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Fürth.

Vorhin ein schöner Nürnbergischer Marcktflecken / an der Rednitz / oder Regnitz / und eine kleine Meil von Nürnberg gelegen. Anno 1634. im Herbst / ist dieser Ort / von den Crabaten / biß auff die Kirch / und etlich gar wenig Häuser / abgebrannt worden. Die Pegnitz kommt von Nürnberg hieher / und fällt da in die besagte Rednitz. Der Zoll allhie solle nach Onoltzbach / oder Ohnspach[1] / gehören. Herr D. Leonhard Wurffbain / der Stadt Nürnberg Consiliarius etc. schreibe An. 1651. den 8. Mertz / an mich / daß etlicher Meynung nach / Käyser Carl der Grosse / ungefehr umbs Jahr Christi 790. in 800. Nürnberg zur Stadt angelegt haben soll / wie er auß dem Land zu Schwaben / durch das Nordgaw / auff Böheimb gezogen / und dieselbe Provintz mit Gewalt angegriffen; und ein Meilwegs von Nürnberg / gegen auffgang der Sonnen / bey einem Ort / genannt Furt / oder Uberfahrt / in Form seines damals gebrauchten Zelts / eine sonderbare noch auff den heutigen Tag stehende Capellam auffgericht haben soll.


Gaildorff.

Ein Städtlein / und schönes Schloß / den Herren von Lympurg gehörig / 3. Stund von Schwäbischen-Hall / oder eine starcke Meil gegen Schwäbischen Gmünd werts / und auff Schwäbischem Boden gelegen; daher auch dieser Ort allbereit unter den Schwäbischen Städten angebracht worden ist; wiewol er / seines Herren halber / zum Fränckischen Craiß gezogen wird. Welches wir dann allhie zu erinnern gehabt haben.

Von der Gaildorffischen Lini Reichs-Anschlag / siehe unten im Wort Speckfeld. Es ist allda in der Stadt-Kirchen / über der Cantzel / der Zustand der Christlichen Kirchen gemahlet zu sehen. Ist angethan mit einem schlechten zerrissenem Kleid: ihr Hertz ist offen / und entblöst / das Angesicht gibt Strahlen von sich / sie hat Flügel / mit den Füssen tritt sie auff dreyerley / als / auff eine Kugel / auff einen Menschen Kopff / und auff den Teuffel: Sie lehnet sich auff ein Creutz: In einer Hand hat sie ein Buch / darinnen stehet / Das Wort Gottes bleibet in Ewigkeit: in der andern Hand ein Rauchfaß: und dann / so weinet sie / daß ihr die Thränen über die Backen ablaufen. Anno 1641. den 10. 20. Januarii / ist ein Jud / Namens Moses Jacob / zu Lemberg / in Pohlen / auß dem Stamm Levi geboren / allhie getaufft worden; dabey sich damaln nachfolgende Lymburgische Kirchendiener befunden: als / Herr M. Georgius Albrecht / Superintendens: Christophorus Seufferlin / Pfarrer zu Sultzbach / und Hof-Prediger zu Schmidelfeld: M. Johan. Georgius Blessing / Pfarrer zu Vichberg: Albrecht Roschmann / Pfarrer zu Eschbach: Carl Roschmann / Pfarreir zu Euttendorff: M. Johann Kartner / Pfarrer zu Oberod: M. Ambrosius Gennicher / Pfarrer zu Gröningen: M. Johan. Jac. Gunckelin / Pfarrer zu Weltzheim: Mag. Johan. Mair / Diaconus zu Gaildorff.


Gefreß / Gfreß.

Ein Marggräffisch Culmbachischer Marcktfleck / am Weissen Mäyn / zwischen Hoff / und Bayreuth / nahend Wyrsperg / Presseck / Treges / Friedmansdorff / Leuten / und Weistadt / gelegen. Zwischen diesem Marckt / und dem Dorff Bischoffsgrün / so auch Marggräffisch / entspringt / bey Heydels / einem Dorff / auß einem Berg / die Heid genant / so ein Stück deß Fichtelbergs ist / die Eger. Käyser Sigismundus hat den Inwohnern / und Leuten / der Märckte / Neustat / Steinbach / zu Gefreß / zu Stauff / und zu Eysolden / und in dem Ampt zu Liebenau / die sondere Gnad gethan / daß sie in jeglichen der ehegenannten Märckten / Stöcke / und Galgen / haben / und böse übelthätige Leut richten und urtheilen sollen / und mögen / als recht ist.


Geltersheim.

Ein Würtzburgisches Dorff / ins Ampt Werneck gehörig / und nur ein halbe Meil von der Stadt Schweinfurt gelegen; darfür Hulfius 2. Meilen setzet / dessen andere Reise von Bamberg / auff Würtzburg / wie sie in dem Fido Achate, p. 376. stehet / gantz unrichtig / sonderlich von Schweinfurt auß / auff Geltersheim / und Carlstat. Und müste einer wol zweymal vor Würtzburg gleichsam vorüber ziehen / und zum dritten mal erst da einkehren: wie Herr Petrus Francus erinnert. Gorop. Becanus, Francicorum lib. 3. fol. 66. wil / es habe Geltersheim von den Geltern den Namen / und Francus seinen Francken / und Soldaten / so er auß Gelterland mit herauß geführt / ein Stück Lands außgetheilet / welche dann dieses Geltersheim / von dem Namen deß Volcks / erbauet. Anno 1645. hatte Königsmarck das

  1. Ansbach
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)