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Hirschfeld / vnd Hessen / biß in die Weser. Ist ein schöner Schiffreicher Strohm / biß nacher Milsungen / so das Land fast in die Mitten theilet / vnd der Vest. Cassel vberauß grossen nutzen bringet / hat zu beyden seiten viel grosse Wälde vmb sich ligen. Der Fluß Dimmel / oder Dimula, entspringt hinder der Graffschafft Waldeck / an dem Cöllnischen Hertzogthum Westphalen / oben auff einem spitzigen Hügel / mit einer sehr schönen Quellen; fliesset förters durch die ermelte Graffschafft / vnd bey dem vesten Orte Monesberge / oder Stattberge / her / vnd scheidet fürbas / von Warburg an / biß in die Weser hinab / mehrertheils das NiderFürstenthumb Hessen / vnnd das Stifft Paderborn. Die Innwohner deß Hessenlandes betreffende; so stehet in einem Historischen Bericht von der Wetteraw / Rinckaw / Westerwald / Löhngaw / Hayrich / vnnd anderen an das Fürstenthumb Hessen angräntzenden Landen / vnter anderm / also: Die Nationes, vnnd Völcker / so disseits / langs den Rhein hinunder / von Zeiten C. Julii Caesaris an / biß auff Trajanum den Käyser / gewohnt haben / werden von Cornelio Tacito in libro de German. fürnemblich in dieser Ordnung erzehlet / nemblich erstlich die Catti, so alsobald an den Römischen Gräntzen angefangen; hernach die Vsipii oder Vsipites, vnd Tencteri; folgends die Bructeri, deren Successores die Chamavi, vnd Angrivarii, vnd entlich die Frisii, welche neben dem Rhein hinab biß an die See sich erstrecken / vnnd an der See / gegen Mitternacht zu die Chaucos zu nechsten Nachbawren haben / welche Chauci abermahls ein grosses Volck / innwendig Landes alle oberzehlte Völcker biß widerumb an die Cattos berühren. Es waren der Römer Gräntzen / nach dem sie Germaniam Cis-Rhenanam, vnnd Belgium, auch Rhaetiam, vnnd Noricum, vnder ihren Gewalt gebracht / zu den Zeiten Octaviani Augusti, beyde Ströme / der Rhein gegen Gallia, vnd die Thonaw gegen Italia vnnd Pannonia, innerhalb deren die Teutschen vmb die Freyheit / Hauß vnnd Hoff / Land vnd Gut / ja Leib vnnd Leben / viel vnnd lange Jahr / mit ihnen zu kämffen gehabt. Der Thonau Vrsprung vnnd Quell aber stosset nicht gar biß an den Rhein hinan / sondern es ist der Römer Land daselbst herumb / gegen den Teutschen etwas offen / vnd weder mit Wasser noch Gebürg / bewöhret / darumb sie dieselbe Gegend / als die anstossende Gräntze / mit guten bewehrten Veteranis besetzet / oder auch sonst freche verwegene Gesellen / dieselbe auff ihr Gefahr vnnd Abenthewer beziehen lassen / vnnd damit sich dieselbe mit desto mehrer Ernst vnd Eyffer / der Landwehr / als vmb das ihrige / annehmen solten / hat man ihnen solch Land / vnnd was sie noch mehr darzu erobern vnnd gewinnen möchten / gantz Erb- vnnd Eygenthumlich vmb einen Jährlichen Zehenden zu besitzen / vnd zugeniessen / eingeraumet; daher dasselb Land Agri Decumates von dem Tacito; von andern aber dubiae possessionis solum, agri occupatorii, vnd Arcifinales, genannt wurde. Wie dann kein Orth auff der gantzen Gräntzen / als eben daherumb gewesen / da beyde Völcker sich öffter vnd härter dubio Martis eventu vntereinander geklopffet hätten. Wer nun dieselbe Teutsche Völcker / vnd der Römer Anstösser allda gewesen / gibt ermelter Tacitus mit Namen zu vernehmen / wann er sagt: ultra hos (Decumatium Agrorum possessores) Catti initium sedis ab Hercinio saltu (sc. Sylva Martiana) inchoant. Ja / es haben ermelte Catti weit hinein in solchen Hartzwald / vber den Necker / vnd vber den Mäyn / biß in das heutige Hessenlandt an die Eder ihr Thun gehabt. Ja es haben sich die Catti wol an die Cheruscos, so an der Elbe gewohnet / gemacht / vnnd haben auch wol circa Vangiones et Nemetes vber den Rhein wischen dörffen; Dahero sie einen grossen Namen / vnd Forcht bey den Römern gehabt / weil sie auch mit den Dacis, oder Sibenbürgern / Verstand / vnnd Bündnuß / hatten. Aber sie seynd entlich vndergangen / vnd haben sich vnter den andern Germanis dermassen verlohren / daß man bey den letzten Scriptoribus Romanis, als Marcellino, Eutropio, Zosimo, Panegyricis, mit keinem Wort mehr derselben Meldung befindet; sonders Zweiffels / weil andere Völcker / sonderlich die Alemanni, vnnd Franci, sich erhaben / etc. vnd ihre Namen in accessionem validioris convertirt worden: Vnd sagen Franciscus Irenicus, Andreas Althamerus, vnd Iacobus Curio, daß die Chatti,

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)