Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 326.png

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war. Endlich kamen / durch Beförderung der Fürsten / Sächsische Völcker darzu / und legeten die Stadt in einen 3. oder fast viereckigtem Grund / also daß S. Peters Kirche ausser der Ringmauren / nebenst den Wycken / und Lastadien blieb / in denen doch vorzeiten die Stadt meistentheils bestand. Doch sind folgende Zeit die gemeldte Wycken / deren eine die Oder / die ander die Unterwycke heisset / und die grosse- und Schiffbauer Lastadie / zimblich Volckreich geblieben / und ehe jetzige Kriegsfluten so wol andere / als auch diese Stadt / in bekantes Abnehmen gebracht / sind auf der Niederwycke 137. auff beyden Lastadien 372. auff der Oberwycke 280. fürm Mühlenthor auch etliche Häuser gezehlet worden. Es liget diese Stadt sub latit. 53. 27. et longit. 38. 45. in einer sehr lustigen schönen Gegend / an einem etwas erhabnen Hügel / davon ein Theil der Oltböterberg heisset beym Fürstlichen Schloß / der ander der Rödenberg / beym Passowischen Thor. An der Seite leuffet die Oder in vier Strömen / darunter man den / so gerade die Stadt berühret / und in den Damantzke fället / die Oder eigentlich heisset / die andere werden genannt die Parnitz / die grosse und kleine Regelitz / und fallen alle in den Dammischen See. Nebenst diesen Oderströmen sind noch andere schöne Fischreiche Wasser der Stetinischen / als der lange Graben / die Wreckernick / die Breitefahrt / der Duntzke / so bey der Fleischhauer-Wiese bey Stetin hinauf in den Dammischen See gehet; Der Mellensee / am Mellen / und Schultzenwerder; die Schwante / so in die Golnowische Fahrt gehet / die Weddersat / der Schwantevitz oder Steinfahrt / biß für den hohen Krug / die Pölizische Fahrt / und alle andere Ströme / und Graben / so zwischen der Oder / der grossen Regelitz / und Damantzke / ligen. Uber besagte vier Oderströme / und dann über die Plöne vorm Damm / müssen sechs Brucken gehalten werden / unter welchen die lange Brücke 210. Nürnbergische Eln hält / die Parnizische 179. die kleine Regelitz 55. die Zollbrücke 313. die Plönerbrücke 31. die Baumbrücke 210. und jede Brücke ist 24. Schuh breit. Zwischen diesen Brücken ist ein Steindamm / naher der Stadt Damm zu / einer gantzen grossen Meilwegs lang gemachet / auff dessen mitten das Zollhauß geleget / und wolbevestiget ist. Man findet in der Ringmauren wolgebaute Kirchen / unter denen ist der Thum zu S. Marien / im Jahr 1261. von Barnimo I. und seiner Gemahlin Mechtilde erbauet / und gestifftet. Demselben ist endlich der Thum zu S. Otten incorporirt / und von beyder Einkommen viel Praebenden wolverdienten Leuten gereichet worden / und noch darzu das herrliche Kleinod deß Landes / das Fürstliche Paedagogium, Anno 1541. gestifftet / darinn den Rectorat / mit gutem Ruhm bißher verwaltet haben / Antonius Waltherus, Casparus Langsiedel / Matthias Wolffius, Martinus Rhohus, Conradus Bergius, Salomon Gesnerus folgends Professor zu Wittenberg / Christophorus Hunichius, und Martinus Leuschnerus. Die Schloßkirche ist eben die alte S. Otten Kirche / vom Barnimo III. im Jahr 347. erbauet und mit anderer Manier / an der alten Stadt / von Hertzog Johann Friedrich an dem Schlosse außgeführet. S. Jacobskirche ist von einem Bambergischen Edelmann / Beringer genannt / erstlich im 1187. Jahr gar prächtig angeleget / gebauet / und mit zweyen Dörffern / Cletzkow / und Grieben / zu Unterhaltung etlicher Münche / dotiret / auch mit einem Priorathause bewidmet. Diese Kirch ist immerfort in gutem Stande / durch fleissige Auffsicht der Vorsteher / geblieben / und herrlich ausgeschmücket; inmassen nicht allein in nächst-verstrichenen Jahren beyde Orgeln / die Cantzel / der Rathstul / der Altar / Tauffe / die Bibliotheck / das Gestell zur Music / das künstliche Uhrwerck hinter dem Chor / theils neu angerichtet / theils mit grossen Unkosten ausgestaffieret seyn; sondern auch der Thurn / als der Bau / den man daran im 1604. Jahr verrichtet / nit beständig war / im 1636. Jahr stärcker / und noch etliche Schuh höher / als zuvor / auffgeführet ist. S. Nicolai Kirche ist von den Kauffleuten im 1335. angerichtet: der Thurn aber daran ist erst im Jahr 1576. in jetziger Form erbauet. S. Johannis Kirche hat Mechtildis / die Fürstin / im Jahr 1210. neben einem schönen Closter daran / zugerichtet / welches den armen Burgern / so darbey

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_326.png&oldid=- (Version vom 29.3.2023)