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vnd Clöster der Graffschafft Dietz zoge ein A. 1628. der Churfürst zu Trier / vnnd verbotte die Geistliche Gefäll weiter nicht folgen zu lassen. Darauff deß folgenden Jahrs / nach dem das Keyserlich Religions Edict den 6. Martij publicirt vnnd außgelassen / den 20. Aprilis / er sich vnderzog deß Closters Thron / vnnd aller derselben Gefäll / vnd ließ darinn vnd in dem gantzen Ampt Wehrheimb die Catholische Religion einführen. Es kam aber 1632. wider das Closter Thron in vorigen alten Standt / vnnd waren die Renten wider zu Kirchen vnnd Schulen angewendet. Anno 1636. den 9. Maij / wurden auch andere in der Graffschafft Dietz gelegene Stifft vnnd Clöster von deß Ertzhohen Thumbstiffts Trier Dechant vnd Capitul wider geben.


Dillenberg.

Ligt eine gute Stundt gangs / oder ein halbe Meyl von Häger / vnd so wie auch von Herborn / hat den Nahmen von dem Wasser der Dille / daran es auff der rechten Hand / vnd dem Berg / auff welchem das Schloß / oder die Burg Suydwärts gelegen / vberkommen. Mag also beides Dillenberg / vnd Dillenburg / geschrieben werden. Das Schloß / welches auff dem Berg / ist ein groß weitläuffig / ansehnlich Gebäw / mit dicken / starcken / hohen Mawrn / vnnd einerseits einem Wall / tieffen / breiten / außgefütterten gemawerten Gräben / mit vielen vnderschiedenen Thoren / vnnd zum Eingang / an der Pforten / noch mit einem äussern Thor / gegen das petardiren, wie auch der Graben mit einer Pallysaten rings vmb her vmbgeben / vnd also zu einer Gräfflich-Nassawischen Residentz wolbevestiget. Hat auch ein schön auff etlich tausend Mann wolversehenes Zeughauß / darinn ein Kienbacken von dem grossen Wall- oder Bottfisch / liget / welcher im Jahr 1598. zu Catwick an der See / in Holland / angestrandt / vnd bekommen worden.

An. 1617. gehörte diese Residentz Herren Wilhelm-Ludwigen Graffen zu Nassaw Catzenelenbogen / gewesten Gubernatorn in Frißland / etc. Die Statt / oder der Thal darunder / West-Nord- vnnd Ost-wärts vmb das Schloß beynahe / rings her gelegen / hat ein hüpsch / zierlich außgebawte Kirche / darinn der Graffen Begräbnuß / doch ohne einige Monimenten / nur daß eines Rheingrafen Begräbnuß mit dessen Bilduß vnnd Monument darinn Suydwerts im Chor stehet. Vnder der Statt gegen Mittag / vnter dem Schloß / ligt der Hoffgarten / welcher groß vnd weit / darinnen vnterschiedene LustHäuser / vnd Gänge / neben andern Sachen / zu sehen. Es hat diese Statt 2. Jahrmärckt / den ersten / Montags nach dem Sontag Judica, den andern Montags vor Margarethen. Von diesem Ort hat das Dillenbergisch Land (darinn auch Herborn / vnd Häger / vnnd nicht ferrn von Dillenberg die Herrschafft Beylstein / ligen) den Namen. Ist zwar ein raumliche Landschafft; hat aber ein hohes Gebürg vmb sich / vnnd auff der einen Seyten den Westerwald / vnd die Grafschafft Westerburg. Grentzet sonsten auch mit dem Bergischen / Cölnischen / Witgensteinischen Gebiet / vnd dem Fürstenthumb Hessen an der Löhn.


Drendelborg.


Ist ein altes Stättlein in der Herrschafft Sconenberg / oder Schönenberg / im Nidern-Fürstenthumb Hessen / an der Dymal / vber die alhie eine hültzerne Brücke gehet / nahend Wilmersheim / Helmershausen / vnnd Sababurg / bey dem Reinharts Walde gelegen / so auch Trendelborch geschrieben wird / vnd ein Ampt hat. Ist anfänglich Dreiderberch / vnnd darnach ein Zeitlang / dieweil / wan einer ein Todschlag begangen / deß Orthes der Todschläger vor seinen Verfolgern / vnd Bluträchern / frey vnd sicher gewesen / Freystatt genandt worden. Kam folgends durch Kauff an Hessen; Hat es gleichwol Braunschweig ein Zeitlang inngehabt / auch der Bischoff von Paderborn eine Gerechtigkeit da praetendirt, vnd solches eingenommen; Ist aber Anno 1465. Schloß vnd Stättlein vom Landg. in Hessen wider mit Heereskrafft erobert worden. Es werden in der Drendelburgischen Feldmarck / zwey grawsame Löcher gezeiget / deren das grössest vber 200. Schuhe tieff / vnnd in seinem Bezirck einen Raum / gleich der Statt / begreifft. Hat die Form eines Trichters / also / daß man biß auff das Wasser / welches niemals gegründet werden können / wiewol nicht ohn Gefahr / hinab steigen kan. Diese Löcher sind in einem grawsamen

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)