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Statt die Freyheit / vor allen andern im Lande / daß sie von S. Veits / biß auff S. Bartholomaei Tag / roth Wildpreth; vnd dann von S. Michaels / biß auff S. Andreas Tag / schwartz Wildpret / jagen / vnd fangen möge / aber nicht schiessen: derhalben auch ihrer Weidleut keiner einige Büchse mit auffs Jagen bringen darff. Der Handel vnd die Nahrung / ist sonsten wegen deß Saltzwercks / zimblich starck allda; vnd weil wenig Frucht dieses Orts wachset; so hat die Natur solches mit zimblichem gutem Weinwachs ersetzet.

Die Arth deß Saltzbronnens ist einer wunderbahren Beschaffenheit / nemblich je höher das Wasser in der Werra / je mehr auch der Sohle in dem Bronn; je mehr aber derselben / je kräfftiger sie befunden / nemblich 8.lötig / vnd hingegen je weniger / je vnkräfftiger / vnd am Gewicht geringer. Es ist aber der Bronn sehr starck / also daß er bei 84. Kohten vnnd Pfannen / zu versehen genugsamb / in welche er durch ein besonder Kunstwerck geleitet wird. So hat man vber das erstlich im Jahr 1579. mit Stein-Kohlen zu sieden angefangen / auch solche Arth deß Siedens nunmehr also angeordnet / daß / wo man dazumahlen 22. Maaß Kohlen verbrauchen müssen / anjetzo 12. gnug seyn. Die Herrn Landgraffen in Hessen haben den Orth mit vnterschiedlichen Freyheiten begabt. Es seyn auch vor Alters viel feste Berghäuser zur Defension der Sohden anfänglich erbawet worden: Vor andern aber das jenige / so gleich obig den Sohden auff dem Berg gestanden / vnnd Westerburg genand worden ist. Bey diesem Teutschen Krieg ist allhier zu vnderschieden mahlen grosser Schade geschehen / sonderlich Anno 1632. da der von Pappenheim Witzenhausen / Eschwegen / vnd Drendelburg erobert / deren Occupirung gedacht wird im 2. Theil deß Theatri Europaei. In dieser Statt ist geboren der wohlberümbte Theologus D. Balthasar Menzerus.


Allendorff / an der Lomb.


Dieses Stättlein ligt in Hessen / zwischen Marpurg vnd Giessen / welches bloß in einem alten Brieff Villa genendt wird. Auf deme zu nechst gelegenen hohen Burghauß vnd Dorff Nordecken haben vor Alters zwey Gebrüder Landgraffen zu Hessen mit Namen Henrich vnd Herman gewohnet / welche umbs Jahr 1365. beyde benachbarte Dorffschafften Mölnbach vnd Todenhausen von denen angrentzenden beyden Adelichen Geschlechtern Milchling vnd Rabenaw erblichen an sich ertauschet / vnd auß solchen Dörffern dieses Stättlein zusammen zubawen angefangen / auch durch Hülff deß Ambts Burgkemunden vnd Gerichts Lohr einen Graben umb selbiges hero von newem auffwerffen lassen / so aber im Jahr 1525. auff deß Raths underthäniges Anhalten bey dem damahlig regierenden Landts-Fürsten zu Cassell / Herrn L. Philipsen dem ältern / widerumb eingeschleiffet worden. Im Jahr 1370. ist dieser Orth von den Landgraffen mit der Statt Freyheit begnadigt / vnnd umb deß willen / weil es auß vorbenahmten verschiedenen oder Allen beyden Dorffen zusammen gebawet / Allendorff / vnd forters zum vnterscheyd anderer Stätte vnnd Dörffer; welche eben derogleichen Namen tragen an der Lomb genand worden / vornemblich von deme zu nechst daran herfliessenden Wasser / welches gleichfals seinen Namen vom Dorff Lomb / Ampts Grunberg / vberkommen / alldar er sich vrsprünglich samlet / vnd bey dem Adelichen Milchingischen Dorff Dreys hero biß naher Stauffenberg fleust / vnter welchem Stättlein er in die Löhn fället. Hundert vnnd vierzehen Jahr nach dessen Erbawung / benandtlich im Jahr 1479. ist dieses Stättlein durch Donnerwetter angezündet / vnnd beneben dem Rath Hauß in 3. Stunden gäntzlich eingeäschert worden. Wie dann wenigers nicht / nach deme selbiges etlicher massen wiederumb auffgerichtet vnnd gebawet gewesen / im Jahr 1632. durch ein unversehenes angegangenes Fewer abermahls 34. Gebäw darinnen nidergebrandt. Wie auch durch vnderschiedene Kriegs-Zerstöhrung also abgenommen / daß jetziger Zeit kaum der halbe Theil vbrig. Im Jahr 1385. hat der Bischoff Chilian zu Mäyntz dieses Stättlein feindlich vnd mit Kriegsherr vberzogen / worüber ein Freyherr Conrad von Weinsberg damals commandirt / also daß auch noch theils die Feldmarck vmb diesen Orth nach dessen Namen der Weinsberg genand

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)