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Tags die Inwohner Francken genannt werden: So geleben wir der gebührenden Hoffnung / es uns / daß wir dieselbe allhie einbringen / nicht übel werde gedeutet werden; Zumaln hierdurch niemands sonsten etwas vergeben / praejudicirt / oder concedirt wird / dessen wir uns dann auch hiemit außdrücklich bedingen. Was nun die Hauptstadt dieses Ländleins / namlich Coburg / anbelangt; So ist vor wenig Jahren eine Beschreibung derselben in den Druck kommen; welche wir auch in diesem zu behalten für rathsam befunden haben. Es lautet aber dieselbe also: Die Fürstliche Stadt Coburg ist eine auß den ältesten / welche in Franckenland zu finden seyn / und dannenhero kan man nicht eigentlich wissen / von welchem / oder zu welcher Zeit / sie anfänglich sey erbauet worden / ist auch diesesfals nichts gründliches auß den Historien zu schöpffen. Allein wird dieses / als ein ruhmwürdiges Stück billich angezogen / daß der vortreffliche Mathematicus, und Weltbeschreiber Claudius Ptolomaeus lib. 2. (cap. 11. Geographicae enarrationis, dieser Stadt / wiewol mit einem Griechischen Namen / welcher sich mit dem jetzigen Teutschen / wo nicht gantz / doch gar nahe vergleichet / gedencket / und Melocavum, (al. Melocabus) heisset / inmassen viel gelehrte Leut davor halten / und mag auch umb die Gegend deß Mäyns dergleichen Ort / welchem solcher Name gebühre / nicht gefunden werden. Es setzet auch gemeldter Ptolomaeus, dem Astronomischen Gebrauch nach / ratione longitudinis, die position der Stadt auff 30. 31 (in einem Exemplar stehen 31. 30.) wie sie auch ratione latitudinis auff 50. 20. sich erstrecke / fast allermassen / wie man heutiges Tages zu setzen pflegt. Und weil Ptolomaeus gelebt hat im Jahr Christi 147. wäre sölcher gestalt der Stadt Coburg vor 1479. Jahren (nemlich von der Zeit an / da diese Beschreibung verfertiget) gedacht worden: Zumaln / weil auß Beschaffenheit deß gantzen Itzgrundes (so vom Wasser Itz / oder Itsch / so allhie in die Crempe kommt / den Namen) noch heutiges Tages zu spühren / daß wegen der schönen Gegend / an Feldern und Wiesen / wie auch lustigen Wäldern / der Ptolomaeus keinen andern Ort / als Coburg / habe verstehen können. Andere Scribenten haben verzeichnet / wie etwa vor 346. Jahren zu Coburg ein Scheffel Korn umb 22. Prenning / ein Henne umb 2. Pfenning / und der Wein ein sehr weniges gegolten; Wie dann imgleichen 27. Viertel Habern umb 1. fl. sind verkaufft worden: darauß gegen jetziger Zeit dieser Stadt Wohlstand in etwas zuvernehmen. In dem Jahr 1348. (Al. 1345. et 47) ist die Stadt Coburg noch der Graffschafft Henneberg einverleibt gewesen; Wie dann auch nach der Stadt Coburg eine vornehme Linien im hochgedachtem Fürst- und Gräflichem Hause ist genennet worden. In demselbigen Jahr ist sie / bey Vermählung Fräulein Catharinae / Herrn Heinrichen Gravens zu Henneberg Tochter / zu dem Hochgebornen Fürsten / Hertzog Friederichen / dem Strengen oder Admorso, wie die Historiei zu reden pflegen / Landgraven in Thüringen / Marggraven zu Meissen / und Osterland / an das hochlöbliche Chur- und Fürstliche Hauß Sachsen kommen / und unter desselben Schutz / durch Gottes Gnaden / verblieben. Man findet auß alten Urkunden / daß zu Coburg die Pflege von Gräflichen / und vornehmen Ritters-Personen / in massen auch die Vogtey von Herren Stands-Personen / zu Zeiten ist bedient / die Schösserey aber / und Burgermeisterlich Ampt / von etlichen vom Adel / verwaltet worden. Neben diesem ist auß alten Urkunden zu sehen / daß Coburg eben mit denen Freyheiten begnadet gewesen / welche heutiges Tages deß H. Röm. Reichs Stadt Schweinfurt in Francken hat / und mit ihrem Lob erhalten. Umb das Jahr Christi 1430. als die Hussiten auß Böhmen in das Franckenland fielen / Culmbach und Bayreuth / ansteckten / und dem Stifft Bamberg / mit unabtreiblichem Gewalt / zusetzten / und aller Orten überauß grossen Schaden verübten / solcher Gestalt / daß der Bischoff sich mit Geld abkauffen muste / auch allenthalben grosse Furcht war / hat die Stadt Coburg in grosser Eil zur Gegenwehr sich gerüstet / und an Mauren / Zwingern / Gräben / und andern Kriegszeug / derselbigen Leufften Gelegenheit nach / viel Unkosten auffgewendet: und vermuthlichen ist es eben dieselbige Arbeit / welche heutiges Tages noch stehet. Was aber die Hussiten / zwar mit ihrem grossen Glück / aber der Benachbarten Landverderbung / vor grossen Schaden gethan / ist daher abzunehmen / daß in Coburgischen Documenten der Hussiten Flucht gedacht wird / dieweil nemlich / wegen der Hussiten / jederman geflohen / in bewahrte Stätt und Schlösser / oder / in Mangelung derselbigen in die Wälder sich salviret hat / und wird in den Bömischen Historien / welche die Krieg der Hussiten beschrieben / der Coburgischen Gegend außdrucklichen gedacht. Sonderlich ist dieses auch zu mercken / daß in den dreyen Feldzügen / welche wider die Böhmen auß Teutschland sich geschehen /

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Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)