd wol außstaffirtes Zeughauß habe; die Statt mit einem gesunden Lufft / vnnd das Land herumb mit Fruchtbarkeit / vnd Lustbarkeit (davon / vnnd dem Tuchmachen / die Burger insonderheit sich nehren / vnnd von Rath vnnd Burgermeistern / nach deß Fürsten Beampten regieret werden / vnnd Jährlich einen stattlichen Marckt / zwischen Ostern vnnd dem Auffahrtstag / 8. Tag lang halten) begabet seye / gesagt wird. Es ligen bey dieser Vestung etliche Schlösser nahe / als Gleiberg / Solms / Königsberg / Fetzburg / naher der Graffschafft Nassaw zu. Ein Meil wegs nacher Butzbach ist ein Stättlein Grossen Linden; alldar vor Zeiten soll ein Castell gestanden seyn / so Anno 1560. durchs Wetter verbrannt worden.

Die Anno 1607. allhie gestiffte / aber Anno 1625. von hinnen nach Marpurg versetzte hohe Schul / ist nunmehr wider alda / vnd Sontags Jubilate, deß Jahrs 50. dieselbe auffs new / an ihren vorigen Orth / in gegenwart Herrn Ludwigen / vnd Herren Georgen / deß Jüngern / Landgraffen zu Hessen / Herrn Landgraffens Georgen deß Eltern Söhnen; wie auch in beysein Herrn Georg Ernsten / Graffens zu Erbach / eingeführt worden. Es hat diese Statt Giessen so wol ihre äusserliche / als innerliche Wercke. Von aussen befindet man die natürliche Oerther / als / Berge / Wälder / Aecker / Wiesen / Gärten / Wasser / mit ihren Früchten / vnd Zugehör. Jenseit deß Löhnflusses ist ein grosser Platz / darauff / in Jahrmarcktzeiten / allerhand Wahren / nach einer feinen Ordnuung / gefunden werden. So hat man auch selbiger seiten viel künstliche Oerter / als da sind etliche Schlösser / vnd Dörffer / der Statt Korn: Pulver: Lohe: vnnd Schleiffmühlen. Jenseit der Statt ist der Todten Kirch-Hoff: desselben Hausses innerste Böhne ist gemacht / vnnd gemahlet / mit Sonn / Mond / vnd Sternen / den Himmel fürbildend: weiter findet man darinn vielfaltige Gemälder von dem Leyden / Sterben / vnd Aufferstehung deß Herrn Christi / von Aufferstehung der Todten / vom Jüngsten Gericht / etc. Deßgleichen / so wol inner / als ausser dem Hause / die schöne Epitaphia, vnd Grabschrifften. Hierauff folgen die Aussenwercke der vier Statt-Thoren / der Wall mit ailff Bollwercken / etc. In der mitte der Statt ist der Marckt / darauff steht die Justitz / als / Galgen / Wippe / Drilles / vnnd Esel. Ferner / die Kirche / darinn der Altar / der Tauffstein / die Cantzel / das Creutz Christi; in der Capell die Bibliotheck / die Orgel / D. Luthers Abbildung / vnnd andere Gemälde. Nebenst der Kirchen steht ein dicker / starcker / steinerner Thurn / darauff die hell-klingende Glocken / Zincken / Posaunen / Trompeten / Pfeiffen / vnd Geigen. Ferner hat es in der Statt viel treffliche Gebäw / als / das Collegium, mit seinen Auditoriis, oder Zugehör-Sälen; das Rath: Zeug: vnd Haupthauß / die Kugelronde Roßmühl / vnnd dergleichen mehr etc. Siehe Stanisl. Minck / von Weinsheim / oder I. I. W. in relat. noviss. ex Parnasso, de arte Reminiscentiae, pag. 114. seq. Herr Landgraff Philipps zu Hessen / so zu Butzbach Hoff gehalten / hat der obgedachten hohen Schul seine gar kunstreiche / vnnd sehr theure Instrumenta Mathematica verehret / die man im Jahr 1653. wider außgebutzt; deren die grösten D. David Christiani, in seinem Tractatu de Cometis, pag. 9. seq. also beschreibet: Globus coelestis, cujus diameter. 7. pedum est. Sextans Astronomicus, cujus arcus Orichalco obductus, habens ab altera parte, juxta principale centrum cylindricum, aliud eidem simile, et huic in arcu correspondentem locum, cui (quoties id postulat necessitas) pinnacidium imponitur, ad observandum distantias minores.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_109.jpg&oldid=- (Version vom 12.5.2020)