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dahin kommen; Sie haben aber auch ihre besondere Orth / da Sie zusammen kommen / und trincken. Dann man zehlet alhie über die 30. Sorten Bier / deren etliche die Stadt selbsten brauet / unter denen sonderlich das Juncker- und Doppeltbier trefflich gelobet / und hochgehalten wird. Obgedachter Philip. Cluverius schreibet lib. 1. Germ. Antiq. c. 17 daß Er eines von 60. Jahren alt / so gar schwartz und dick gewesen / gesehen; welches man nicht mehr für den Durst / sondern zu den Kranckheiten gebraucht habe. Gleich den Marck hinab / ist die Wage / nächst am Wasser / ein gros schön Gebäu / so sampt andern schönen Häusern herum / dem Marck ein schön Ansehen gibt. Wann man die Gassen oben am Marck hinauß gehet / so ist bald auff der rechten Hand ein herrlich schön Zeughauß / so unten durchauß gewölbet / und ruhen die Gewölbe auf vielen Pfeilern. Hat einen grossen Umbfang / und gegen der Stadt 2. schöne Wendelsteine in die Gemach hinauff: und ist zwischen solchen das grosse Thor / welches gar künstlich von grossen Quaderstücken auff Römisch gebauet. Die schöne Mühl auff der Raden / mit 18. Gängen / ist auch zusehen / welche alle Stund einen Vngerischen Gulden / oder Ducaten / der Pfund- oder Zoll- und Rent-Cammer / einträgt; wie abermals Frölichius d. lib. 3. p. 409. bezeuget. Ingleichem ist der Juncker-Garten / und in solchem der sehr schöne Brunn wol zusehen; wie auch die Korn-Speicher. Und ligen sonderlich über der Motlau-Brücken / in der grossen langen Vorstadt / Schotland genandt (so ihr sonder Gericht / und Recht / damit Danzig nichts zuthun / als die den Bischoff von Cuja / wie Chytraeus lib. 29. Saxon. fol. 816. und Lundorpius lib. 30. continu. Sleidani Pag. 779. sagen / gehörig ist / hat) viel hundert Speicher / oder Schütthäuser / so meistentheils 5. auch 6. Böden über einander haben / und gar schön von Stinen auffgebauet seyn: und sollen bißweilen alhie über 15. Tonnen Golds wehrt Korn im Vorrath ligen. Es hat / wie einer berichtet über die gedachte / auch noch andere 2. Vorstädte / darunter Neugarten / beym hohen Thor gelegen / ist / daselbsten es schöne Lustgärten / und Häuser / in grosser Anzahl hat / dann deß Volcks alhie ein grosse Menge ist / nicht allein Teutsche / deren die meisten / sondern auch Polacken / die sich der Handthierung halber da auffhalten. Und ist die Polnische Sprach in der Stadt fast so gemein / als die Teutsche. Viel Leuthe / sonderlich die Arme / wohnen unterm Boden in den Kellern. Und gleichwol / bey einer solchen grossen Menge lebet man undereinander friedlich. Die gröste Gewerbschafft alhie ist / wie oben angedeutet / mit Getreid / also / daß man dafür hält / das Jährlich 365. tausend Last desselben da verkaufft werden. Man handelt da auch mit Holtz / und Bier. Auß Reussen kommet hieher allerley Fell- und Beltzwerck: auß Dennemarck allerhand gesaltzene Fische: auß Engeland das köstliche Tuch: auß Niderland / Portugal / Hispania / und Franckreich / Gewürtz / und allerley Wein / dessen / wie man sagt / offt soviel daselbst / oder mehrers / als frisches Brunnenwasser zufinden. Vnd holen die Polen / so deß Korns / und anderer Victualien / ein unglaubliche Menge stätigs zuführen / den Wein / und sonderlich den Malvasir alhie / hergegen ab. Auß Italia kompt die Seidenwaar / wie auch von andern Orthen. Daß daher diese Stadt nicht allein wegen ihrer Grösse / Reichthum / Gewalt / Veste / sondern auch so grossen Handelß halber / unter den vier außschreibenden Hansee-Städten eine nicht unbillich ist; so die übrige in Preussen / und Lifland / zubeschreiben / oder zuerfordern / Macht hat: wie Sie dann auch zu unterschiedlichen Potentaten ihre Abgeordnete / deß Handels / und Gewerbschafft halber / mit den andern HanseeStädten geschickt hat. Dann ob Sie schon / wie oben gemeldt / unter der Cron Polen; so hat Sie doch / als eine freye ReichsStadt / ihre sonderbare Freyheiten / welche obgedachter Werdenhagen / in Partis 4. Antegressu, fol. 513. seqq. erzehlet. Sie hat ihren Sitz in Polnischen Reichs-Rath / und eine Stimm bey Erwöhlung eines Polnischen Königs; und wird selbsten durch Burgermeister / und Rath regiert. Ihr Regiment ist Aristocratisch / wiewol mit der Democratia temperirt. Dann es 3. Ordines hat. Der Erste Stand ist der Rathsherren / namlich 14. deß Raths / und 4. Burgermeister / auß welchem der König in Polen Jährlich einen Burggrafen erwöhlet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_431.png&oldid=- (Version vom 6.5.2023)