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Wandels / bey jederman grossen Ruhm. Die Griechische / oder vielmehr Reussische / und andere frembde Kauffleuthe / haben sich auch zu ihnen gethan / und dadurch die Stadt mit über die massen grossem Reichthum erfüllet / also / daß ihre Stadt-Thor / wie man saget / von Ertz / und Glockengut / bereitet / und das Silber so gemein geworden ist / daß man es zu gemeinen / und ungeachteten Sachen verbrauchet hat. Diese Stadt Wineta ist im Lande zu Usedom 2. Meilen von Wolgast / beym Ausfluß der Peene / gelegen gewesen / und sihet man noch heutiges Tages bey stillem Wetter mitten im Meere / gegen Damerow über / eine halbe Meil Wegs vom Ufer / wie die Gassen in einer schönen Ordnung ligen / und das Theil alleine dieser Stadt / das man unter dem Wasser sehen kan / ist grösser / als der Begriff der Stadt Lübeck / anzusehen. Diese mächtige Stadt soll endlich / wie Crantz. saget / in grosse Bürgerliche Uneinigkeit gerathen seyn / dann weil Wenden / Wandalier / und Sachsen drinnen wohneten / hat ein jeglicher den Vorzug haben wollen; und die Wandalier haben Haraldum den König von Schweden / und Hemming den König von Dennemarck / zun Zeiten Caroli deß Grossen (umbs Jahr Christi 796. ungefähr /) zu Hülffe wider die Wenden geruffen; welche dann auch sich auffgemachet / und die Stadt Winetam sollen zerstöret haben / doch hat wol das Meer den grössesten Schaden dabey gethan / dann dasselbige ist ausgerissen / hat ein groß Theil von den Pommerischen Ländern versencket / und zugleich der Stadt Winerae den Garaus gemachet. Durch solche mächtige Fluten / und Ergiessung deß Meeres / haben unsere Pommerische Länder unterschiedliche mal grossen Schaden gelitten. Und halt ich darfür / daß da jetzund der Pommerische Boden voll Wasser liget / zwischen Rügen / und der Garoischen See / wol vorzeiten schöne Landschafften gewesen seyn; insonderheit weil Ptolomaeus noch zu seiner Zeit / von keiner Krümme deß Pommerischen Meeres gewust. Also / da jetzund das grosse Haff mit Schiffen besegelt wird / ist zuvor Land gewesen / und hat man darauff gepflüget / und gesäet. Und es wissens die so an solchem grossen und frischen Haff wohnen / daß noch immer fort das Land sich mehr und mehr wegspühlet / und das Wasser weiter umb sich frisset. Die Schiffleuthe bekennens auch / daß der Boden eine Anzeigung deß versunckenen Landes von sich gebe. Und dieses saget abermals unser Autor. Aber wieder auff Usedom zukommen / so ist es Micraelius d. lib. 2. p. 221. seq. von der oberwehnten Belager- und Eroberung dieser Stadt / von den Dähnen / und Polen / beschehen / zulesen. Als Bischoff Otto von Bamberg wieder aus Pommern nach Hauß zoge / so hat diese grosse Stadt Ußdom / in seinem Abwesen sich zum Christenthum begeben. Und da er umbs Jahr 1128. wieder in Pommern kam / so haben sich alhie / im Pfingst-Fest / Gräfflich / Adelich / und andere vornehme Personen / so auff dem Landtage alda versamlet waren / tauffen lassen. Anno 1183. ward Usedom vom König aus Dennemarck vergebens belagert. A. 1630. hat der König aus Schweden bey dreytausend Mann auff der Insul Usedom aussitzen lassen / fand aber da keinen Widerstand / und nahm solchen Orth Landes / von sechs Meilen in die Länge / unverhindert ein. D. Daniel Cramer / in seiner Pommerischen Kirchen-Histori / darinn er auch von theils der obern Sachen zulesen / schreibet lib. 2. c. 27. Usedom ist ein beflossen Land in Pommern / welches dem Wollinischen Werder zunächst an der Seiten ligt / und durch die Schwyne / welche zwischen beyde Länder hinfleust / an die Ost-Seiten / abgescheiden wird; gegen Sudosten stösset das Frisch-Haff daran; gegen Suden gehet die Peene; gegen Westen ligt das Land zu Rügen; Nordwerts gehe die Balthische offne See / etc. Anno 1637. bekamen die Käyserischen / nach Einnehmung der Schantze bey Peenemünde / etliche Böthe / und Kahne / zu Hand / setzeten etliche Reuter und Knechte / bey zwey tausend / in Eil / auff diese Insul / bemächtigten sich derselben / und macheten die / so sich nicht auff die Swyne retirirten zu nichte. Weil aber hiedurch die Seepässe der Stadt Stetin in grosser Gefahr stunden / wolte General Banier hierzu nit still sitzen / begab sich eilfertig auff Wollin / ließ auch etliche Schiffe von Stralsund / durch Ammiral Blumen herzuführen / und stellete sich in solche Verfassung / daß die Käyserlichen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_369.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)