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Der schneidigste Kavallerist der Armee war zu jener Zeit Leiter der Reitschule, und der Kursus der Stabsoffiziere hatte gerade eine große Zahl der besten Reiter nach Hannover geführt. Kraft und Kühnheit, Lebenslust und Leichtsinn gaben sich ein Stelldichein; der Tretmühle des Kasernenhofdienstes entronnen, von der Familie entfernt, die mehr als alles andere an die schmerzvolle Würde des Alterns erinnerte, feierten all diese reifen Männer ein stürmisches Wiedersehen mit der Jugend. Sie tranken und spielten die Nächte durch und saßen beim Morgengrauen wieder im Sattel; sie fanden sich strahlend und heiter, ihrer eigenen grauen Haare spottend, zur üppigen Mittagstafel ein und tanzten abends ausdauernder als die jüngsten Leutnants. Ich war das einzige junge Mädchen in diesem Kreis, und der Verkehr inmitten dieser bunten Gesellschaft, die die Kavallerie ganz Deutschlands vertrat, war um so ungezwungener, als der Gedanke, der sich sonst störend und trennend zwischen die männliche und die weibliche Jugend schiebt, – „Kann er mich heiraten?“ – „Ist sie eine Partie?“ – hier nicht aufkam, wo jeder Mann – wenigstens solange er in unserer Gesellschaft war – den Trauring am Finger trug.

Ah, wie gut tat es doch, wieder fröhlich zu sein! Zu vergessen – im Lebensrausch der Stunde!

Einmal war ein kleiner sächsischer Husar mein Tischnachbar – „Herr von Egidy“, hatte man ihn mir vorgestellt, – und ich hatte die gedrungene Gestalt mit dem runden Schädel kaum im Gedächtnis behalten. Jetzt fielen mir plötzlich ein paar große blaue Augen auf, die mich mit einem so reinen Ausdruck anstrahlten, wie er

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/449&oldid=- (Version vom 31.7.2018)