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seitlicher Kapellenanlagen übertragen ist, die hinwiederum in halber Höhe durch auf flachen Bogen eingespannte Emporen mit Balluster-Geländern ausgefüllt sind. Die Gurtbogen des Tonnengewölbes und die zwischen diesen errichteten Bogen der seitlichen Kapellen ruhen auf Wandpilastern mit reichen, korinthischen Stuckkapitälen, hohen Architraven und ungemein kräftigen, beinahe zu schwer und drückend wirkenden Hauptgesimsen. Die Gewölbeflächen und Zwickel dazwischen sind mit nicht sehr bedeutenden Gemälden dekorirt, welche von schnörkelndem, der freien Bewegung ermangelndem Stuccaturwerk umrahmt werden, das ohne jeden Einklang mit der energischen Architektur, namentlich im Gegensatz zu den massigen Wandpfeilern und ihren Gesimsen, dünn und unruhig wirkt.

Die Ausstattunginnere Ausstattung (Altäre, Kirchengestühl und Beichtstühle) stammt aus den Jahren nach der Erbauung der Kirche, zum Theil auch erst aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und zeigt die gewöhnlichen, handwerksmässigen, bisweilen etwas theatralisch wirkenden Formen. Auch die Kanzel ist ohne bedeutenderen Werth, ebenso die an den Wandpilastern auf Konsolen stehenden acht Figuren Zähringer Fürsten.

Der durch hohe Fenster beleuchtete Chor wird vom Langhause durch ein vorzüglich gearbeitetes, reiches, schmiedeeisernes GitterGitter abgeschlossen, das der Abt Ulrich, nach der an ihm angebrachten Jahreszahl 1728, offenbar von dem Meister, der auch das Schmiedewerk des Hauptportals fertigte, herstellen liess.

Abt Philipp Jacob zierte den ruhig und gross wirkenden HochaltarHochaltar, dessen Gemälde indess mittelmässige Arbeiten sind, i. J. 1770 mit einem neuen, reich geschnitzten und vergoldeten Tabernakel. Unter seiner Regierung wurden weitere zwei Jahre darauf 1772 die einfachen, aber gut gearbeiteten ChorgestühleChorgestühle zu Seiten des Vorchors aufgestellt, während die im Hochchor seitlich des Hochaltars gelegenen Grüfte der Familie des Klosterstifters bereits 1768 von dem Gypser Vogel und Bildhauer Heer mit EpitaphienEpitaphien in Kunstmarmor geschmückt worden waren.

Diese nicht bedeutenden, aber würdigen beiden Denkmale gleichen einander, sind dreigetheilt und zu Seiten der mittleren Inschriftplatte mit den Phantasiegestalten je zweier fürstlichen Personen geschmückt, die in Nachahmung mittelalterlicher Grabsteine in Lebensgrösse auf den Platten zu ruhen scheinen. Auf dem darüber hinziehenden Gesims finden sich in runden Barockrahmen die Porträts von je drei weiteren, hier beerdigten Gliedern des Hauses Zähringen angebracht und darüber, das Ganze bekrönend, grosse Allianzwappen unter dem Fürstenhute, umgeben von Kriegsemblemen und klagenden Putten (vergl. Tafel XXX).

Die Inschriften (Mayer S. 152 f.) lauten folgendermassen:

Auf der Evangelienseite:


STA
VIATOR!
ET LEGE QVAE LEGISSE
NON POENITEBIT
IN
HVIVS MVRI FORNICE
CONDITI QVIESCVNT
MONASTERII S. PETRI IN SILVA NIGRA
FVNDATORES ET DOTATORES

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_415.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)