Seite:De Merian Frankoniae 089.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sehr unsicher worden / haben die Teutsche Käyser eine Besatzung ins Schloß gelegt / und den Inwohnern gewisse Gesetz fürgeschrieben: Insonderheit Käyser Conrad der Erste / umb das Jahr Christi 912. welcher die Stadt alten verständigen Männern ehrliches Herkommens / zu regieren / und die Wälder von der Rauberey sauber zuhalten / befohlen: welche zu solchem Ende etliche Söldner angenommen und unterhalten / so täglichen die Wälder und Strassen durchstreifften / und wann sie schädliche Leuth anträffen / dieselbe in die Stadt führen solten; Inmassen bey der Stadt Nürnberg noch heutiges Tages gebräuchlich / deren auch solch Alt-Herbringen / mittler zeit von denen Römischen Käysern confirmirt / und in vim Commissionis perpetuae Lehens-weiß auffgetragen worden.

Umb berührter Ursachen willen / daß die Stadt Nürnberg der Rauberey mächtig gewehret / haben sich zu erwehnter Zeit auch viel Adeliche dapffere Geschlecht dahin gethan / durch welche die Stadt hernacher jederzeit in guter Policey und Ordnung erhalten worden.

Unter Käyser Ottone I.oder Magno, soll Anno 938. zu Nürnberg die erste Reichsversammlung seyn gehalten worden. Unter welchem Ottone I. wie auch beyden folgenden Ottone II. und Ottone III. die Stadt Nürnberg so weit zugenommen / daß etliche Graffen und Edle / und unter denselben sonderlichen die Graffen von Nassau / sich daselbsten nidergelassen / und gewohnet haben. Käyser Heinrich der II. hat sonderlich gern zu Nürnberg sich auffgehalten / und viel wichtige Reichs-Sachen daselbsten entscheiden lassen. Dergleichen wird vom Käyser Heinrich dem III. Anno 1050. gelesen.

Nachmals / als die beyde Käyser Heinrich der Vierdte und Fünffte / Vatter und Sohn / wider einander kriegeten / und es Nürnberg mit dem Vatter hielte / hat sie der Sohn / umb das Jahr 1106. belagert / und nach 31. Stürmen / so Er davor verlohren / endlichen über das Wasser herein an dem Ort / so man wegen der grossen Gegenwehr / die da geschehen / noch heutiges Tages im Obern- und Untern Weehr / nahe bey dem Dendelmarck / nennet / erobert / und wie theils wollen / alles / Jung und Alt in der Stadt erstochen / auch die Kinder in der Wiegen schleiffen und verbrennen lassen. Es wurde Nürnberg hernach Rudenberg genennt / und lag also 33. oder 34. Jahr öde / und obwoln theils meynen / es seye damals auch das Schloß erobert worden / so findet es sich doch auß den Jahrbüchern / daß solches eine Jungfrau blieben / und von einem dapffern Mann / Namens Gottfried / erhalten worden.

Unter Käyser Lothario hat sich dieser Ort wieder herfür gethan / und sonderlichen bey Regierung Käyser Conraden deß Dritten / sich stattlich erholet umb das Jahr Christi 1140. welcher auch 10. Jahr hernach / als Er auß dem Heiligen Land wieder ins Reich kommen / mit seiner Gemahlin gern daselbsten gewohnet.

Zu den Zeiten Käyser Carol deß Vierdten / umb das Jahr Christi 1350. ist Nürnberg gewaltig erweitert / mit neuen Mauren umbgeben / und folgends / wie jetzt zu sehen / mit doppelten starcken Mauren / weiten und tieffen Gräben / mächtigen Thürnen / stattlichen Brustwehren / Pasteyen und dergleichen bevestiget worden. Dero Thürnen sollen groß und klein 365. und zwar 183. grosse von Quatersteinen seyn / und stehen auff solchen grossen runden und starcken Thürnen die Stück zur Sicherheit. Sie hat 6. grosse starcke und wolverwahrte Thor / als das Laufferthor / Thiergartnerthor / Neuethor / Schloßthor / Frauenthor / Spitlerthor / und zwo Pforten / als das Hallerthürlein und Wöhrterthürlein.

Es werden in dieser Stadt 528. Gassen und Gäßlein / 4. Schlagklocken und 4. kleine Uhren / eylff steinerne Brücken und Steg / von grossen Werckstücken gehauen / 7. höltzerne Brücken und Steg / 12. Berg / zehen Märckt oder Plätz / da man allerhand feyl hat / auff die 116. oder 118. Schöpffbrunnen / 12. Röhrcästen / (ausser was für Wasser in der Burger Häusern ist / ) und 13. gemeine oder offene Bäder / darunter ein Gesundbad ist / gezehlet.

Das obgedachte Wasser die Pegnitz / so durch die Stadt rinnet / treibet 68. Mühlräder / ohne was sie bey den Schleiff- Pallier- Säg- Rothschmied- Papier- Drexelmühlen / den Drotziehern / allerley Hämmern / in- und ausser der Stadt vor einen Nutzen schaffet / und dabey auch Insulen / lustige Bleichen / spatzier- und ehrliche Spielplätz machet. Es soll diese deß Nordgaues Haupt-Stadt im Umbcräyß 8000. Schritt haben / so man auf 2. kleine Teutsche Meilen rechnen thut. Sie ist nicht gantz rund / sondern wie man wil / mit fleiß Eckicht erbauet worden / daß sie desto schwerer zugewinnen. Sie hat zwo Vorstätt / Wehrd / oder Marckt-Wehrt / und Gostenhoff.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_089.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)