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Aber mit der Zeit gieng es wieder besser alhie zu; wiewol Anno 1503. die Pest allda regierte; vnnd Anno 1507. die Newestatt Franckenberg wider vber die helfft abbrante / auff S. Bartholomaei Tag / als ein vnweise Weibs-Person / genannt die Dolle Metz / im Kühestall die Fliegen sengen wolte / vnd die Fliegen mit dem Hauß verbrannte. Im Jahr 1509. ward das newe Rathhauß in der alten Statt zu Franckenberg gebauen. Vnd soviel von dieser Statt / auß dem gedachten Zeitbuch; in welchem zu Ende mit angehenckt wird / daß Anno 1525. im Bauren-Krieg / allein vor dieser Statt fünfftausend Mann erschlagen worden seyen. Vnd auß dieser Chronic haben / sonders Zweiffels / Georgius Braun im 3. Theil deß Stätt-Buchs / Caspar Ens am 206. Blat seines Reyßbüchleins / vnnd Wilhelm Dilich / in der Hessischen Chronic / ihre Beschreibungen genommen. An. 1556. ist die New-Statt bey die Alte Statt kommen / vnd ein Rath / ein Regiment gesetzt worden / dann die New-Statt vormals einen eygenen Rath / Gericht vnd Recht / dazu zwey Insigel gehabt / welche damals sind zuschlagen worden. Anno 1579. ist ein Papier-Mühl angerichtet worden in der Oschreufe. Im Jahr 1590. ist bey Franckenberg ein Silber- vnd Kupffer-Bergwerck bekandt worden. Was in dem jetzigen Teutschen Kriegswesen allda vorgangen seyn mag / davon haben wir keinen eygentlichen Bericht.

Nahend der Statt Franckenberg / vnd wie es gedachter Ens rechnet / eine halbe Meyl darvon / ligt Sachsenberg / so / zu der Könige in Franckreich Zeiten / der Sachsen Vestung / wider Franckenberg / gewesen. Obgemeltes Franckenbergisches Zeit-Buch setzet am 19. Blat / daß das oberste vnnd höchste Landgericht an der Lohn in Hessen zu Alsfeld gewesen / biß auff die Zeit Käyser Carls deß Grossen / dieweil es die ältiste Statt in Hessen an der Lohn war: Es habe aber besagter Käyser solche Würdigkeit von Alsfeld genommen / vnnd sie gen Franckenberg gelegt / also daß alle die an der Lohn ihr Ober-Gericht daselbst holen müsten / etc. Auch sollen die Alten Sassen / vnd Westphalen binnen drey Meylen / ihr Landrecht zu Franckenberg holen. Deß zu Wahrzeichen / so holen die von Sassenberg noch heut zu Tag ihr Landrecht zu Franckenberg (wiewol das Ober-Gericht folgends auff Marpurg kommen ist /) ob sie schon nicht in Hessenland gehören. Dilichius nennet dieses Sachsenberg ein Stättlein; der auch p. 97. seq. von dem festen Castell Kesterburg / darauff vorweilen der Abgott Castor geehret / vnd letztlich vom Carolo Martello zerstöret / auch an dessen statt die Kirch Christenberg erbauet worden; Item von dem vhralten Hauß Hessenstein in dieser Gegend / welches noch ein Anzeig deß alten Hessischen Nahmens ist / handelt.

Zu nächst bey der Statt Franckenberg ligt vor einem Walde das Schloß Wolckerstorff / so Hessisch / welches An. 1310. Landgraf Ott Eberharden von Helffenberg / Rittern / zu Lehen auffgetragen / vnd in Anno 1389. die helffte daran Landgraf Hermannen verkaufft hat Friderich von Buchenaw / Ritter. Im Jahr 1477. ist dasselbe gantz new wider erbauet worden von Landgraf Heinrichen / allda er sich auch mehrertheils auffgehalten. In der Franckfurtischen Frühlings Relation deß Jahrs 1647. stehet / als im Wintermonat Anno 46. zwischen den Casselischen / vnnd Darmstättischen / beym Hauß Rauschenberg / ein Treffen vorgangen / darinn die Casselischen obgesigt / seyen darauff beyde Häuser / Wolkersdorff / vnnd Rauschenberg / an die Casselische vbergangen / dieses zerstört; jenes aber / namlich das Schl. Wolckersdorff / besetzt worden. Es ligt nicht fern von Franckenberg das berümbte Closter Heina / davon besiehe ein mehrers an seinem Orth Ohngefehr ein viertheil Meyl von diesem Closter ist das Dörfflein / oder Weyler Bockendorff / so dem Closter zugehörig / in welchem der vortreffliche Poet Eobanus Hessus im Jahr 1488. den 6. Jenner geboren worden. Es ligt auch nahe der Statt Franckenberg dz Closter S. Georgenberg / welches Landgraf Ludwig / der älter / nach Absterben der Abbtissin Ida von Hotzfeld einnehmen / vnd alles so darinnen war / in auffrichtige Ordnung vnnd Register bringen lassen.

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)