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und Stiffterin / Abconterfeyung gesehen / etc. werden / etc. Und dieses auß dem gedachten Bruschio. Siehe aber auch von obgedachtem Verkauff Limnaeum de Jure publico lib. 5. cap. 7. num. 121. Anno 1632. ward Wonsidel / sampt Hochberg / von den Bayrischen / im Sommer außgeplündert; hernach im Herbst-Monat / sampt Rübnitz / von dem Frieländisch- und Gallassischem Volck / in brannt gesteckt. Anno 1640. hat der Oberste Rosen viel Proviant-Fuhren / und darbey zwey tausend Crabaten / bey Wonsidel angetroffen / sie in die Enge getrieben / und gar viel davon niedergemacht.

Was obgedachtem Fichtelberg anbelangt / und welches überauß hohes Gebürg von den Fichtenbäumen / so hin und wieder darauff wachsen / den Namen; So haben denselben Munsterus, in seiner Weltbeschreibung lib. 5. cap. 463. Matthaeus Quade in Teutscher Nation Herrlichkeit / cap. 62. pag. 109. Georgius Loysius in pervig. Mercur. seu, de Peregrinat. Observat. 176. und insonderheit obgedachter Bruschius, in einem eigenen Büchlein davon Anno 1542. gemacht / und E. E. Rath der Stadt Eger dedicirt / beschrieben; auß welchem letzten / weilen solcher Tractat nicht in jedermans Handen / wir nachfolgendes / Extractsweise / wie das Obere / hierher bringen wollen. Es sagt aber Brusch / unter anderm / also: Der Fichtelberg ligt in der alten Nariscen Land / oder im Norckau / welches Land zwischen der Thonau / Elb und Mäyn / gelegen / und an Bamberg / Nürnberg / Coburg / gräntzen thut / und jetzt das Voitland / die Ober-Pfaltz / das Egel-Ländlein / das Gebürg / und in der Peckler Art / etc. getheilet wird. Es stosst dieser Berg gegen Aufgang der Sonnen an Böhmen / gegen Niedergang an Francken / gegen Mittag an die Ober-Pfaltz und Bayern / gegen Mitternacht an Voitland und Thüringen: Strecket etliche Stuck / als Hörner / oder Aest / auch biß an den Böhmer-Wald hinan. Daher er auch von etlichen nit unrecht ein Marckstein / oder Grentz Teutschlandes gegen Böhmen ist genennet worden. Kein Römischer / oder alter Scribent / gedenckt dieses Bergs / dieweil die Römer mit ihren Kriegs-Waffen in dieses Land nicht kommen seyn. Conradus Celtes, und ich mit ihme / halten darfür / daß er sey ein Theil deß Schwartzenwalds. Umb Weissenstatt ist die Gegend am höchsten / darumb auch da gesunde Art gantzen Teutschlandes ist. Es hat aber offtgenannter Berg so viel Stück / Hörner / Seyten / und gleichsam Glieder / die sich in mancherley Land außtheilen / daß man diß kaum kan / oder mag erzehlen / unter denen sind doch diese Nachfolgende die fürnembste: Die Loßburg / oder Luchsburg / einer unüberwindlichen / wunderbarlichen und erschrecklichen Höhe / bey Wonsidel. 2. Die Cossein / darauß ein Flüßlein / auch die Cossein genannt / entspringet / welches bey Rebitz / dem Egrischen Marckt / sich in diese Trebnitz ergeust. 3. Der Schwartzberg / mit mancherley Metall fast berühmbt / nahend bey Kemmet einem Ober-Pfältzischen Städtlein. 4. Der Oelberg. 5. Die Flötz. 6. Der Berg zum Rotenfurt. 7. Der Geiersberg / umb welchen die warm- und kalte Steinach fliessen. 8. Sanct Conradsberg / bey Wonsidel. 9. Die hohe Metz / der Kümenberg / der Schifferstein / der Plattenberg / die Farenleuten / der Nußhart / der Schneberg / oder Schloßberg / welcher so hoch ist / daß man auch über das gantze Jahr Schnee droben findet. Bey obgenannten Bergen ligt auch die Heyd / ein Berg / darauß die Eser entspringt. 10. Der Mittelberg / nahend bey Kemmat gelegen. Dagegen stossen der Lutzelmäyn / die Kaltebuch / der Zweiffelstein / der Einsidel / der Peielstein und viel andere grosse Rucken und Glieder mehr. Diese Berge seynd alle mit Holtz auffs dickest bewachsen. Die Leuth hierumb seyn fromm / getreu / freundlich / aber doch fast grob / bäurisch / hart und starck Volck / das Hitz und Frost / ja alle Mühe und Arbeit wol leyden und ertragen mag. Oben auff dem Fichtelberg ist (wie man sagt) ein Fischreicher / und unglaublich tieffer See / zu dem man auch / sonderlich aber im Sommer / von Sumpfs wegen nicht kommen kan. Dieser See ist eine Grentz zwischen der Obern-Pfaltz und dem Marggräfischen Land / zwischen welcher Fürsten / Anno 1535. der Grentz halben ein Vergleich getroffen worden. Mit Gold / Silber / Eisen / und in Summa allerley der besten Metallen / mit Schweffel und Quecksilber / auch Perlen / ist dieser unser Berg / und gantz herumb ligende Gegend und Landschaft / allen andern Ländern und Gegenden / Teutschen Landes weit fürzuziehen / welches auch den weit von uns gelegenen Völckern / als Wahlen / Venedigern / Spaniern / unserer Land Kundschaffter / gantz wißlich und kundig ist; die sich etwann auch vernehmen lassen / daß man am / und umb den Fichtelberg / offt eine Kuh werffe mit einem Stein / der besser seye / dann die Kuhe. Es hat dieses

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_151.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)