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bey vier Meylen / darinnen können Jährlich / wann es gute Mast gibt / 20000. zahme Schwein feist gemacht werden. Rentet alsdann Jährlich an Mast- vnd Forstgelt vber 30.tausend Gülden. Könnnen darinnen Jährlich an allerhand Wildprät gefangen werden / Roth Wildprätt 800. Schwartz Wildprät in tausend Stück / deren offtermal Landgraff Wilhelm der älter in einer Stellung 200. bekommen hat; Wie besagter Dilich im 1. Theil seiner Hessischen Chronic am 142. Blat / deß Casselischen Trucks in Anno 1617. in 4. Oder der ersten Edition daselbst im Jahr 1606. am 172. vnd folgenden Blat schreibet. Nechst diesem ist sonderlich berühmt der Sullings-walde / der allergröste im gantzen Lande / als der sich an einem Stucke / auß der Fulda / zu nächst vnderhalb Hirschfeld / auff einer gleichen höhe herauß / biß bey Heringen in die Werra erstrecket / an die drey Meilen wegs lang / auch mehrertheils gegen dem Ambt Rotenberg eine Meyl wegs brait / vnd eine von den vornembsten Wildfuhren ist / also / daß man das rothe Wildpret / bey grossen Herden / in 2. oder 300. starck findet / auch offt in der Schweinhatz 3. oder 400. stuck Schwartz Wildpret / vnd wol vber hundert auff einmal gefangen hat. Es ist dieser Wald halb gegen der Fulda / vnnd halb gegen der Werra / thalhängig / daher jährlich viel tausend klaffter Holtz darauff gehauen / vnnd nach Allendorff zum Saltzwerck gebracht werden. Es hat ferners in Hessen ein gesunde Lufft / daher der berühmte Westphäling Hermannius Buschius pflegte zu sagen: Aerem Hassiacum rosas spirare, wie gedacht wird im dritten Epistolarbüchlein Joach. Camerarii F. 6. a. Es hat auch Hessenland keinen Mangel an allerley gut Obst / Getreydt / Kräuter / sonderlich eine herrliche Viehe- vnd vnter derselbigen ein trefflich Schaaf- vnnd Hämmelzucht / deren viel Tausend deß Jahrs darauß verkaufft werden. Es hat auch einen trägigen Wollhandel: Dann die Woll wegen ihrer Güte / in grosser Menge ins Niderland verfürt wird. Deßgleichen hat es auch / sonderlich gegen dem Rhein / im Catzenelenbogischen / so dann in der Herrschafft Epstein guten Weinwachs. Die Wasser sind die Werra / Fulda / Bintz / Nidda / Löhn / Eder / Schwalbm / Ohm / Embs / Dimmel / Wetter. Der Fluß Eder führt Goldsand. Das Gold wird dem Vngerischen an güte gleich gehalten. An Fischen gibt er herrliche Laxen vnnd Forellen. Er entspringet in der Graffschafft Witgenstein / vnnd fleußt bey den Stätten Battenberg / Franckenberg / Fritzlar / hin / fält bey Münden im Braunschweiger Land in die Fulda. Dieses Wassers gedencket der Römische Scribent Tacitus, da er die Krieg beschreibet / so die Catti mit den Romanis geführt haben[WS 1] / vnnd nennet es Adranam. Der Fluß Nidda kompt vom Vogelsberg / fleust vorbey die Statt Nidda durch die Wetteraw nach dem Mäyn zu. Die Werra nimbt ihren Vrsprung in der Herrschafft Henneberg / vnfern von Schleusingen / in einem Grunde deß Thüringer Walds / die Gabel genannt. Vnnd an solchem Werrastrohm / sonderlich vmb Eschwege / Allendorff / vnd Witzenhausen / hat es den besten Weinwachs im gantzen Lande NiderHessen. Nimbt ihren Lauff auff Hilpurghausen / Meinungen / Schmalkalden / Saltzungen / Vach / Eschwegen / Allendorff / Witzenhausen biß auff Münden / allda die Fulda darein kompt vnnd dem Fluß ein andern Namen macht / daß Er die Weser genendt wird / auff welchem man vff Höxer / Hameln / Minden / Nienburg / Bremen / vnd so fort nach der Hohen-See oder dem Meer fahren kan. Die Schwalm fängt an am Eingang deß Aptswalds / wird nachmahls bey Alßfeld von beyden Wassern der Eyffa vnd Berff gemehret / vnd vnd gehet durch die Graffschafft Ziegenhain. Die Ohm entspringt am Vogelsberg bey dem Dorff Obernohm / fleußt ohnferrn von der Statt Homberg / die daher an der Ohm genent wird / durch einen lustigen Wiesengrund / durch daß Dorff Obern-Ofleiden / vnd förters nacher Nider-Ofleiden vnd Schweinßberg / dann auch auff Kirchhain / vnnd thut ferrner bey dem Dorff Kölbe in die Löhn sich ergiessen. Die Löhn hat ihren Vrsprung ein starck Meyl wegs vber Witgenstein / vnd fleusset vor Marpurg / Giessen / Wetzflar / Weylburg / Dietz / Nassaw / vnd ergeust sich bey Lohnstein in Rhein. Die Fulda entspringt nicht gar weit ober der Statt Fulda / laufft förters durchs Stifft

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: hahen
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_006.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2018)