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Zierd / und Wolfahrt der Stadt / die Mauren besser hinauß geruckt; Nemlich vom Johanns-Thor an / biß an den Siberthurn / von dannen biß an das Röderthor / ferners biß an das Galgenthor / und von dannen biß an das Klingenthor; und An. 1408. die Stadt vom Siebersthurn / biß ans Cobozeller / und Spitalthor / erweitert. Und seynd in der Ringmauer folgende Thurn begriffen / als 1. der eusser / und innere Burgthurn / am Thor. Todtengräbers-Thurn / Closter-Thurn / Straff-Thurn an der Ecken. 2. Klingenthurn am Thor. S. Wolffgangs-Kirch / und die neue Pastey / Anno 1592. erbauet. Klingen- oder Fürbringers-Thürnlein. Darneben Pulverthurn. Der Henckersthurn. Kummereckthurn. 3. Galgenthurn am Thor. Thomasthurn. Weibersthurn. 4. Rödersthurn am Thor. Hochennersthurn. Faulthurn. Schwebelthurn / Ruckesser genannt. Groß- und Klein-Stern. 5. Spital-Thurn an dem Thor. Die Pastey allda Anno 1547. erbauet. Der Wißbader- und der Hunds-Thurn. Kalck-Thurn. Fisch- und Kahlenthurn. 6. Cobozellerthurn oberhalb dem Thor. Weiß-Thürnleins. Heintzlesthurn. Tauberthürnlein / im Johannser-Hof. Keß-Cammer in der Hell. Der Thurn bey deß Fürbringers Scheuren im Eck. Demnach auch die Stadt / ihrer Höhe halber / sonderlich in dürren Jahren / Mangel an Wasser gehabt / als haben die lieben Alten auch diesen Mangel ergäntzt / und den Herterich / oder S. Georgen-Brunnen / An. 1446. in die Stadt führen lassen / welcher im folgenden Jahr in einen höltzern Kasten geleitet worden; aber An. 1491. in einen steinern erstmals gangen; und Anno 1608. der jetzige Kasten von harten Steinen dahin gesetzt worden. Hält 1286. Eymer Nürnberger Eich / thut 107. Fuder 2. Eymer. An Rotenburger Eich aber 1071. und zwey drittheil Eymer / thut 89. Fuder 5. Eymer 21. und ein drittheil Maß. Ist acht Schuh hoch / und 13. Schuh tieff. Den Casten hat Michel Schenisberger Steinmetz; die Säul aber / und das Bild / Christoff Körner / gehauen. Im Jahr 1599. als man noch Mangel an Wasser hatte / und empfande / hat man den Klingenbrunnen in die Stadt führen lassen / und dem Teutschen Orden die Götzen-Mühlen / zu einem Brunnenhauß / abgekaufft. Der steigt nun 1400. Schuh hoch / vom Thal den Berg hinauff / biß auff den Klingen-Thurn / und fällt in einen Kupffern Kasten / von dannen theilt er sich in zween Hauptbrunnen. Der erste stehet auff der Capellen / der ander auff dem Viehemarckt. Sonsten seynd in der Stadt / als auffm Blönlein (dessen Kasten / sammt dem Bogen / und Trog / Anno 1607. gemacht worden;) Item in der Klinggassen / beym Schwartzen Adler / und bey dem Klingen-Thor; Item an der Johanniter-Kirchen / auch springende Bronnen / und 29. gemeine Schöpffbrunnen / ohne was die Burger in ihren Häusern haben / deren eine grosse Anzahl ist. Im Jahr 1373. hat E. E. Rath / und etliche alte erbare Geschlechter / auch andere Gottsförchtige Leut / S. Jacobs Pfarrkirchen angefangen zu bauen. Sie hat 12. Säulen / so den gantzen schweren Bau tragen; darneben zween hohe Kirch-Thürn / so 90. Ellen hoch / oben durchsichtig / und mit Gängen gezieret seyn. So ist der Obere Chor 24. Ellen hoch. Im Jahr 1453. hat man an dem hintern Chor / jetzt die Borkirchen genannt / den ersten Stein gelegt / und ist man mit solchem Gebäu Anno 1471. fertig worden. Auff dem Milch-Marckt stehet eine Capellen / im Jahr Christi 1404. vom Herren Peter Creglingern / dem ältern / Burgern zu Rotenburg / zu ehren der Heil. Jungfrauen Mariae gestifftet. Ist zuvor die alte Judenschul der Enden gestanden / und das Seel-Hauß / oder die elende Herberg / der Juden Tantz-Hauß gewesen: welches Seel-Hauß mit 2. Stuben / Küchen / und andern nothdürfftigen Dingen / darinn arme Leut / die dessen begehren / auff ein par Nächt / beherbergt werden / versehen / und wird denselbigen Saltz / Holtz / und Liecht / mitgetheilt / die Bett / und Bettladen / sollen die Pfleger zu S. Jacob erhalten. S. Wolffgangs-Kirchen vor dem Klingenthor hat grossen Ablaß; und stehet ob der Kirchenthür: Römischer Ablaß auff dem Christtag / Ostertag / Pfingstag / Dienstag nach Bartholomaei / S. Wolffgang / Aller Heiligen / unser Frauen Conceptionis, Annunciationis, jegliches Fest 1240. Tag. Auff dem Tag der Kirchweyh 2480. Tag / durch das gantze Jahr / alle Tag 40. Tag. Am Dienstag Bartholomaei kommen Jährlich die Schäfer auff 3. Meilwegs in Umbcrayß zu Rotenburg zusammen / gehen in der Procession in diese Kirchen / zur Predigt / von dannen in ihr Wirthshauß zum güldenen Lamm / als ihr sonderbare Herberg / machen sich lustig / und frölich / tantzen darnach auff dem Marckt etliche Stunde / und darff kein Handwercksbursch / ohne Erlaubnuß / mit ihnen tantzen / sonsten wird er in den obgedachten Röhrkasten / den Herterich / geworffen. Es haben die Juden / wie obangedeutet / auch allhie ihre Synagogen / Kirchen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)