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versetzet / übergeben / verwechselt / auch von eines Römischen Käysers / Königes und deß Reichs wegen umb Schulden oder andern Sachen willen nicht Pfandbar noch von jemand angegriffen werden / wie auch darbeneben insonderheit diese Freyheit und Macht haben solle / so offt es deroselben vonnöthen zu seyn bedüncken thut / einen Vogt oder gefreyten Richter / auß ihrem Rath oder Burgerschafft zu erwehlen / solchen auch ihrer Nothdurfft und Gelegenheit nach wieder zu urlauben und zu entsetzen.

Wegen frembder Kriege hat beydes die alte und neue Stadt jezuweilen mehr unschuldig erlitten / weder hier in kürtze mag gedacht / noch der Schaden so bald wieder ersetzet werden. Abelinus und Lungvvitzius in ihren durch den Druck außgelassenen Historischen Wercken / berichten in dem zu viel / daß die Stadt den 2. Octobris Anno 1631. da sie von Gustavo Adolpho dem König in Schweden eingenommen worden / demselben auch solle haben huldigen müssen.

Durchs Jahr lang werden allda 6. Niederlag und so viel Jahrmärckt wechselweiß gehalten / darunter sonderlich der auff S. Elisabethae Tag / als eine Meß / vermög Käysers Sigismundi de dato Constantz an S. Valentini Tag Anno Christi 1415. ertheilten Privilegii, auff 17. Tage lang zu halten gefreyet ist / welche zu Friedenszeiten wegen Bequemlichkeit deß Wassers und Landes / auß Hessen / Thüringen / Sachsen / Voitlang und Henneberg / wie auch unterschiedlichen und fast den mehrern Benachbarten / auch andern vornehmen Fränckischen und Schwäbischen Städten / vor diesem starck besuchet / und so woln dahero / als durch der Innwohner Handlung / Wein und Ackerbau / davon sie sich denn meinst nehren / die Stadt zimlich wieder erbauet worden / ungeachtet sie erst Anno 1554. den 13. Junij im Krieg zwischen Marggraff Albrecht / dem Jüngern von Brandenburg / und den Fränckischen Bund-Städten / bevorab den Bischoffen zu Bamberg / Würtzburg und der Stadt Nürnberg / wiewoln vermög deren auff deme in nechst darauff gefolgten 1555. Jahr zu Augspurg gehaltenen grossen Reichstag von damaliger Römischer Käyserlichen Majest. Carolo V. wie auch andern zuvorhero bey währender Belagerung allergnädigst ertheilten in offenem Druck stehender Zeugnussen / gantz unschuldiger weiß zu Grund verbrannt gewesen: Insonderheit ist neben der Brücken über den Mäyn / die Schul / das Zeughauß / wie auch Anno 1570. das Rahthauß zierlich / dann die Mühle mit 15. Gängen dergestalt wol erbauet / daß dergleichen an Mäynstrom nicht viel zu sehen. Und wenn einen Ort billich mehrers die Leuthe / als die Gebäu zieren / so mögen Conradus Celtes, der erste Teutsche Poet / Johannes Cuspinianus dreyer Käyser Historicus und Bibliothecarius, Henricus Sallmuth Professor und Superintendens zu Leipzig / dann Andreas Grundlerus und Johannes Synapius beyde der Artzney Doctores, Chur- und Fürstliche Professores und Archiatri, dieser Stadt wol zum Lob dienen / sintemal anderer zugeschweigen / diese vortreffliche Männer / als Schweinfurther Stadtkinder / und zwar Grundlerus deß in und ausser Teutschland in ihrer Kunst und erudition halb sehr berümbtesten Weibs / Olympiae Fulviae Moratae Ehemann gewesen / mit deren er auch so lang zu Schweinfurt gewohnet / biß im obgemeldten Marggräffischen Krieg und leidigem Branndverderben sie beyde von dannen gen Heydelberg vertrieben worden / allda Sie in Griegisch- und Lateinischer Sprach / so woln als Er publicè und privatim profitiret, und zwar hat man eben auß dieser Olympiae Schrifften / Epistolen und Carminibus anders mehrers von der Stadt Schweinfurth zu vernehmen / unnöthig auch unnützlich / alles anhero zu bringen; Allein stehet noch zu deroselben sonderbahren und höhern Lob zu gedencken / daß zu Schweinfurth eigentlich der allererste Religion-Frieden zwischen dem Käyser und den Protestirenden Ständen / welche dazumal 7. Fürsten und 24. Städte waren /mittelst Albrechten Ertz-Bischoffen und Chur-Fürsten zu Mäyntz / und Ludwig Pfaltzgrafens am Rhein Chur-Fürsten / auff den Anno 1532. im Aprili daselbst gehaltenen Convent getroffen / verglichen / und so balden darauff den 25. Augusti vom Käyser durch öffentliche Mandat zu Nürnberg bestättiget worden / wie beym Schleidano, Hortled. und Tom. 5. Isleb. Luth. zu sehen / etc.

Dieser Bericht ist uns von vertrauter Hand communicirt worden.

Siehe von deme / so gesagt / ausser obangezogenen Scribenten, Cyriacum Spangenberg / lib. 2. cap. 34. der Hennebergischen / und cap. 390. der Mansfeldischen Chronic; die Braunschweigische Chronic Buntingi, und Meibomii fol. 331. seqq. Crusium, lib. 11. part. 3. Annal. Suev. cap. 28. Thrasybulum Leptam, im Leben Herrn Graf Ludwigen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)